Ärzte mit Grenzen

Mobile Augenklinik in Gaza

Wer wie Kamal Okasha als Augenarzt in Gaza Stadt arbeitet, steht den Herausforderungen im Gesundheitswesen mit Ohnmacht gegenüber. Zusammen mit der Glückskette fördert die CBM Christoffel Blindenmission nun erstmals eine fahrende Augenklinik im Gazastreifen.

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Dank der portablen Augenklinik können Menschen im Gazastreifen besser behandelt werden.
Ein Fortschritt, der dem Ärzte- und Pflegepersonal etwas Hoffnung schenkt. Die Zahl der Menschen, die dringend medizinische Behandlung benötigen, ist stark gestiegen. «Als Arzt diese grosse Menge an verletzten Menschen zu sehen ist schwierig», betont Dr. Kamal Okasha, Direktor der St. John-Gaza-Klinik. «Oft ist es uns nicht möglich, medizinische Hilfe zu leisten».

Während dem Gaza-Krieg 2014 drohte das Gesundheitssystem zu kollabieren. In den ersten Kriegstagen musste das St. John-Augenzentrum geschlossen werden. Jederzeit wurde eine Bombe erwartet. Nirgends gab es einen sicheren Platz. Transporte waren nicht möglich. Die Menschen versuchten, einfach zu Hause bei den Kindern zu bleiben.

«Ich lebe nicht für mich selbst hier»

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Ein Palästinenser wird mittels mobiler Augenklinik untersucht.
Kamal Okasha: «Als Ärzte ist es unsere Pflicht, Hilfe zu leisten. Also gingen wir in die Hauptspitäler, um den Verletzten zu helfen. Das Erlebte war für mich erschütternd.» Viele mussten damals sofort operiert werden. «Doch der Strom blieb immer wieder aus, und das medizinische Material wurde von Tag zu Tag knapper. Nicht nur als Arzt, auch als Mensch ist es schwierig, solche Umstände zu ertragen».

Der Palästinenser Kamal Okasha ist Doppelbürger und besitzt einen russischen Pass. Jederzeit könnte der Augenarzt mit seiner Familie den Gazastreifen verlassen. Seine Ehefrau war in Spanien geboren und aufgewachsen. Zusammen als Familie haben sie sich für Gaza entschieden. Hier ist ihr Land und ihr Leben. Kamal Okasha erklärt: «Ich lebe nicht nur für mich selber. Ich lebe auch für meine Eltern und meine Brüder. Wenn man in einer guten Position ist, einen guten Job hat, dann könnte man es geniessen. Aber um mich herum sind Menschen, die nichts haben.»

Fahrende Augenklinik erstmals im Einsatz

Seit 2011 leitet Kamal Okasha die St. John-Augenklinik in Gaza-Stadt: «Es ist meine Verantwortung hier zu bleiben, um meiner Familie zu helfen. Dazu kommt, dass tausende Menschen mit gefährlichen Augenverletzungen ohne Hilfe geblieben sind».

Mittels einer tragbaren Klinikausrüstung bewältigt das St. John-Augenzentrum die Situation im Gazastreifen etwas besser. Augenärzte transportieren ihre medizinischen Geräte mit dem Taxi.

Das mobile Einsatzteam war überrascht, so viele Menschen anzutreffen, die ein oder sogar zwei Augen eingebüsst hatten. Diese Patienten erhoffen sich nebst einer Behandlung auch eine kosmetische Korrektur. Sie wünschen sich ihre Würde zurück. Zum Teil warten sie schon seit früheren Konflikten auf Augenprothesen. Dem mobilen Ärzte-Team ist es allerdings nicht möglich, die Betroffenen mit den nötigen Sehhilfen zu versorgen. Und die Zahl der fehlsichtigen Menschen ohne Korrekturgläser nimmt laufend zu.

Vermeidbare Sehbehinderung

Die mobile Augenklinik behandelt vorwiegend Patienten, die an Grauem Star oder an diabetischer Retinopathie leiden. Ein Team aus vier Augenärzten und spezialisierten Pflegern behandelt innert sechs Monaten rund 6'000 Personen. Besonderes Augenmerk wird auf die frühzeitige Erkennung von vermeidbarer Sehbehinderung gelegt.

CBM finanziert die mobile Augenklinik und fördert die augenmedizinische Arbeit der St. John Eye Hospital-Gruppe seit 1975. Dank Einsatz der mobilen Augenklinik kann mit wenig Aufwand viel erreicht werden. «Als Ärzte-Team macht es uns glücklich, Menschen zu erreichen, denen es nicht möglich ist, in unser Krankenhaus zu kommen», berichtet Kamal Okasha.

Zur Webseite:
Christoffel Blindenmission Schweiz
Christoffel Blindenmission Deutschland

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Datum: 13.02.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / CBM

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