Bangladesch

Christen dürfen auf mehr staatlichen Schutz hoffen

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Eine Kirche in Bangladesch (Bild: lmi-bangladesh.org)
In Bangladesch sind Christen und andere Minderheiten häufig Ziel islamistischer Attacken. Nun hat Polizeichef Monirul Islam angekündigt, gegen die Extremisten vorzugehen.

Bangladesch, wo Muslime 94 Prozent der über 16 Millionen Einwohner ausmachen, ist dennoch kein «Islamischer Staat», sondern eine Volksrepublik. Im Unterschied zu Pakistan, von dem sich das Zweistromland am Unterlauf von Ganges und Brahmaputra 1971 getrennt hat, kommt die Bedrängung seiner christlichen Minderheit nicht von oben, sondern geht von radikalen Muslimgruppen aus. Allerdings haben die Behörden bisher kaum etwas gegen diese zum Schutz der Christen unternommen. Erst Anfang 2021 zeichnet sich eine Wende zum Besseren ab.

Überwachung angekündigt

Wie aus Dhaka die führende englische Tageszeitung «The Daily Star» berichtet, hat am 25. Januar Polizeichef Monirul Islam eine Überwachung islamistischer Organisationen und ihrer aufhetzerischen Veranstaltungen, genannt «Waz mahfil», angekündigt. Dabei werde meist zu konkreten Angriffen auf Christen, Hindus und auch «Muslim-Freidenker» aufgerufen. Die polizeiliche Spezialeinheit für Terrorismusbekämpfung (CTTC) wolle solche Attacken ab sofort wirksam verhindern. Die Bekanntmachung der konkreten Massnahmen dazu werde in den nächsten 30 Tagen erfolgen.

Religiöse Minderheiten hoffen

Die religiösen Minderheiten von Bangladesch haben die Ankündigung des Polizeichefs spontan freudig begrüsst. Ihre «Kommission für Frieden und Gerechtigkeit» wies darauf hin, dass es in erster Linie die aggressive Rhetorik auf Islamistenversammlungen ist, deretwegen «religiös motivierte Gewalt gegen Glaubensminderheiten, aber auch gegen Frauen allgemein» zunimmt. Gobinda Chandra Pramanik, Präsident der «Bangladesh National Hindu Grand Alliance», machte eine Interpretierung des Korans zur Diffamierung anderer Religionen für die angeheizte Stimmung verantwortlich.

Wie Pramanik sagte, kann darauf schwer Einfluss genommen werden. Die Verhinderung von Muslimgewalt gegen Andersgläubige sei daher langfristig der einzig erfolgversprechende Weg. Darin sind sich auch die Christen von Bangladesch einig, die 0,3 Prozent der Bevölkerung ausmachen: Pfingstgemeinden, Baptisten, Anglikaner und Katholiken. Obwohl sich die Zahl der Christen seit der Unabhängigkeit 1971 von damals knapp über 200'000 auf eine halbe Million erhöht hat, ist ihr Bevölkerungsanteil wegen starker Vermehrung der Muslime gleich klein geblieben. 

6 Prozent Christen unter den Santals

Nur bei der indigenen Volksgruppe der Santals gibt es fast sechs Prozent Christen. Das ist aus der Datenbank des evangelikalen Joshua-Projects zu entnehmen ist. Das hängt damit zusammen, dass sich gerade die Pfingstmission auf die Santals als ein Volk konzentriert, das noch «nie von Jesus Christus erreicht» worden ist. Zugleich liegen sie abseits von den Hasspredigten der Islamisten gegen Christen, Frauen, Säkularisten, Liberale und alle andersgläubigen oder andersdenkenden Minderheiten. Sonst ist die Gewalt des militanten Islam im letzten Jahrzehnt stark angestiegen. 

Eine Blutspur

Sie gipfelte in Morden an 50 christlichen «Leitern», angeblich atheistischen Bloggern, Liberalen, Ausländern und Homosexuellen. Radikale Muslime verübten in den vergangenen Jahren zudem Anschläge auf evangelische und katholische Pfarrer, hinduistische Tempel und Siedlungen von Andersgläubigen. Bei einem Anschlag am 1. Juli 2016 der islamistischen Terrorgruppe Djamaat-ul-Mudjahedin Bangladesh (JMB) auf das Cafe Holey Artisan Bakery in Dhaka töteten Terroristen 20 Menschen, darunter 17 Ausländer. Dafür sind vor allem einheimische Extremisten verantwortlich, Al-Kaida und IS haben noch kaum Einfluss.

Die Christen leben weiterhin in Angst vor möglichen Anschlägen. Gegen Pastoren werden Morddrohungen ausgesprochen. Zwangsverheiratungen und Vergewaltigung christlicher Frauen sind auf dem Land an der Tagesordnung. In den Städten sind Attacken eines Mobs, der bei einem islamischen Waz mahfil aufgeputscht worden ist, immer öfter zu beobachten. Es war höchste Zeit für die Polizei, da endlich einzugreifen. In pfingstkirchlichen Kreisen breitet sich die Hoffnung aus, dass ein sofortiger Beruhigungsaffekt durch die Ankündigung der Massnahmen ausgehen wird.

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Datum: 29.01.2021
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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