Es begann Mitte der 90er
Anfänge und Entwicklung der Taliban in Afghanistan
Wer sind die Taliban? Zu dieser Frage machte sich Jim Denison vom «Denison Forum on Truth and Culture» Gedanken. Sein Buch gibt Aufschluss über die Entwicklung des Islam in Afghanistan und wie aus biblischer Sicht darauf reagiert werden kann.
In seinem Buch «Radical Islam: What You Need to Know» zeichnete Jim Denison die Geschichte der Taliban in einer der gängigsten Erklärungen nach. Hier fassen wir sie kurz zusammen:
Als 1994 in Afghanistan zwei Teenager-Mädchen von Anhängern eines Kriegsherrn entführt und vergewaltigt wurden, schloss sich eine Gruppe von dreissig Studenten ihrem Dorfgeistlichen, Mullah Muhammad Omar, an, um die Mädchen zu retten und den Anführer der Gruppe aufzuhängen.
Die Anfänge
Diese neue Gruppierung wurde rasch stärker und beliebter und gewann schliesslich die Unterstützung religiöser Parteien im benachbarten Pakistan. Im Chaos des post-sowjetischen Afghanistan war ihre Durchsetzung von Recht und Ordnung eine willkommene Erleichterung für die Bevölkerung. Ende 1994 eroberten die Taliban Kandahar, die zweitgrösste Stadt Afghanistans. Zwei Jahre später nahmen sie die Hauptstadt Kabul ein. Bis 1998 besetzten Taliban 90 Prozent des Landes.
Basis für Aufstieg von Al-Qaida
Schon bald wurde klar, dass die Taliban eine puritanische Version des Islam durchsetzen würden, die dem Wahhabismus in Saudi-Arabien ähnelt. Sie gewährten Osama bin Laden Unterschlupf und bildeten eine wichtige Basis für den Aufstieg von Al-Qaida. Nach dem 11. September weigerten sie sich, bin Laden zu vertreiben und ihre Unterstützung für den Terrorismus einzustellen. Daraufhin marschierte eine von den USA angeführte Koalition in Afghanistan ein, um sie zu entmachten.
Im Januar 2004 wurde eine neue Verfassung verabschiedet, mit der eine parlamentarische Demokratie geschaffen wurde. Gegen die neue Regierung wurden jedoch schon bald Vorwürfe wegen weit verbreiteter Korruption laut, die auch in den folgenden Jahren fortbestehen.
Rückzug der US-Truppen
Die US-Streitkräfte blieben im Land, während die afghanische Regierung eine Streitmacht aufbaute, die die Rückkehr von Al-Qaida und anderen terroristischen Organisationen verhindern sollte. Im Laufe von zwei Jahrzehnten wurden mehr als 2'300 US-Soldaten in Afghanistan getötet und mehr als 20'000 verwundet.
Nachdem die Präsidenten Obama und Trump bereits Truppenreduzierungen angekündigt hatten, erklärte Präsident Biden im April 2021, dass die USA bis zum 11. September 2021 alle ihre Truppen aus Afghanistan abziehen würden. Als Reaktion darauf haben die Taliban nun in kürzester Zeit die Kontrolle übernommen.
Islamisches Emirat Afghanistan
Geplant ist nun eine Zeremonie im Präsidentenpalast, bei der sie Afghanistan in «Islamisches Emirat Afghanistan» umbenennen wollen.
Bereits zirkulieren Bilder von Dieben, die ausgepeitscht oder geteert durch Ortschaften gezerrt werden. Afghanistan steht vor der Rückkehr zu der strengen Version des Islam, unter der die Afghanen von 1996 bis zur Vertreibung der Taliban im Jahr 2001 lebten. Während der letzten Regentschaftszeit verboten sie Fernsehen, Musik und Kino und lehnten es ab, dass Mädchen über zehn Jahren zur Schule gehen. Frauen hatten die Burka zu tragen und mussten von einem männlichen Verwandten begleitet werden, wenn sie das Haus verliessen.
Von Haus-zu-Haus-Razzia
Jetzt gibt es wieder Berichte über derartige Gräueltaten. Schon im vergangenen Monat gingen Taliban-Kämpfer in einer Provinz von Tür zu Tür, um nach Personen zu suchen, die für die Regierung gearbeitet hatten. Dabei wurden mindestens 27 Zivilisten getötet, zehn weitere verletzt und Häuser geplündert.
Anfang Juli wiesen Taliban-Führer in zwei Provinzen religiöse Führer an, ihnen eine Liste von Mädchen über fünfzehn Jahren und Witwen unter fünfundvierzig Jahren zur «Verheiratung» mit Taliban-Kämpfern zu übergeben.
Rückkehr zum reinen Islam
Die Taliban folgen der Deobandi-Theologie (benannt nach einem Seminar, das 1866 in der Stadt Deobond in Indien gegründet wurde). Diese Schule schliesst alle Traditionen und Studien aus, die nicht direkt mit dem Studium des Korans zusammenhängen. Sie lehnt eine Neuinterpretation der islamischen Gebote in Anpassung an den Wandel der Zeit ab und strebt eine Rückkehr zur «Reinheit» des Korans und der Sunna (Praktiken des Propheten Muhammad) an.
Im Einklang mit dieser Weltanschauung glauben die Taliban, dass religiöse Erlasse eine göttliche Quelle haben und betrachten sie daher als verbindlicher als humanitäre Gesetze, die die individuellen Freiheiten betonen.
Was sollte unsere Antwort als Christen sein?
In diesem geistlichen Konflikt (Epheser Kapitel 6, Vers 12) sollten Christen um Gottes Schutz für diejenigen beten, die durch die sich abzeichnende Tragödie in Afghanistan gefährdet sind. Und wir sollten leidenschaftlich dafür beten, dass Taliban-Führer und -Anhänger Jesus in Visionen und Träumen begegnen – ein wundersames Phänomen, das inzwischen Muslime auf der ganzen Welt erreicht. Zu diesem Zweck sollten wir das Gebet des Paulus für seine jüdischen Mitbürger zu unserer Fürbitte für die Taliban machen: «Brüder und Schwestern, meines Herzens Wunsch ist und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan. Denn Christus ist des Gesetzes Ende, zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt.» (Römer Kapitel 10, Verse 1-4).
Wenn Sie bezweifeln, dass Gott ein solches Gebet erhören kann, denken Sie an den Mann, der es als Erster gebetet hat … Wenn Saulus, der Verfolger, zum Apostel Paulus werden konnte, dann ist klar: Es ist immer zu früh, Gott aufzugeben.
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Autor: Jim Denison / Daniel Gerber
Quelle: Denison Forum on Truth and Culture / Christian Headlines / gekürzte Übersetzung: Livenet