Der Westen ist gefordert
Evakuierungsaktion für syrische Christen geplant?
Für den Ernstfall einer Massenevakuierung von syrischen Christen findet diese Woche in den Gewässern um Zypern eine grosse Bereitschaftsübung westlicher Flottenverbände statt.Das Kommando führen die USA. Sie hatten schon einmal eine ähnliche Aktion auf die Beine gestellt. Das war 1922 zur Rettung von christlichen Griechen und Armeniern aus Kleinasien. Damals drängten die Heerscharen von Kemal Atatürk alles, was nicht islamisch-türkisch war, an die Küste bei Smyrna, um sie ins Meer zu werfen. Nur die Präsenz amerikanischer Schiffe rettete ihnen das nackte Leben.
Noch liegen die Dinge in Syrien heute nicht ganz so schlimm, doch stehen die Zeichen auf Sturm. Im Bürgerkrieg der immer brutaleren Islamisten gegen das Regime von Präsident Assad bestehen kaum noch Aussichten auf Befriedung, seit sich Russland und der Westen über Krim und Ukraine wieder in die Haare geraten sind. Das vorübergehend gemeinsame Vorgehen in Sachen Syrien gehört der Vergangenheit an.
Brahimi war letzte Hoffnung der Christen
Der algerische Diplomat Lahdar Brahimi, der jetzt seine Mission aufgegeben hat, war die letzte Hoffnung der syrischen Christen auf eine politische Lösung. Bei den Verhandlungen am Genfer See zum Jahresanfang hatte er den Oppositionspolitikern Michel Kilo und Georges Sabra den Rücken gestärkt, den einzigen christlichen Stimmen im Nationalkongress der Aufständischen. Inzwischen sind beide abgesetzt und durch Vertreter der syrischen Muslim-Brüder oder gar Leute ersetzt, die dem Terrornetz von Al-Kaida nahe stehen.
Wo ist ein neuer Abdel Kader?
Brahimis Einsatz erinnert an einen anderen Algerier, den durch die Franzosen im 19. Jahrhundert nach Syrien verjagten Emir Abdel Kader. Obwohl selbst ein Opfer «christlich-abendländischer» Kolonialpolitik wurde er 1860 beim Christenmassaker in Damaskus zum einzigen Retter überlebender Kinder. Für sie gründete ein Johann Ludwig Schneller von der Pilgermission St. Chrischona aus Basel in Jerusalem das «Syrische Waisenhaus». Unter dem Namen «Schneller Schulen» hat sein Werk bis heute Bestand.
Mit diesem lebendigen Beispiel von «Vater Schneller» vor Augen sollten sich westliche Christen heute selbstkritisch fragen, was sie für Syriens erneut bedrängte Christen tun und zu leisten bereit sind.
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Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet