Sonntag unter Druck

Kirchen verteidigen den freien Tag

Der arbeitsfreie Sonntag gerät immer mehr unter Druck, vor allem im Detailhandel. Dies beklagt die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH). Sie ruft deshalb zum Schutz des Sonntags auf, heisst es in einer Medienmitteilung. «Das Hauptproblem ist die Tourismuslobby», sagte Harald Rein, Präsident der AGCK.CH und Bischof der Christkatholischen Kirche der Schweiz, gegenüber kath.ch.

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Von der Tourismuslobby kommen immer stärkere Forderungen, dass Einkaufszentren in der Nähe von Tourismusorten Sonderbewilligungen für Sonntagsarbeit erhalten, so der Bischof. Dabei werde die Nähe zu den Tourismusorten grosszügig ausgelegt. Oft handle es sich um Einkaufszentren an Autobahnraststätten auf der grünen Wiese oder in der Nähe von Industriegebieten, die wie Einkaufszentren an Flughäfen und Bahnhöfen behandelt werden wollten, um Sonntagsarbeit einführen zu können.

Immer mehr Sonderbewilligungen

«Wir beobachten, dass das Departement von Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann immer mehr Sonderbewilligungen auf dem Verordnungsweg erteilt», sagte Rein. Politisch sei ganz klar der Wille da, die Sonntagsarbeit auszuweiten.

Die AGCK.CH ist seit 2013 Mitglied der Sonntagsallianz, einem Zusammenschluss von kirchlichen Organisationen, Parteien und Gewerkschaften, die sich für den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags einsetzen. Ob die Sonntagsallianz erneut politisch aktiv wird, wie das bereits 2013 in der Referendumsabstimmung über eine Änderung des Arbeitsgesetzes der Fall war, sei derzeit noch offen, sagte Rein weiter. «Wir bleiben aber auf jeden Fall am Ball.»

Gemeinsamer freier Tag gegen Vereinsamung

Für den Menschen seien auch Beziehungen zu anderen Personen wichtig, begründete der Bischof das Engagement der AGCK.CH. Zeit zu haben für gemeinsame Aktivitäten sei jedoch nur möglich, wenn alle Mitglieder der Gesellschaft am gleichen Tag frei haben. Die Wirtschaft plädiere zwar für flexible freie Tage, in dem Sinne, dass jeder sein freies Wochenende individuell haben könne. «Das führt aber nur zu einer weiteren Vereinsamung, wenn jeder seinen Samstag und Sonntag irgendwann hat», warnte Rein.

Die AGCK.CH nimmt den «Europäischen Tag des arbeitsfreien Sonntags» zum Anlass für ihren Appell. Dieser wird am 3. März begangen. 

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Datum: 23.02.2016
Quelle: idea Schweiz / kath.ch

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