Umfrage
Kirche wird nicht als moralische Instanz gesehen
Eine Umfrage in Deutschland zum Thema Moral erbrachte, dass die Deutschen viel von Moral im Privatleben und in der Wirtschaft halten. Werte wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Rücksicht und Anstand stehen hoch im Kurs. Dabei sieht sich allerdings jeder Einzelne für die Einhaltung ethischer Normen verantwortlich. Kirche, Wirtschaft und Politik haben kein hohes Ansehen als «moralische Instanzen».
Dies geht aus einer Trendstudie hervor, die das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung RAL (Sankt Augustin bei Bonn) in Auftrag gegeben hat. Dafür wurden 1'042 Verbraucher und 314 Unternehmer befragt. Der Verband «Christen in der Wirtschaft» (CiW) begrüsst den hohen Stellenwert moralischen Handelns. Sein Generalsekretär Hans-Martin Stäbler bedauerte aber gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur Idea das fehlende Grundvertrauen gegenüber Kirchen und Politik.Jeder Zehnte sieht die Kirche als moralische Instanz
Von den rund 82 Millionen Einwohnern Deutschlands trauen noch sechs Prozent der Politik die Vermittlung moralischer Werte zu. Neun Prozent betrachten die Wirtschaft und zehn Prozent die Kirchen als moralische Instanzen. Von Internet-Gemeinschaften wie Facebook versprechen sich immerhin neun Prozent die Vermittlung ethischer Massstäbe. Doch halten fast zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) Werte und Anstand im alltäglichen Verhalten für wichtig. Ehrlichkeit geniesst mit 83 Prozent den höchsten Stellenwert, gefolgt von Verlässlichkeit (80 Prozent), Rücksichtnahme (78 Prozent) und Anstand (72 Prozent).
Ehrlichkeit im Geschäftsleben wird belohnt
Gute Geschäftsmoral heisst für 84 Prozent der Verbraucher, dass den Beschäftigten gute Arbeitsbedingungen geboten werden. 83 Prozent ist die Vertragstreue und 79 Prozent die Produktqualität besonders wichtig. Unternehmer sind überwiegend der Meinung, dass «der ehrliche Kaufmann» belohnt wird, weil moralisches Verhalten und werteorientierte Führung wichtig für den Geschäftserfolg seien. 85 Prozent der Unternehmer halten es für vorrangig, Verträge einzuhalten, 81 Prozent, den Kunden gute Qualität zu bieten, und 79 Prozent, Aufträge pünktlich und verlässlich zu erfüllen. Fast jeder zweite Unternehmer (48 Prozent) ist der Meinung, dass sich die Geschäftsmoral in den vergangenen fünf Jahren verschlechtert hat.
Nachholbedarf bei den Christen
So positiv die hohe Wertschätzung von individueller Moral ist, unterstreichen die Umfrageergebnisse gleichzeitig, dass Kirchen und Gemeinden hier Nachholbedarf haben. Laut Stäbler hätten die Christen versagt, ihren Glauben in Beruf und Alltag überzeugend zu leben und biblische Werte über die eigenen frommen Zirkel hinaus weiterzugeben. Gerade die Frage, wie bei einem Versagen Vergebung und Versöhnung möglich seien, biete dazu gute Gelegenheiten.
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet.ch / idea