SEA-Generalsekretär Marc Jost
«Die Stimme für das Lebensrecht darf nicht verstummen»
Ob und wo 2017 wieder ein «Marsch fürs Läbe» stattfindet, ist noch nicht definitiv entschieden. Dieser Schlusssatz in einem Communiqué der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) liess aufhorchen. Distanziert sich die SEA von der Kundgebung?
Anlass zu sehr für Insider?
Auch SEA-Präsident Wilf Gasser spricht von einer Plattform mit verschiedenen Rahmen-Events mit dem Ziel, die breite Öffentlichkeit mit dem Anliegen zu sensibilisieren. Es brauche aber auch den öffentlichen Aufschrei, der durch die Störaktionen eher verstärkt als zugedeckt werde, sagt Marc Jost. Allerdings sei der Marsch fürs Läbe 2016 eine sehr innerchristliche Veranstaltung mit stark gottesdienstlichem Gepräge gewesen, die kaum öffentliches Gehör gefunden hätte, wären da nicht die Angriffe der Linksautonomen gewesen, meint Wilf Gasser. Es sei aber schwierig, in diesem Rahmen auch Inhalte zu kommunizieren, so zum Beispiel die Problematik des Post-Abortion-Syndroms, einer psychischen Störung, die oftmals Frauen heimsucht, die abgetrieben haben, oder die gezielte Abtreibung von Mädchen in asiatischen Ländern und nicht zuletzt die Tötung von Föten mit Verdacht auf Behinderungen in unseren Breitengraden.
Idee einer Arbeitsgemeinschaft Lebensrecht
Marc Jost denkt zum einen an Fachtagungen, in die spezifische Fachleute und Organisationen wie das Weisse Kreuz – aber auch Experten und Praktiker aus dem Bereich Ethik, Medizin und Pflege – einbezogen werden. Dabei müssten auch neue technische Möglichkeiten, zum Beispiel in der Fortpflanzungsmedizin, bearbeitet werden. Ausserdem die Fragen rund um das Lebensende wie die Suizidbegleitung und die Möglichkeiten der Palliativmedizin. Zum zweiten denkt Marc Jost an die Bildung einer SEA-Arbeitsgemeinschaft zum Thema Lebensrecht und Lebensschutz. Diese könnte die laufende Entwicklung in diesen Bereichen mit Fachleuten laufend begleiten und bearbeiten.
Prophetisches Mahnen
Der Initiator des «Marsch fürs Läbe», Daniel Regli, beklagt in ideaSpektrum «Aussagen von 'Gut-Christen', die uns zu verstehen geben, dass wir etwas Ungehöriges tun.» Er kann nicht nachvollziehen, dass öffentlicher Protest etwas Unchristliches sei. Er schliesst aber nicht aus, dass es beides braucht: «prophetisches Mahnen sowie diakonisches und pastorales Handeln.» Der achte «Marsch fürs Läbe» 2017 sei schon deshalb nötig, weil «die Lebensfeindlichkeit in unserer Nation durch die Annahme der Präimplantationsdiagnostik und des Fortpflanzungsmedizingesetzes» weiter zugenommen habe. Die Selektion und Vernichtung von sogenannt unwertem Leben habe sich dadurch verstärkt. Es brauche «die Stimme von Christen in der Öffentlichkeit, die diese Todesspirale beim Namen nennen und eine Umkehr zum Leben fordern.»
Zur Frage von Livenet, ob der «Marsch fürs Läbe» in dieser Form noch zeitgemäss sei, sagt die Mediensprecherin Beatrice Gall: «Wenn man den Blick etwas über den schweizerischen Tellerrand hinaushebt, ist dies definitiv zeitgemäss. In vielen Ländern weltweit gewinnen die Märsche an Zulauf. Eindrücklichstes Beispiel war der diesjährige Marsch in Lima (Peru), bei dem man von über 750'000 Teilnehmern sprach. Wichtig ist sicher, dass man es nicht auf einem Marsch beruhen lässt, sondern sich auch die restliche Zeit im Jahr für den Lebensschutz einsetzt. Dies versuchen wir als einzelne Trägerorganisationen auch alle, jeder nach seinen Möglichkeiten. Trotzdem ist und bleibt der Marsch ein wichtiges Zeichen und Mittel zur Bewusstmachung und Sensibilisierung für das Thema Lebensschutz.»
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet
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