In Erziehung und Leiterschaft

Wurzeln und Flügel mitgeben

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Mirja Zimmermann-Oswald
«Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.» Über dieses Zitat schreibt die Mirja Zimmermann-Oswald in ihrem Leiterinnen-Blog auf «More than pretty». Das Prinzip von Wurzeln und Flügeln lasse sich auch in der Leiterschaft umsetzen, ist die reformierte Pfarrerin überzeugt.

Eine Freundin von mir, welche als Kirchgemeinderätin auch gleichzeitig meine Vorgesetzte ist, brachte bei einer kurzen Besinnung folgendes Zitat wieder einmal zur Sprache: «Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.»

Wurzeln als Fundament und Flügel zum Ausprobieren

Wurzeln brauchen sie, damit sie geerdet sind. Kinder brauchen ein Fundament. Wir können ihnen das in Form von Vertrauen, Werten und Zuwendung geben.

Flügel brauchen sie, damit sie Dinge ausprobieren, damit sie ihre Kreativität ausleben und eigene Wege erkunden können.

Anwendung: Schwieriger als gedacht

Als Mutter merke ich immer wieder, dass dies gar nicht immer so einfach ist, wie es tönt.

Denn Kinder brauchen auch Grenzen. Wenn wir sie machen lassen, was sie wollen, wenn sie jederzeit alles haben dürfen, was sie möchten, dann schaden wir ihnen genauso, wie wenn wir ihnen alles verbieten, was ihrer kindlichen oder jugendlichen Fantasie entspringt. Oder sie ständig beobachten, im Glauben, so verhindern zu können, dass ihnen etwas passiert.

Wenn meine Tochter zu mir kommt, weil sie sich das Knie zum x-ten Mal aufgeschürft hat, dann nehme ich sie in den Arm und tröste sie, reinige die Wunde und gebe ihr ein Pflaster. Ich zeige ihr meine Knie, welche noch heute Narben meiner Kindheit aufweisen, und mache ihr Mut nicht aufzugeben.

Trösten, ermutigen und noch einmal versuchen

Genauso möchte ich auch als Leiterin unterwegs sein. Ich möchte Menschen die Möglichkeit geben Neues auszuprobieren, möchte sie ermutigen Verantwortung zu übernehmen. Das ist der einfachere Teil. Sie sollen jedoch auch fallen dürfen und ich möchte da sein. Sie in den Arm nehmen, sie trösten und ermutigen weiter zu machen, es noch einmal zu versuchen.

Das ist jedoch gar nicht immer so einfach. Gerade in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sind viele Erwartungen und Vorstellungen da. Die Eltern, welche ihre Kinder bringen und erwarten, dass die Leitenden fehlerlos sind und jederzeit alles im Griff haben. Die Eltern der Jugendlichen, welche nicht verstehen können, weshalb ich ihr Kind als Mitleiter anfrage – da müssen doch ausschliesslich erfahrene Leitende mit.

Glaube und Vetrauen als Wurzeln

Jesus hat Fischer und Handwerker, Zöllner und Frauen zu seinen Jüngern und Jüngerinnen gemacht. Er hat ihnen Vollmacht gegeben und sie ermutigt in seinem Namen unterwegs zu sein. In der Welt zu wirken. Sie hatten Wurzeln, ihren Glauben, das Vertrauen, welches Jesus ihnen gab. Und sie bekamen Flügel um in die Welt zu gehen und das Evangelium zu verkündigen.

Zum Blog:
More than pretty

Zum Thema:
Ein neues Leben in Äthiopien: Sterben, um wirklich zu leben
Susanna Rychiger: Die Todesangst
Gedanken aus dem Alltag: Das Wundermittel

Datum: 05.11.2019
Autor: Mirja Zimmermann-Oswald
Quelle: More than pretty

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