«Freiheit der Welt bedroht»
Hong Kong: Christ zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt
Der Christ und Aktivist Joshua Wong (24) muss für 13,5 Monate ins Gefängnis, da er einen nichtbewilligten Protest organisiert hatte. Er war am 23. November verhaftet worden und ist nun in Einzelhaft. Seine Botschaft: «Sie können uns nicht alle töten.»
Seine Freunde Agnes Chow (23) und Ivan Lam (26) wurden ebenfalls zu zehn bzw. sieben Monaten Haft verurteilt. Sie hatten im Juni 2019 eine nichtbewilligte Protestversammlung organisiert. Der Vorwurf an alle drei Christen: «Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit.»
Durch seine Anwälte liess Wong mitteilen: «Der Kampf ist nicht zu Ende. Wir kämpfen aus dem Gefängnis zusammen mit vielen mutigen Protestierenden weiter – weniger sichtbar und doch lebenswichtig für die Demokratie und Freiheit von Hong Kong.»
«China bedroht die Freiheit der Welt»
Im November beantwortete Wong die Fragen der deutschen Zeitung «Die Welt» in einem handgeschriebenen Brief. «Seit das kommunistisch regierte China diesen Sommer sein eigenes Sicherheitsgesetz auf Hong Kong ausgedehnt hat, haben die Behörden alle Aktivitäten niedergeschlagen, von denen sie glauben, dass sie Chinas nationale Sicherheit bedrohen.»
Nach Wong geht es bei dem verstärkten Druck des kommunistischen China auf Hongkong nicht länger nur um die Aktivisten. «Die Eskalation betrifft jeden einzelnen von uns und sogar die Menschen im Exil. Das ist das Symptom eines grösseren Problems: China bedroht die Freiheit der Welt», ergänzte er.
Bibeltext gibt ihm Kraft in Einzelhaft
Auf die Frage, was ihn im Moment ermutige, zitierte Wong einen Bibeltext aus Römer, Kapitel 5, Verse 3-4: «Wir freuen uns auch in unseren Leiden, denn wir wissen, dass Leiden zu Beständigkeit führt, Beständigkeit zu Charakter und Charakter zu Hoffnung.» Und er ergänzte: «Wenn der Same einmal ausgesät ist, wird er spriessen. Wir geben nicht nach, sondern kämpfen weiter.»
Wong erklärte: «Ich bin in Einzelhaft. Meine Zelle ist 24 Stunden am Tag erleuchtet, das Schlafen ist mühsam. Ich darf keine anderen Insassen treffen.» Und weiter: «Ich war schon dreimal im Gefängnis, aber Einzelhaft ist viel schlimmer als ich erwartet habe. Aber viele Protestierende erleben Verhöre und Anklagen wie ich, und ich hoffe, dass ihr sie wissen lasst, dass sie nicht allein sind.»
«In Zeiten der Unsicherheit fühlen sich viele unwohl und voll Angst. Aber ich versichere euch, dass diese Schmerzen und das Leid unseren Mut und unsere Überzeugung für Demokratie nur stärken. Ein Kerker kann eine Seele nicht gefangen nehmen.»
«Hong Kong kämpft weiter»
Wong erklärte weiter: «In den letzten drei Wochen sind 23 Aktivisten, Journalisten und Parlamentarier verhaftet worden. Man darf sich keine falschen Hoffnungen machen, jeden Tag kommt einer vor Gericht. Aber wir sind auch nicht total pessimistisch. Hong Kong wird weiter kämpfen. Wir suchen jeden Tag nach neuen Wegen des Widerstands.»
Zum Hintergrund: 1997 hat Grossbritannien die gesamte ehemalige Kronkolonie Hong Kong an China abgegeben – dies mit der «Garantie», ihr System, ihre Freiheiten und ihre Lebensweise für mindestens 50 Jahre beizubehalten. China hat nun im Sommer 2019 sein umstrittenes Sicherheitsgesetz auf Hong Kong ausgedehnt. Der zunehmende Druck führte in den letzten beiden Jahren zu massiven Protesten, an denen viele Christen massgeblich beteiligt waren.
Von den fast 1,4 Milliarden Menschen in China sind geschätzt bis zu 130 Millionen Christen, die z.T. unter starkem Druck stehen. Christen und Gemeinden in Hong Kong bereiten sich nun auf ein ähnliches Schicksal vor.
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Autor: Reinhold Scharnowski / Evangelical Focus
Quelle: Livenet / Evangelical Focus / idea D