IS-Terrorist begegnet Jesus
«Er war so heilig, dass ich vor ihm niederfiel»
Die Geschichte vom Saulus zum Paulus geschieht auch heute. So begegnete Jesus einem IS-Terroristen physisch. «Ich wollte ihn berühren, doch ich konnte nicht…» Von diesem und weiteren Ereignissen berichtet Sacha Ernst von «Aktion für verfolgte Christen und Notleidende» («AVC») im Interview mit Livenet.
Sacha Ernst, oft
sind die Berichte aus der verfolgten Kirche bedrückend. Begegnen Sie auch
Geschichten, wo Verfolger zu Nachfolgern werden?
Sacha Ernst: Unser wohl
eindrücklichstes Erlebnis ist das eines syrischen IS-Terroristen, der in der
Wüste eine Begegnung mit Jesus hatte. Nach genauerem Erkunden war es jedoch
kein Traum. «Nein, Jesus stand plötzlich vor mir! So wie du und ich voreinander
stehen. Ich wollte ihn berühren, aber ich konnte nicht; er war so heilig, dass
ich vor ihm niederfiel...» Auf dem Boden liegend sah der Islamist alle seine
Missetaten wie in einem Film vor sich ablaufen. Daraufhin stellte er sich den
kurdischen Peschmerga und gab sich als IS-Mörder zu erkennen, der 16 Menschen
auf dem Gewissen hatte. «Ihr könnt mich jetzt einsperren oder umbringen. Alles
ist zweitrangig. Ich habe meinen Erlöser getroffen und ich weiss nun, dass
meine Zukunft in seiner Herrlichkeit enden wird.» Nach sechs Monaten Gefängnis kam
er frei und ist jetzt als Evangelist dort unterwegs, wo er früher mordete.
Welche
Aufbrüche erleben Sie in solchen Gegenden?
Wenn Jesus sagt: «Kommt
alle her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid», dann sind dies keine
politischen Worthülsen oder leere Parteiversprechungen. In Kriegs- und
Krisengebieten hat jede Familie und jedes Individuum Mühseliges bis schwere
Traumata erlebt. Diese Leute wollen mehr als Brot, Wasser, ein Zelt und
Decken. Sie brauchen Hoffnung, Heilung und Lebensperspektive! Wer kann dies
besser geben als ein guter Vater seinen Kindern? Deswegen heisst unsere Arbeit
in muslimischen Regionen «AVC Father’s Heart» («AVC Vaterherz»). Selbst
Mohammed sagte von sich, er sei nur ein Sklave Allahs. Muslime wie alle
Menschen brauchen einen Vater als Gott. Jesus, der Messias, der einzige Messias,
von dem übrigens im Koran die Rede ist (!), ist die Brücke zu diesem heilenden
und wiederherstellenden Vaterherz.
In einem jesidischen Flüchtlingscamp ausserhalb von Thessaloniki in Griechenland mit über 2'000 Personen mussten die campverantwortlichen jesidischen Leiter die Mütter, welche unter dem IS ihre Kinder verloren und danach zum Essen vorgesetzt bekamen, an Betten binden. Sie hätten sich ansonsten in ihrem unaussprechlichen Schmerz umgebracht. Eine Jesidin, die zu Jesus fand, erlebte, dass wie im Hohelied des Alten Testamentes Jesus als Salböl über ihr ausgegossen wurde. Unter vielen Tränen erlebte sie Heilung ihrer Seele und ein Herz, das wieder zu leben begann.
Manchmal
begegnet Gott Menschen durch Träume, können Sie eine solche Geschichte
wiedergeben?
Vor Jahren sprach ich mit
einem iranischen Pastor, der eben aus der Haft im berüchtigten iranischen Evin-Gefängnis entlassen wurde. Er erzählte mir von seinen Wechselbädern der
Gefühle. Täglich wurde er mehrfach zum Verhör abgeführt. Die Folterknechte der
iranischen Revolutionsgarde trugen Handschuhe und Strumpfmasken. Aus lauter
Verzweiflung wollte sich der Pastor in einem Waschbecken mit ungefähr zehn
Zentimetern Wasser ertränken, was offensichtlich nicht möglich war. In seiner
grossen Angst und Verzweiflung schrie er zu Gott. In den kommenden Tagen und
Wochen sah er mit seinem geistigen Auge,
wie Briefumschläge zu den Gitterstäben hereinflatterten und sich öffneten. Wie
auf einem Brief konnte er die Gebete der Christen auf der ganzen Welt lesen. Von
jenen, die viel für ihn beteten, konnte er mit der Zeit sogar das Gesicht des
Schreibers erkennen und aus welchem Land er oder sie stammte. Durch Social
Media wurden Millionen von Christen auf seinen Fall aufmerksam und begannen zu
beten. Er berichtete mir: «Jedes Gebet holte mich
für ungefähr drei Minuten aus meinen Angstzuständen.»
Welche Situationen
bedrückten Sie in den letzten Monaten?
Kürzlich mussten wir einen
iranischen Mitarbeiter aus dem Iran schaffen. Ihm und seiner Frau drohten fünf
Jahre Haft wegen «Untergrabung des iranischen Staates». Sein Vergehen: «Aktives
Mitglied der iranischen Untergrundkirchenbewegung». Der iranische Staat
verbietet durch das Apostasiegesetz per Todesstrafe das Konvertieren aus dem
Islam zum Christentum. Tausende tun dies im Iran und werden so über Nacht zu
Kriminellen! Etwas bedrücken tut mich jedoch eher die unsichere Situation in
Nordsyrien, wo wir uns als AVC täglich um bis zu 60'000 Menschen kümmern, und
die kaum kommentierten Menschenrechtsverletzungen in Jemen.
Welche
Begegnungen haben Sie in den letzten Monaten besonders gefreut?
In einem afrikanischen
Land kam der Minister für Religion, ein wiedergeborener Christ, auf unseren AVC
Mitarbeiter zu und bat uns, in einer Flüchtlingsstadt mit 1,5 Millionen
Einwohnern das Evangelium zu verkünden und Gemeinden zu starten. Vorgestern
haben wir nun dort AVC gegründet und werden demnächst mit Erlaubnis der
Regierung mit der Arbeit beginnen. Die Flüchtlinge kommen aus zwei Ländern, die beide im Weltverfolgungsindex unter den Top 10 sind.
Was bewegt Sie
persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Trotz aller Herausforderungen,
die es in der Arbeit unter verfolgten Christen und Notleidenden gibt, ist es
für mich und unser Schweizer Team ein Privileg, dort arbeiten zu dürfen, wo der
Pulsschlag Gottes ist, dort, wo die Hand des Herrn sich bewegt, dort, wo es
häufig schwierig ist, aber Gott erwecklich mit Zeichen und Wundern wirkt.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet