«Der Damm wird brechen»
Ist der «Martin Luther King Indiens» jetzt auf der letzten Meile?
All die «Unberührbaren» (Dalits) Indiens zählen rund 400 Millionen Menschen. Und sie haben die Nase voll. «Dieses Mal werden wir nicht klein beigeben», sagt ein Dalit-Aktivist. Ihnen zur Seite steht der mutige Christ Joseph D'souza, Leiter von «OM»-Indien, der bereits in der Schweiz Gehör gefunden hat.
Unermüdlich kämpft der Martin Luther King Indiens um seine Dalits. Mit seinem Einsatz für die Unterdrückten fand er bereits in der Schweiz, im Bundeshaus, Gehör («Livenet» war dabei). Möglich ist, «dass der Damm bald bricht», wie Joseph D’Souza sagt.Ein Beispiel dafür ist, dass die Dalits in der Heimatstadt des indischen Hindu-Hardliners und Premiers Modi sich weigern, die Kadaver toter Kühe wegzuräumen. Eigentlich wäre das ihre Aufgabe und der beissende Gestank der verwesenden Tiere zieht sich durch die Stadt Ahmedabad. Doch die Kastenlosen sind nicht mehr bereit, dies auszuführen. Sie streiken. Auch die menschlichen Exkremente werden nicht mehr weggebracht.
Leben im Minderwert
Jahrhunderte war es ihre vorgegebene Pflicht, jetzt wollen sie ihr Recht. Nach der Verfassung wurde das Kastensystem zu Indiens Unabhängigkeit 1947 abgeschafft – oft werden Dalits vom sozialen Leben ausgeschlossen. Sie dürfen keinen Tempel betreten und der Tee wird ihnen immer noch in speziellen Bechern gereicht. Dazu kommt, dass ihnen einzig niedere Arbeiten vorbehalten sind – wie das Wegräumen von Tierkadavern.
Höhere Kasten können sich teure, englischsprachige Privatschulen leisten, während den Dalits – wenn überhaupt – nur minderwertige Schulen zur Verfügung stehen. Einer von drei ist nicht in der Lage zu lesen. Ein Kreislauf, der dazu führt, dass die Dalits kaum an gute Jobs gelangen.
Dalits finden bei Jesus
Gleichzeitig finden viele indische Dalits Würde und Annahme im christlichen Glauben. Während sie von ihrer Religion als unberührbar dargestellt werden, begegnet ihnen mit Jesus ein Freund, der für sie das Leben gelassen hat.
Zudem blicken sie auf eine reiche Geschichte des Beistandes von Christen zurück, die sich für ihre Gleichheit einsetzen. Immer wieder ist zu vernehmen, dass durch den christlichen Glauben der Ausbruch aus dem Kastensystem möglich ist.
Der Ausbruch
Teil des jetzigen Wutausbruchs ist, dass vier Jugendliche erst vor kurzem zusammengeschlagen wurden, weil sie einer toten Kuh die Haut abzogen. Hindu-Radikale behaupteten, sie hätten die heiligen Tiere getötet. Das Video fand im Internet grosse Verbreitung. Einer der Streikenden hielt fest: «Sie wurden verprügelt, weil sie die uns seit hunderten Jahren erteilte Arbeit ausübten.»Premierminister Modi selbst stammt nur aus der «Sudra»-Kaste, also der vierthöchsten Kaste, jener über den Dalit. In seiner Jugend stand er schwierigen Situationen gegenüber. Modi bilanzierte kürzlich in einem Interview: «Wenn wir dieses Land von seiner Armut befreien wollen, brauchen wir wirtschaftliche Entwicklung. Wir müssen die Armen befähigen!»
«Noch in unserer Generation»
Ob das System bald ausgedient hat? «OM Indien» setzt sich schon über ein Jahrzehnt für sie ein – zum Beispiel, indem über 100 Schulen gegründet worden sind.
Joseph D'souza, Leiter von OM Indien sowie des «All India Christian Council» geht davon aus, «dass der Damm brechen wird, die Kasten abgeschafft und ich glaube, dass dies noch in unserer Generation geschehen wird!»
Geplant ist, dass Joseph D'souza im Frühling 2017 seinen unerschöpflichen Einsatz für die Dalit kurz unterbricht, um in der Schweiz einen Einblick in seine Arbeit zu geben.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / OM Schweiz / Christian Post