CVP-Präsident zu Suizidbeihilfe
Gerhard Pfister: «Es gibt gesellschaftlichen Druck auf Alte»
CVP-Präsident Gerhard Pfister ist der Meinung, unsere Gesellschaft setze alte Menschen unter Druck. «Wir sind eine Gesellschaft, die Mühe hat mit dem Alter», sagte der Zuger Nationalrat am 1. Juli in der Sendung «Arena» von SRF1 zum Thema «Alterssuizid», zu der auch der Basler Bischof Felix Gmür eingeladen war. Dieser fühlte sich «extrem unwohl», wie er in der Sendung bekundete.
Für den CVP-Politiker war im Gegensatz zu anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Diskussionssendung klar, dass es einen gesellschaftlichen Druck auf alte Menschen gibt. Wir lebten in einer Leistungsgesellschaft. «Wir sind eine Gesellschaft, die vor allem Menschen positiv beurteilt, die ihre Leistung bringen, die keine Beeinträchtigungen haben.» Und wir hätten Mühe im Umgang mit dem Alter. «Wenn das nicht so wäre, würden Krankenkassen nicht von schlechten Risiken sprechen», stellte Pfister fest.Der Politiker will Suizidbeihilfe nicht verbieten. Jeder soll selber entscheiden dürfen, ob er diesen Weg gehen wolle. Für ihn als Politiker sei es aber wichtig, sich der Folgen für die ganze Gesellschaft bewusst zu sein. Beide Dimensionen, die persönliche und die politische, sollte man versuchen, auseinander zu halten. «Und über die politische Dimension muss man diskutieren», forderte Pfister. Der CVP-Nationalrat machte im weiteren keinen Hehl daraus, dass es ihm ein Dorn im Auge ist, dass in der Schweiz die assistierte Suizidbeihilfe von privaten Organisationen betrieben wird.
Ein ernster Bischof
Der Basler Bischof Felix Gmür machte seinerseits keinen Hehl aus seinem grundsätzlichen Unwohlsein. Er wirkte sehr ernst während der Sendung, selten kam ein Lächeln über sein Gesicht, was in einem gewissen Kontrast stand zu einer lebhaften und munteren Saskia Frei, der Präsidentin der Sterbehilfeorganisation Exit. Ihm sei «extrem unwohl», sagte Gmür unvermittelt, indem er eine halbe Stunde nach Beginn der Sendung Moderator Mario Grossniklaus das Wort abschnitt. Dann erklärte er: «Mir ist unwohl, weil man so auf einer Liebe-Welt-Schiene geht. Die Worte schaffen Realität und Bewusstsein.»
Das Wort Sterbehilfe – «so wie Sie es brauchen, Frau Frei» – sei völlig fehl am Platz an diesem Abend. Sterbehilfe leisteten ganz viele Menschen, so Gmür. Sie geschehe in Familien, in Pflegeheimen, Spitälern und Einrichtungen für alte und kranke Menschen. Tausende Menschen machten dies Tag für Tag, und dies sei Sterbehilfe. Das aber «worüber wir heute abend reden, ist Beihilfe zur Selbsttötung», sagte der Bischof.
«Jeder Suizid ist schlimm»
Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde auch deutlich, dass für Gmür jeder Suizid «schlimm» ist. Da macht es für ihn keinen Unterschied, ob jemand sich selbst umbringt oder sich beim Suizid unterstützen lässt. «Am Schluss bringt sich die Person doch um», brachte der Bischof seine Sichtweise auf den Punkt.
Zum Thema:
Sterbehilfe oder Suizidhilfe: Bitte sprecht Klartext, auch bei unangenehmen Themen!
Debatte neu angestossen: «Christliche Flüchtlinge bevorzugen!»
Statt Suizidhilfe: Hospiz Zentralschweiz will 2016 Betrieb aufnehmen
Alternative zur Suizidhilfe: Spiritual Care an der Uni Zürich rückt näher
Quelle: kath.ch