Sexualerziehung: Just do it

Kinder bestmöglich vor Missbrauch schützen

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Zahlreiche Bilderbücher, Ausstellungen und Kampagnen ermutigen und trainieren Kinder darin, «Nein» zu sagen, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Dies ist unbestritten wichtig, aber keinesfalls umfassend genug, wenn es um die Prävention von Kindesmissbrauch geht.

Kinder vor Missbrauch zu schützen, ist unbedingt notwendig. Wichtig ist dabei, dass die Verantwortung von den Erwachsenen übernommen und nicht ans Kind delegiert wird. In vielen Fällen ist «Nein sagen» schlichtweg eine Unmöglichkeit und niemals ist das Kind schuld, wenn Erwachsene sich nehmen, was ihnen nicht zusteht.

Gesundes Misstrauen statt blindes Vertrauen

Übergriffe finden statt und kein Umfeld ist davon ausgenommen. Missbrauch geschieht im öffentlichen Raum, in Vereinen, Schulen, Kirchen und leider auch genau da, wo Kinder eigentlich geborgen und sicher sein sollten: in der Familie. Zu denken «Bei uns würde das niemals vorkommen», ist nicht nur realitätsfremd, sondern kindsgefährdend. Wer Übergriffe verhindern will, muss aufmerksam und bereit sein, dem Wohl des Kindes absolute Priorität zu geben. Auch da, wo dies mit Schmerz und Gesichtsverlust verbunden ist. Sich einzugestehen, dass der Ehepartner, ein naher Verwandter oder eine befreundete Person übergriffig ist, erfordert viel innere Kraft, Mut und die Entschlossenheit, niemals ein Kind den Erwachseneninteressen zu opfern. Dasselbe gilt für Situationen, wo Vorgesetzte, Trainerinnen oder andere «Förderer» des Kindes involviert sind. Kein Verein und keine «Aufstiegschance» ist es wert, Missbrauch zu decken und dadurch ein Kind im Stich zu lassen. 

Nicht beschönigen oder zudecken

Wer sein Kind schützen will, tut gut daran, in der eigenen Familie ein Klima von Offenheit und gesunder Konfrontation zu pflegen. Kinder und Besucher sollen erleben, dass bei uns nichts unter den Teppich gekehrt wird. Auch da nicht, wo es um unser Ansehen oder den «guten Eindruck» geht. Wenn wir als Eltern Fehler gemacht haben und unsere Kinder mit anderen darüber sprechen, verbieten wir ihnen nicht den Mund, um unser Image zu wahren. Kinder sollen nicht zu «Hütern» belastender Ereignisse oder Geheimnisse werden. Wir stehen zu unseren Problemen und suchen uns Hilfe, wenn wir nicht weiterkommen. Die Bibel ermutigt uns, «im Licht zu leben». Ein wertvoller und äusserst «präventiver» Rat.

Die eigene Geschichte bearbeiten

Viele Täter und viele Eltern betroffener Kinder haben selber Missbrauch erlebt. Wird dieser nicht bearbeitet, besteht die Gefahr, dass in der nächsten Generation wieder Ähnliches geschieht. Belastende Erfahrungen mit der Unterstützung einer kompetenten Person anzugehen, ist ein wichtiger Schritt, um negative Familienmuster zu durchbrechen. Wer die eigene Geschichte bearbeitet, macht Kindern den Weg frei und wird fähig, zerstörerische Prägungen zu erkennen, statt sie zu unterstützen oder zu decken.

Die eigene Innenwelt sauber halten

Kinder und Teenager spüren, ob wir als Erwachsene eine «saubere» Innenwelt haben und Grenzen einhalten. Auch gedankliche oder verbale Übergriffe richten Schaden an und zudem besteht die Gefahr, dass aus Gedanken irgendwann Taten werden. Dies ist auch im Zusammenhang mit Pornografie zu beachten. Fachleute, weisen darauf hin, dass das Risiko, übergriffig zu werden, durch den Konsum von Pornografie steigt. Kommt zusätzlich Kinderpornografie ins Spiel, erhöht sich die Gefahr für Kinder dramatisch. Je freier Väter und Mütter sind, desto besser für ihre Kinder!

Selbstwert und Selbstwahrnehmung stärken

Kinder und Teenager, die sich angenommen und geliebt wissen, stehen weniger in Gefahr, für etwas Anerkennung oder ein «Ich liebe Dich» alles zu tun. Je besser sich Kinder spüren, desto eher werden sie auf Gefahren reagieren und sich frühzeitig in Sicherheit bringen. Als Eltern sollten wir die Abwehr von Kindern, Angst oder Anzeichen von Panik unbedingt ernst nehmen. Auch da, wo sie für uns unverständlich ist oder uns in «peinliche» Situationen bringt, weil andere damit nicht umgehen können.

«Bauchgefühle» und auffälliges Verhalten ernst nehmen

Haben wir den Eindruck, dass unser Kind bedrückt ist oder sich auffällig verhält, aber nicht erzählen kann, was los ist, kann es sinnvoll sein, eine Fachperson um Rat zu fragen. Eine weitere gute Möglichkeit besteht darin, den Ursachen auf spielerische Art auf den Grund zu gehen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, Kindern zu helfen. Erhärtet sich der Verdacht auf Übergriffe oder Missbrauch, helfen Fachstellen wie beispielsweise die Kummernummer von Be Unlimited weiter. Betroffene Kinder müssen vor allem zwei Dinge hören und erleben: Erstens: «Ich nehme dich ernst» und Zweitens: «Du bist nicht Schuld!»

«Nein sagen» lernen als Familienprojekt

Mehr als alles andere werden Kinder durch das Vorbild ihrer Eltern geprägt. Je besser es uns gelingt, Grenzen zu setzen (auch unseren Kindern), desto eher lernt auch unser Nachwuchs, Grenzen zu ziehen und die Grenzen anderer zu respektieren. Dass uns dies nicht immer gleich auf Anhieb gelingen wird, ist absehbar.  Doch wir lernen dazu, am besten gleich mit unseren Kindern zusammen!

Zum Thema:
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Datum: 29.08.2019
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Livenet

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