CEO der Bibelgesellschaft
«Gott mobilisiert die Kirche für eine neue Missionswelle»
Paul Williams, Geschäftsführer der britischen Bibelgesellschaft, glaubt, dass Gott etwas völlig Neues in unserer Generation tun will. Gegenwärtig werde Jüngerschaft mit Therapie verwechselt. Tränen des Klagens und Evangelisation seien die Antwort auf die Lage des heutigen Westens.
«Seit den 1960er Jahren wird immer deutlicher, dass Grossbritannien und der Rest des Westens zu einer post-christlichen Gesellschaft geworden sind», so die Bestandesaufnahme von Paul Williams.
«Nicht dass Christus nicht mehr relevant ist, sondern dass sich die Gesellschaft vom christlichen Glauben abgewandt und stattdessen auf säkulare Vernunft, wissenschaftlichen Fortschritt und Konsumkapitalismus gesetzt hat.»
Traurigerweise sei das Vertrauen in das Evangelium verloren gegangen, «wir sind biblisch unwissend geworden und anfällig für die ideologische Vereinnahmung durch die attraktiven Erzählungen unserer Kultur. Wir verwechseln bereitwillig Jüngerschaft mit Therapie.»
Zusammenhalt bröckelt
Gleichzeitig würden die Gaben der Vernunft, die Redefreiheit und die Würde der menschlichen Person im öffentlichen Leben geschmälert. «Das Vertrauen in unsere Institutionen ist abgestürzt. Infolgedessen wird es immer schwieriger, unser gemeinsames Leben zusammenzuhalten oder auch nur eine zivilisierte Diskussion darüber zu führen. Die westlichen Gesellschaften zersplittern in ein breites Spektrum inkohärenter und unvereinbarer Diskurse.»Die Einsamkeit sei zur Epidemie geworden und psychische Gesundheitsprobleme inmitten des Zusammenbruchs von Familie und Gemeinschaft sind entstanden. Die Menschen suchen nach Halt.
Neue Missionswelle
Als Paul Williams nach einem mehrjährigem Auslandsaufenthalt nach Grossbritannien zurückkehrte, «war ich von den Veränderungen beeindruckt: Ich konnte erneuten Appetit auf die Schrift, eine neue Überzeugung von Evangelisation, ein anhaltendes Engagement für die Einheit und ein wachsendes Vertrauen in das Evangelium und in das öffentliche Reden darüber beobachten.»
All dies könne nur möglich sein, weil die Herzen durch den Heiligen Geist verändert wurden. «Der Lockdown ist eine Art erzwungenes Exil. Seltsamerweise kann dieser Moment eine Art Geschenk an die Kirche sein. Es gibt nichts Gutes an einer tödlichen Infektionskrankheit, aber Gott ist in der Lage, Gutes daraus zu machen, wenn wir es ihm erlauben: Gutes in unserem Leben und Gutes in unserer Gesellschaft.»
Näher zu Gott
Paul Williams stellt die Frage: «Werden wir tiefer ins Gebet, in die Schrift und in die Abhängigkeit von Gott hineintreten? Tiefer in die Fürsorge und das Bewusstsein für unseren Nächsten? Und tiefer in eine Klage über den Zustand der Dinge – die Art und Weise, wie wir als Gesellschaft jetzt leben, die Mängel unserer Jüngerschaft und unseres Zeugnisses, die Einsamkeit, Verzweiflung und Angst vieler?»
Und weiter hält Paul Williams fest: «Gottes Herz weint und trauert auch über den Westen, über Grossbritannien, über uns. Die Tränen des Klagens werden uns eine neue Vorstellungskraft geben. Wenn wir nahe genug bei Jesus sind, um sein Herz zu kennen, werden wir in der Lage sein, aus seiner Perspektive zu sehen. Gott möchte etwas radikal Neues in unserer Generation tun. Wir werden seine Stimme hören, wie die alten Propheten werden wir von dieser göttlichen Verkündigung eingeholt werden.»
Eine neue Sprache
Für diese neue Ära werde eine neue Sprache und neue Wege benötigt, um das biblische Evangelium des kommenden Königreichs zu artikulieren. «Das tiefe Wunder an Pfingsten war nicht, dass die Kirche in Zungen sprach, sondern dass die Zuhörer in ihrer eigenen Sprache hörten und verstanden», erläutert Paul Williams.
«Die Propheten und Prophetinnen, die das kommende Königreich im 21. Jahrhundert auf eine Weise verkünden können, die für diese Generation Sinn macht, werden diejenigen sein, die Zeit damit verbracht haben, Gottes Herz nahe genug zu kommen, um aus seiner Perspektive zu sehen und seine Worte zu hören. Diese Intimität wird durch gemeinsame Tränen entdeckt.»
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Premier