Young Leaders to Israel #6
Wie sich Christen im Heiligen Land für Juden einsetzen
Als eine der letzten Stationen der Israel-Reise stand das «Haifa Home for Holocaust Survivors» auf dem Programm. 60 Jüdinnen und Juden, die den Horror des Zweiten Weltkriegs überlebt haben, leben heute in diesem Altersheim, das auch von Christen mitgetragen wird. Einer dieser Holocaust-Überlebenden ist Mordechai...Mordechai wuchs in einer Stadt in Polen auf und war noch ein kleiner Junge, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. 1941 kamen die Nazis in die Stadt und richteten ein Ghetto ein, aus dem Mordechai und seine Familie flüchten konnten. Sie fanden im Dorf seines Grossvaters Unterschlupf. Doch auch dort marschierte die SS bald ein. Bei einer Massenexekution in einem Wald wurde Mordechais ganze Familie getötet, seine Eltern, seine zwei Schwestern und seine zwei Brüder – nur er konnte entkommen. In der Folge versuchte er sich irgendwie durchzuschlagen, ass und schlief manchmal im Schweinestall und versteckte sich vor den Nazis.
Nach Kriegsende wurde Mordechai nach Israel gebracht und half beim Aufbau der neuen, eigenständigen Nation. 1949 zog Mordechai in ein Kibbutz, gründete eine Familie, musste aber als Soldat weiterhin die Schrecken des Krieges miterleben.
Gegen das Vergessen
Dies ist die Geschichte des Holocaust-Überlebenden Mordechai, welche der Reisegruppe «Young Leaders to Israel» erzählt wurde. Sie steht stellvertretend für Hunderte weitere traumatische Schicksale jüdischer Menschen im Holocaust. Ein Teil davon wird im Holocaust-Museum in Haifa ausgestellt.Geführt wird das Altersheim für die Holocaust-Überlebenden in Haifa von einer jüdischen Organisation zusammen mit der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ), bei der das Schweizer Ehepaar Gabriela und Daniel Hess mitarbeitet. Die ICEJ setzt sich allgemein dafür ein, Christen mit Israel zu vernetzen und Sozialarbeit im Heiligen Land zu leisten (nach Jesaja Kapitel 40, Vers 1: «Tröstet, tröstet mein Volk…»).
«Wir wollen keine Israel-Fans, sondern Israel-Freunde!»
ICEJ unterstützte auch das Projekt «Young Leaders to Israel» finanziell und begleitete die Gruppe auf der Reise. Livenet sprach mit Ehepaar Hess über ihr Engagement in Israel.
Gabriela und Daniel, wofür setzt sich die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem ein?
Gabriela: Wir sind an mehreren Brennpunkten tätig. Die Hilfe für Holocaust-Überlebende in Haifa und Jerusalem ist ein Bereich. Im Gazastreifen oder im Norden an der Grenze zum Libanon leisten wir aber auch Hilfe durch die Mitfinanzierung der Schutzbunker oder Löschfahrzeuge.
Daniel: Weiter sind uns auch die Alija – also Juden, die nach Israel zurückkehren wollen – sehr am Herzen. Es ist erstaunlich, wie die Juden in Scharen zurück in ihr Land kommen, wie dies ja von den Propheten vorausgesagt wurde. Aus rund 100 Ländern wollen Menschen zurück nach Israel einwandern. Allein aus Äthiopien kehrten in diesem Jahr 1'000 Juden zurück nach Israel. Da konnten wir als ICEJ Unterstützung bieten, indem wir Flüge finanzierten und bei der Integration halfen.
Wie entstand die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem?
Daniel: Uns gibt es seit 1980. Wir wurden gegründet, nachdem der Staat Israel Jerusalem als ungeteilte Hauptstadt ausrief. Da reagierten die arabischen Staaten mit Repressionen. Sie drohten, dass jedes Land, das seine Botschaft in Jerusalem behält, kein Öl mehr bekommen wird. Damals waren 15 Botschaften in Jerusalem ansässig. Diese Botschaften zogen alle nach Tel Aviv.
Gabriela: Zu dieser Zeit 1980 waren um die 1'000 Christen in Jerusalem am Laubhüttenfest und beschlossen dann gemeinsam, ein Zeichen zu setzen: Sie gründeten die Internationale Christliche Botschaft Jerusalem und bekannten sich dazu, dass Jerusalem die Hauptstadt von Israel ist. Das Laubhüttenfest ist übrigens heute noch ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Jedes Jahr pilgern rund 7'000 Christen nach Jerusalem, um dieses Fest zu feiern. Im Buch Sacharja (Kapitel 14, Verse 16 ff.) heisst es ja, dass aus allen Nationen Menschen zum Laubhüttenfest kommen werden, wenn der Messias wiederkommt. Dann werden Christen und Juden gemeinsam feiern.
Wieso hat ICEJ auch das Schweizer Projekt «Young Leaders to Israel» unterstützt?
Daniel: Die Sensibilisierung einer jüngeren Generation für die Anliegen Israels passt zu unserem Fokus als ICEJ. Wir möchten helfen, gerade auch der jüngeren Generation ein anderes Bild von Israel zu vermitteln, als dies in den Medien transportiert wird. Wir wollen keine Israel-Fans, sondern Israel-Freunde! Deshalb haben wir das gerne unterstützt.
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet