Eingeschränkte Religionsfreiheit

Putins neue Schikanen kommen für evangelische Christen zu spät

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Gemeindehaus der Evangeliumschristen-Baptisten in Salawat (Bild: Wikipedia / CC0)
In Russland hat das Duma-Parlament ein neues Gesetz zur verstärkten Kontrolle «religiöser Infiltration aus dem Ausland» verabschiedet. Es zielt vor allem auf evangelikale Pastoren. Doch die Gemeinden waren vorbereitet.

Leiter evangelischer Gemeinden müssen sich künftig überprüfen und auch prüfen lassen, ob sie die richtige Theologie und vor allem eine positive Einstellung zur russischen Führung und ihrer Politik mitbringen. Wenn das nicht der Fall ist, müssen sie nachlernen. Es handelt sich dabei schon um die vierte Wiedereinschränkung der Religionsfreiheit, die nach dem Ende der Sowjetunion zunächst voll gewährt wurde. 

Religiöse Selbstversorgung

Im Unterschied zu den Katholiken, die noch stark auf geistlichen Nachwuchs aus dem Ausland – vor allem Polen und Deutschland – angewiesen sind, wurden die russischen Freikirchen inzwischen beim Nachwuchs für Gemeindeämter richtige «Selbstversorger». Vladimir Ozolin, Anwalt der russischen Pfingstbewegung, meint zuversichtlich: «Bei uns ist Putin mit seinem neuen Schlag gegen die Religionsfreiheit zu spät gekommen.»

«Spätprotestanten»

Pfingstchristen, Baptisten und «Charismatiker», die in Russland heute allesamt als «Spätprotestanten» eingestuft werden, haben sich seit der Wende gut versechsfacht.

Von der restriktiven sowjetischen Religionspolitik waren sie ins Zwangskorsett der einzig zugelassenen «Baptisten-Evangeliumschristen» gepresst oder ins Katakombendasein verbannt worden. Nach der Wende waren sie zunächst tatsächlich vom Beistand aus dem Ausland abhängig, vor allem den USA. Ohne diese Starthilfe hätten sich in den 1990er Jahren nicht an die 4'000 evangelische Gemeinschaften bilden können.

Stürmische Erweckung löst Ängste aus

Die grösste, geradezu stürmische Zuwendung fanden «radikale Evangelische». Ihrer Erweckung stellte die neue russische Verfassung zunächst keine Hindernisse in den Weg. Das postkommunistische Russland erklärte 1993 den «säkularen Staat» und gestattete seinen Bürgerinnen und Bürgern, sich zu «jeder beliebigen Religion» zu bekennen und diese auszuüben. Russisch-nationalistische bzw. «nationalorthodoxe» Kreise sahen sich verunsichert durch den unerhörten Aufschwung, den diese echte Religionsfreiheit «protestantischen Sektierern» gewährte.

Rückwärts buchstabiert

1997, noch unter der Präsidentschaft von Boris Jelzin, als aber schon sein Nachfolger Vladimir Putin das Sagen hatte, wurde daher das Gesetz «Über die Gewissensfreiheit und religiöse Vereinigungen» erlassen. Es erhob die Orthodoxe Kirche, Islam, Judentum und Buddhismus zu «traditionellen» und damit privilegierten Religionen. Indirekt wurde auch der Katholischen und der Lutherischen Kirche dieser bevorzugte Status gewährt. Viele der neuen Freikirchen sahen sich hingegen zu «religiösen Gruppen» degradiert, denen der Staat eigene Gebäude und Konten sowie den Druck und Import von Schriften verwehrte.

Inzwischen erfüllen aber fast alle Freikirchen die Bedingung des 15-jährigen Bestehens, um als «Religiöse Organisationen» anerkannt zu sein, die 1997 jene Rechte zuerkannt erhielten, die auch im Westen für öffentlich anerkannte Religionsgemeinschaften gelten. 2015 wurde jedoch eine staatliche Prüfungspflicht für Zuwendungen aus dem Ausland eingeführt.

Das «Jarowaja-Paket»

Diese Kontrolle war aber Putins «Sektenbeauftragter» Irina Jarowaja nicht genug: Auf ihr Betreiben hin wurde 2016 das als «Jarowaja-Paket» bezeichnete Gesetz erlassen, das die Wirksamkeit aller russischen Evangelikalen schmerzlich beschränkt: Ausländische «Missionare» dürfen nur mehr auf Einladung einer «registrierten Organisation» einreisen und nur an deren erklärten Wirkungsstätten, weder im Freien noch in Privatwohnungen, auftreten. Sogar das öffentliche Beten ist ihnen unter Androhung der Ausweisung untersagt. Russlands Freikirchen haben sich daher seit fünf Jahren darauf konzentriert, vollständig mit eigenem Nachwuchs an Predigern, Gemeindeleitern, Religionslehrerinnen und Sozialarbeiterinnen zu arbeiten. Die Katholiken hingegen brauchen pro Jahr noch etwa 20 ausländische Priester und Schwestern.

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Datum: 26.04.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

Kommentare

Zum weiteren Verständnis dieses vielschichtigen Themas muß leider nochmals an Hrn. Turtschinow erinnert werden, den "blutigen Pastor" aus Kiew, Baptist, der nach dem Maidan wohl illegal zum Ersatzpräsidenten in der Ukraine eingesetzt wurde. Er rief kurz darauf den Krieg in der Ostukraine aus, mit der Folge von zehntausenden Toten, vorallem junger ukrainisch-nationalistisch hochideologisierter junger Männer, die teils unter grausigen Umständen starben, der bis heute ein hohes Risiko bzgl. eines größeren Krieges darstellt. Ich will damit keine Religionseinschränkung gutheißen, einfach nur mal zum Verständnis daran erinnern.

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