Als 34. Land
Lettland anerkennt Völkermord an Armeniern
Lettland hat den gezielten Massenmord an Armeniern und anderen Christen durch das Osmanische Reich offiziell als Völkermord anerkannt. Das Parlament der baltischen Nation verabschiedete eine Resolution, die das Massaker von vor einem Jahrhundert mit 58 zu 11 Stimmen bei sieben Enthaltungen verurteilt.
Die Resolution stellte fest, dass Lettland es als Pflicht ansieht, diese Verbrechen anzuerkennen und sich an sie zu erinnern, um ihre Wiederholung zu verhindern.
Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, «diese historischen Ereignisse zu bewerten und auf die Zukunft zu schauen, die wir aufbauen wollen, ohne Gewalt und Intoleranz, eine Zukunft, in der die Menschenrechte respektiert werden, in der jeder frei, sicher und geborgen sein kann».
Zwischen 1893 und 1923 wurden im Osmanischen Reich etwa 1,5 Millionen Armenier im Rahmen einer Politik der Ausrottung der christlichen Minderheiten getötet. Zusätzlich wurden zwischen 1914 und 1923 etwa 2,25 Millionen assyrische, griechische und syrische Christen innerhalb der osmanischen Territorien getötet, was eine Gesamtzahl von 3,75 Millionen getöteten Christen ergibt, berichtet «Joy News».
Türkei verurteilt Resolution
Die Türkei verurteilte die Resolution des lettischen Parlaments umgehend und bezeichnete sie als einen «vergeblichen Versuch, die Geschichte aus politischen Motiven umzuschreiben».
Das armenische Aussenministerium begrüsste die Abstimmung jedoch als einen wichtigen Fortschritt für historische Gerechtigkeit und Wahrheit. «Die universelle Anerkennung des armenischen Völkermordes ist eine der wichtigsten Garantien für die Sicherheit des armenischen Volkes in der Region.»
Die Entscheidung der Letten erfolgte nur wenige Wochen nachdem US-Präsident Joe Biden als erster Präsident der Vereinigten Staaten den Völkermord an den Armeniern offiziell anerkannt hatte, womit er einem Kongress-Entscheid folgte (Livenet berichtete). Während fast alle türkischen Parteien die US-Aussage kritisierten, betonte die pro-kurdische Partei HDP, dass die Türkei sich ihrer Vergangenheit stellen soll.
Auch muslimische Nationen anerkennen Völkermord
Die australisch-jüdische Gemeinde in Australien fordert, dass auch die australische und israelische Regierung den Völkermord anerkennen. Und der «Barnabas Fund» führt eine Petition durch, die die Regierungen von Australien, Neuseeland und Grossbritannien auffordert, den armenischen Völkermord offiziell anzuerkennen.Zu den Ländern, die den Völkermord an den Armeniern offiziell anerkennen, gehören die USA, Chile, Brasilien, Schweden, Frankreich, Deutschland und Russland. Auch drei arabische Nationen gehören zu den nun 34 Nationen, welche den Völkermord als solchen bezeichnen: Libyen als zugleich erste afrikanische Nation sowie Libanon und Syrien. Weitere Nationen sind unter anderem der Vatikan.
Des Weiteren bestehen zahlreiche entsprechende Voten von Präsidenten oder regionalen Gremien, in welchen die Anerkennung zum Ausdruck gebracht wird, unter anderem durch den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah as-Sisi oder die Regierung von Teheran (inoffiziell hatte auch die iranische Regierung mehrfach von Genozid gesprochen).
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Joy News / Barnabas Fund