«Betet für uns»
Hong Kongs Christen bereiten sich aufs Schlimmste vor
Corona ebbt ab, neue Proteste flammen auf angesichts neuer, von China diktierter «Sicherheitsgesetze» in Hong Kong. Christen spielen eine führende Rolle im Kampf um die Unabhängigkeit und bitten weltweit um Gebet. Die Annahme des Gesetzes «Hong Kong Security Law» durch die chinesische Regierung am 28. Mai hat eine neue Welle von Protesten in der ehemaligen britischen Kronkolonie ausgelöst. Die Polizei setzte Tränengas ein und 360 Protestierende wurden verhaftet, darunter 100 Minderjährige, wie die «Hong Kong Free Press» berichtete.
Das Gesetz verpflichtet die Regierung Hong Kongs zu scharfen Massnahmen gegen Protestierende und verlangt einen regelmässigen Bericht an die Zentralregierung, um «Taten und Aktivitäten, die das Land spalten, zu verhindern, zu stoppen und zu bestrafen». Die Kirchen Hong Kongs hatten mit einer dreitägigen Gebets- und Fastenzeit vom 28. bis 30. Mai auf den Entscheid der Regierung reagiert.
Beziehung zu USA und Grossbritannien belastet
US-Staatssekretär Mike Pompeo hatte erklärt, dass «diese katastrophale Entscheidung Chinas, Hong Kong willkürlich seine nationalen Sicherheitsgesetze aufzuzwingen, nur die letzte in einer Reihe von Massnahmen ist, die Hong Kongs Autonomie und Freiheit und Chinas Versprechen in der Chinesisch-britischen Erklärung untergraben». Der chinesische Vertreter bei den Vereinten Nationen, Zhao Lijian, beschuldigte hingegen die USA und Grossbritannien, dass sie «sich durch ungerechtfertigte Kommentare einmischen und den Prozess für ihre eigenen Zwecke missbrauchen». Und weiter: «London muss mit dieser Einmischung in die Angelegenheiten in Hong Kongs und Chinas innere Angelegenheiten sofort aufhören, oder dies wird sich als Bumerang erweisen.»
Corona: Ruhezeit und soziale Aktionen
Kirchen in Hong Kong öffnen langsam wieder, vergleichbar mit Europa. «Wir gingen durch alle Stadien wie bei einem Trauerprozess: Zorn, Leugnung, Verhandeln, Depression, Akzeptanz, jetzt das neue Normal», erklärte Heewoo Han, Pastor einer grossen anglikanischen Kirche. «Aber viele von uns nutzten die Gelegenheit zum Ausruhen, für Familienzeit, Evangelisation durch Technologie und mehr Zeit mit Gott. Wir haben auch 35'000 Dollar gesammelt, um Missionspartnern und ärmeren Gemeindegliedern zu helfen. Viele Kirchen in Hong Kong sind von der Mittelklasse und sie verstehen nicht, wie arme Leute leben müssen. Aber viele haben jetzt gelernt, demütiger zu sein, haben sich nach den Minderheiten ausgestreckt und so ihren Blick von Mission und Dienst erweitert.»
Tiennamen-Gedenken verboten
«Ich habe auch die Zeit ohne Proteste genossen, aber jetzt wird es wieder mehr geben», erklärte Pastor Han. Im Juni vor einem Jahr haben die Proteste gegen den zunehmenden Würgegriff Chinas auf Hong Kong begonnen. Ausser der Annahmen des neuen Sicherheitsgesetzes aus Peking hat die Regierung Hong Kongs in diesem Jahr auch zum ersten Mal seit 30 Jahren die jährliche Gedenkfeier für das Tiennamen-Massaker verboten. «Das neue Gesetz wird es für uns in Hong Kong sehr schwierig machen, die Rede- und Versammlungsfreiheit weiterhin zu nutzen. Es wird hart für die Stadt, und mehr Proteste sind zu erwarten. Die Regierung von Hong Kong managt diese Krise nicht sehr gut und verhält sich, als wenn sie ein verlängerter Arm von Peking wäre. Die Polizei reagiert brutaler als vorher.»
Christen: «Chance, in Glaube und Liebe zu reifen»
«Christen werden eine neue Stufe von Druck erleben», ist Han überzeugt und bittet die Weltöffentlichkeit: «Bitte betet, dass die Christen von Hong Kong ihren Glauben beibehalten, auch angesichts eines kommenden neuen Totalitarismus. Wir wollen in Reife und an Liebe zu Gott wachsen, damit wir für alle Veränderungen gerüstet sind, die politisch auf uns zukommen. Wir bereiten uns vor, dass China die volle Kontrolle über Hong Kong übernimmt, aber noch mehr wollen wir dafür bereit sein, dass Jesus wiederkommt.»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus