Sudan

Diesesmal kein Tränengas zu Weihnachten

2004 konnte Weihnachten im Sudan ruhiger gefeiert werden. Die Polizei ging nicht gegen die Weihnachtsfeier vor. Pfarrer Matthew Garang erlebte das schon anders.

Es ist heiss, drückend heiss. Wir sitzen unter dem Schatten eines Baumes. In der nähe pumpen Frauen und Jugendliche Wasser aus einem Brunnen. Schmetterlinge tanzen um eine Pfütze. Afrikanische Idylle im Südsudan. Doch der Schein trügt. Die Ortschaft Gok Macar gehört zu der riesigen Region, die von einer gewaltigen Hungerkatastrophe überschattet wird (siehe unten). «Wenn hier jemand kein Weihnachtsgeschenk kriegt, beklagt er sich nicht», sagt Pfarrer Matthew Garang. Denn das grösste Geschenk sei, «dass wir dieses Fest ohne Furcht vor Verfolgung feiern können».

Im Tränengas

Denn der Südsudanese, der einfach Pfarrer Matthew genannt wird, hat schon ganz anderes erlebt. «Vor über 20 Jahren lebte ich als junger Christ in Khartum.» Von dort aus startete das arabisch-moslemische Regime 1983 die „ethnische Säuberung“. Und die läuft auch heute noch gegen die schwarzafrikanische Bevölkerung im Süden und Westen (Darfur) des Landes. Christen waren nicht sehr willkommen. Pfarrer Matthew: «Wir machten eine Weihnachtsprozession. Da kam die islamische Polizei mit Tränengas und Schlagstöcken. Das Gas liess uns vorübergehend erblinden, und viele von uns landeten im Gefängnis.»

Matthew entkam. Eine ältere Araberin habe ihm geholfen. «Sie wusch mir die brennenden Augen aus.» Und sie forderte ultimativ, dass der junge Mann die Hauptstadt Khartum verlassen soll. «Sie hatte von Plänen der Islamisten gehört, alle Christen im Nordsudan zu ermorden. Für mich ist es ein Wunder, dass wir im Südsudan mit unserer Gemeinde in Frieden die Geburt unseres Heilandes feiern können.»

Doch die grossangelegten Verfolgungen gehen weiter. Zur Zeit lässt das islamistische Regime den Süden militärisch in Ruhe. Durch die frühere Bedrängnis haben die Leute aber kaum Vorräte. Und die Regenzeit hörte heuer zu früh auf. Und so steht die dortige Bevölkerung vor einer riesigen Hungerkatastrophe.

Aktion Nothilfe Sudan

Seit 1992 ist das Hilfswerk «Christian Solidarity International» (CSI) im Sudan tätig. Gemeinsam mit Livenet.ch und Jesus.ch läuft nun die Hilfsaktion Nothilfe Sudan. Wir bitten Sie um eine Spende.

Die Kontonummer lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI-Schweiz, Sudan Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

Mit dem gesammelten Geld wird Hirsegetreide eingekauft und an die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bisschen Nahrung ein Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden von CSI getätigt und überwacht.

Hintergrundinfos zur Aktion: http://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/199/19938/

Lesen sie auch die Serie dazu:
1. Teil Ich war 15 Jahre lang eine Sklavin
2. Teil Meine Klinik begann unter einem Baum
3. Teil Ein Arzt im Bombenhagel
4. Teil Noch keine Skorpione
5. Teil Die Milizen geben auf
6. Teil Gefangen, verkauft, unterdrückt
7. Teil Um diese Zeit kommen manchmal die Bomber
8. Teil Hühner schreien zwischen den echten "Music Stars"
9. Teil So wurde aus der Kornkammer ein Armenhaus
10. Teil Vier Kinder vom angetrauten Vergewaltiger
11. Teil Eine entvölkerte Schweiz, mitten im Sudan
12. Teil Die Sternstunde
13. Teil Der älteste Sohn der Familie vergewaltigte mich
14. Teil Nicht ohne meine Kinder
15. Teil Schweizer Hilfswerk macht Weltpolitik
16. Teil So wurde die UNO zum Regime-Komplizen
17. Teil Wir haben die Hand Khartums geführt
18. Teil Die USA und das gigantische Missverständnis
19. Teil Wir machen uns zu Komplizen
20. Teil Wie viele sterben noch in Darfur?
21. Teil Nothilfe Sudan
22. Teil Gegen die Hungerkatastrophe im Sudan ankämpfen
23. Teil Weihnachten im Hungergebiet
25. Teil "Wir werden eure Männer und Söhne töten" - wie lange schaut die Welt den Gräueln in Darfur zu?

Datum: 29.12.2004
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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