Monika Baumgartner

Mutter des «Bergdoktors»: «Ohne Glauben würde ich verzweifeln»

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Monika Baumgartner (Bild: Screenshot Youtube)
Die Schauspielerin Monika Baumgartner ist in ihrer Rolle als Mutter des «Bergdoktors» einem Millionenpublikum bekannt und aktuell in der neuen Staffel wieder im ZDF zu sehen. Im Interview sprach sie bereits vor einiger Zeit über ihren Glauben und darüber, wie er ihr bei einer langjährigen schweren Krankheit eine Stütze war. Dankbarkeit liegt der 69-Jährigen am Herzen.

Die Schauspielerin Monika Baumgartner, Jahrgang 1951, ist seit 2007 als Elisabeth Gruber in der ZDF-Serie «Der Bergdoktor» zu sehen. In der Vergangenheit wirkte sie in den Fernsehkrimiserien «Derrick», «Weissblaue Geschichten» und «Der Bulle von Tölz» mit, sowie in der Komödie «Der Superstau» und dem oscar­nominierten Film «Das schreckliche Mädchen». Mit ihrer Schwester führt sie ein Raumausstattungsgeschäft in München.

Frau Baumgartner, Sie waren vor ein paar Jahren im TV-Zweiteiler «Der kalte Himmel» als abergläubische Grossmutter eines autistischen Kindes zu sehen. Wie steht es privat um Ihren Glauben?
Monika Baumgartner:
Die Welt, uns Menschen, die Tiere und die Natur muss jemand erschaffen haben. Dieses Phänomen ist so gross, dass ich glaube: Da muss es etwas geben, was uns die Möglichkeit gibt, zu existieren. Deswegen bin ich auch ein gläubiger Mensch. Glauben setze ich aber nicht damit gleich, immer in die Kirche zu gehen, sondern damit, wie ich persönlich damit umgehe. Wenn ich im Auto sitze oder unterwegs bin, habe ich immer Zeit zum Reden. Dann rede ich mit dem Herrgott, sage ihm meine Gedanken und bedanke mich. Das gibt mir Kraft und hilft mir.

Wo hilft Ihnen Ihr Glaube im Alltag konkret?
Wenn ich Probleme und Sorgen habe, kann ich ein Zwiegespräch führen. Bis jetzt wurde ich nie enttäuscht. Der Glaube gibt mir die Möglichkeit, mit bestimmten Dingen anders umzugehen und sie leichter zu bewältigen. Das hilft mir. Ganz wichtig dabei ist mir, danke zu sagen für Dinge, um die ich gebeten hatte und die funktioniert haben. Das mache ich mit grosser Freude.

Sie hatten viele Jahre gesundheitlich Probleme, einen Tumor in der Leiste und Fibromyalgie, einen Muskelschmerz. Wie sind Sie mit dieser Herausforderung des Schmerzes über die lange Zeit umgegangen?
Ich habe einfach nicht aufgehört, nach einer Lösung zu suchen, und immer noch gehofft, dass ich jemanden finde, der mir weiterhelfen kann. Das ist das Wichtigste: Nicht aufgeben, auch wenn das nicht immer leicht fällt. Bei mir waren das 15 Jahre, im Alter von 18 bis 33 Jahren. Da half mir natürlich auch der Glaube. Ich habe gesagt: «Herr, bitte, irgendwann muss doch jemand die Ursache meiner Beschwerden finden.»

Inwieweit sehen Sie den Glauben als einen Halt im Leben?
Wenn jemand gar nichts glauben kann, muss derjenige ja komplett verzweifeln. Das fände ich furchtbar. Ich habe einen Halt, eine Hoffnung. Ich möchte das nicht missen.

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Ein Teil der Crew von der TV-Serie «Bergdoktor»
In einem Interview sprachen Sie über Existenzängste.
Wenn Sie nicht festangestellt sind, haben Sie immer Existenzängste. Sie wissen ja nicht, wie Ihr Jahr wird. Es ist ganz selten, dass ich das lange im Voraus weiss. Meistens ergibt sich ein Engagement kurzfristig. Sie müssen immer überlegen, wie es weitergeht. Es gab Zeiten, in denen es langsamer lief, dann kommen Zeit, in denen so viel gleichzeitig ist, dass man es kaum bewältigen kann. Das ist aber immer so: Entweder ist es zu viel oder zu wenig. Da brauche ich nicht zu jammern. Dass ich die Lisbeth bei «Der Bergdoktor» spielen darf, ist für mich wie ein Sechser im Lotto. Ich bin 67 Jahre alt. (Anmerkung der Redaktion: Das Interview führten wir 2018.) Andere haben in dem Alter überhaupt keine Arbeit mehr – und ich darf in so einer Serie mitspielen. Das ist für mich ein grosses Glück.

Sie waren vor rund zwei Jahren bei einer Generalaudienz von Papst Franziskus auf dem Petersplatz in Rom. Wie war das?
Das war super. Das war ein ganz tolles Erlebnis. Als ich zwei Minuten mit Franziskus sprechen konnte, er mir in die Augen schaute und seine Hand auf meinen Arm legte, hat er mir das Gefühl gegeben, ich sei der wichtigste Mensch auf der Welt für ihn. Und das macht er mehrmals in der Woche, mit all diesen Menschen, denen er unermüdlich zuhört und mit denen er spricht. Das ist für mich ein solcher Glücksmoment gewesen. Ich weiss das noch wie heute, weil ich diesen Papst einfach phantastisch finde. Und ich hoffe, dass er noch viel, viel bewirken kann. Er kommt aus der Einfachheit, aus der armen Welt. So, wie er sich gibt, ist es vorbildhaft.

Über was haben Sie mit Franziskus gesprochen?
Ich habe ihm auf Spanisch gesagt, dass ich hoffe, dass er noch lange da sein und viel verändern kann. Ich habe ihm gesagt, dass er so wichtig ist für die ganze Welt. Er hat nur «Gracias» gesagt – danke. Ich habe ihm die «Heilige Nacht» von Ludwig Thoma (Anm. d. Red.: Weihnachtsgeschichte in bayerischer Mundart) in einer blau-weiss-karierten kleinen Tasche geschenkt. Das Bild von Papst Franziskus und mir steht bei mir zu Hause im Regal, obwohl ich sonst kein einziges Bild von mir selbst habe. Das Bild von diesem tollen Moment, wie er mich angeschaut hat und ich ihn anschaue, liebe ich heiss und innig.

Sie kümmern sich um Ihre 90-jährige Mutter und zeigen, dass generationsübergreifender Zusammenhalt funktioniert. Wie läuft Ihr Alltag ab?
Ich betreue meine Mutter seit drei Jahren gemeinsam mit meiner Schwester. Es geht um Arztbesuche, Wäsche waschen, einkaufen, Tabletten richten. Meine Mutter sagt oft: «Lasst mich wissen, wenn ich euch zu viel Arbeit mache.» Dann sage ich ihr: «Du hast uns auch aufgezogen, als wir klein waren. Das ist so.» Sie hat bis vor einem Jahr noch allein in ihrer Wohnung gelebt, dann ist sie gestürzt. Sie hatte sich die Hüfte und die Schulter gebrochen und war anschliessend vorübergehend im Altersheim. Aber damit waren sie und wir sehr unglücklich. Nun hat sie eine 52-Quadratmeter-Wohnung im «Betreuten Wohnen». Das habe ich alles organisiert, ebenso wie den Piepser, Herdwächter, Essen auf Rädern und so weiter.

Wird die Gesellschaft kälter und kümmert sich jeder nur noch um sich?
Ich kann das nicht sagen. Ich bin wegen meiner Mutter seit einem Jahr immer wieder im Altersheim und sehe da, wie sich die Menschen kümmern. Und ich sehe, wie zu wenig Geld da ist für die Heime, zu wenige Pflegedienste da sind. Ich wünsche mir, dass die Politik mehr Geld locker macht, auch für zusätzliche Pflegekräfte. Daran liegt es wirklich, dass die Menschen keine Zeit mehr füreinander haben. Wenn die Leute besser bezahlt würden, wenn sie ihren Job mehr liebten und auch die Möglichkeit hätten, mehr auf die Menschen einzugehen, dann wäre die Situation anders. Und es wird immer schwieriger, weil wir immer älter werden.

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Datum: 26.01.2021
Autor: Martina Blatt
Quelle: PRO Medienmagazin

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