Neuanfang nach Völkermord
Syrische Christen kehren in Heimat Türkei zurück
Durch den Bürgerkrieg fliehen viele syrische Christen in die Türkei. Manche sind Nachkommen von Menschen, die 1915 in den Todesmärschen aus Anatolien nach Syrien flohen. Türkische Medien berichten: «Die syrischen Christen kehren in ihr Heimatland zurück.»
Das christliche Paar Nineve George und Nahir Mirza flüchtete mit seinen drei Kindern in die Südtürkei. Sie haben sich dem langsamen, aber steten Exodus der Christen aus Syrien angeschlossen, berichtet die NZZ und zitiert Mirza. «Wir sind friedliche Menschen, jeder weiss das. Aber jeder versucht uns für seine Zwecke einzuspannen. Alle tragen den Krieg auf unserem Rücken aus.» Obschon sich die Zehn-Prozent-Minderheit der Christen aus dem Krieg herausgehalten hat.Zwar rühme sich die Kurdenpartei, für Recht und Ordnung zu sorgen und die Minderheiten zu schützen. Die Realität sehe anders aus. In ihrer Heimatstadt Kamishli regiere das Chaos. Mehr als ein Jahr schickte der Lehrer seine eigenen Kinder nicht zur Schule – aus Angst, sie würden ins Feuer der aufgeheizten Kriegsfraktionen geraten.
«Uns schützt niemand»
Wegen ihres Glaubens oder weil sie als reich angesehen werden, werden Christen entführt, hält die NZZ fest und berichtet, wie im Dezember zwölf Nonnen durch die Nusra-Front (syrischer Al-Kaida-Ableger) aus einem Kloster heraus entführt wurden.
«Uns schützt niemand», wird Nineve George zitiert. Alle würden Christen entführen, erklärt ihr Mann. Vor sieben Monaten wurden zwei Offiziere vor ihrem Haus erschossen. Ihr ältester Sohn Ninib (14) sah den Mord. Die Familie beschloss zu fliehen.
Die UNO beziffert die Zahl der geflohenen Syrer auf mittlerweile 2,7 Millionen. Darunter zwischen 300'000 bis 500'000 Christen, wie christliche Organisationen schätzen. Laut NZZ bot die Türkei den Christen Hilfe an, doch diese fürchteten, in Flüchtlingslagern wieder angegriffen zu werden.
«Christen kehren heim»
Viele syrische Flüchtlinge stammten von Überlebenden ab, die sich vor rund hundert Jahren auf den Todesmärschen von den anatolischen Bergen nach Syrien retteten. Deshalb sprächen nun türkischen Medien von einem Neuanfang. Eine Nachrichtenagentur titelte laut der NZZ kürzlich: «Die syrischen Christen kehren in ihr Heimatland zurück.»
Einer der sich im türkischen Midyat um Flüchtlinge kümmert, ist Simon Poli. «Hier ist die Wiege der Zivilisation wir müssen sie beschützen.» Für viele der Gestrandeten sehen die Türkei aber einzig als Zwischenstation, auf dem Weg nach Westeuropa.
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet