«Zionistische Christen»
Rohani-Besuch wirft Schlaglicht auf Christenverfolgung
Die schwierige Lage besonders der evangelischen Christen im Iran steht in einem scharfen Kontrast zu den Sympathiebezeugungen aus Politik und katholischer Kirche in Europa gegenüber Präsident Rohani. Die Kündigung des Iran-Abkommens durch US-Präsident Trump verschärfte die Unterdrückung noch.
Nach dem Staatsbesuch in Bern hat Irans Präsident Rohani in Wien Erzbischof Christoph Schönborn empfangen. Ihm gegenüber bezeichnete das weltliche Oberhaupt des iranischen «Staates Allahs» die Lage der Christen in diesem als «sehr gut». Sie würden friedlich mit den anderen Religionen zusammenleben und hätten sogar Abgeordnete in der «Schura», dem islamischen Parlament.
Christen büssen für die Nuklearkrise
Menschenrechtsorganisationen haben dem sofort widersprochen und auf die wieder dramatische Lage der Christen im Iran hingewiesen. Diese hatte sich schon in beiden Amtszeiten des «Reformpräsidenten» Rohani nicht verbessert. Seit der neuen Nuklearkrise zwischen den USA und Iran herrsche dort sogar «unerträgliche religiöse Unterdrückung», heisst es in einer Aussendung von CSI-Österreich.
Verfolgung auf neuem Höhepunkt
Tatsächlich wird von den Ayatollahs nur den «historischen» Kirchen der orthodoxe Armenier und katholischen Chaldäer das Leben nicht allzu schwer gemacht. Sie geniessen beschränkte Kultfreiheit, solang sie sich in die Rolle einer unauffälligen Existenz fügen. Jede Verkündigung Jesu in der Öffentlichkeit oder bei privaten Kontakten mit Muslimen ist ihnen untersagt und wird streng bestraft. Die evangelischen, meist freikirchlichen Gemeinden, die in der Evangelisierung ihre unaufgebbare Mission sehen, befinden sich daher in einer fatalen Lage, sogar schlimmer als die der letzten iranischen Juden. Evangelische sind in der Islamischen Republik ebenso rechtlos wie die aus dem Schiitentum hervorgegangenen Bahais. Noch nie wurden im Iran so viele Christen wegen ihres Glaubens unterdrückt, verfolgt und abgeurteilt wie gerade jetzt. Besonders dramatisch ist die Situation ehemaliger Muslime, die zum Christentum konvertieren. Ihnen und ihren Familien drohen Bespitzelung, Verhaftung und jahrelange Haft unter unwürdigsten Bedingungen.
«Förderung des zionistischen Christentums»
Als neuer Anklagepunkt ist zuletzt der Vorwurf aufgetaucht, dass evangelische Freikirchen mit Israel unter einer Decke steckten. Erst im Juni wurden vier iranische Christen vom Berufungsgericht wegen «Förderung des zionistischen Christentums» und «Führung von Hauskirchen» zu zehn Jahren Haft verurteilt, berichtet der auf verfolgte Christen spezialisierte «World Watch Monitor». Es handelt sich um Saheb Fadaie, Youcef Nadarkhani, Yasser Mossayebzadeh und Mohammad Reza Omidi.
Hauskirchenleiter hart bestraft
Ein ähnliches Schicksal erleidet die Familie von Victor Bet Tamraz. Der iranische Pastor wurde im Juli 2017 wegen illegaler Hauskirchen-Aktivitäten zu zehn Jahren Haft verurteilt, seine Frau am 6. Januar 2018 zu fünf Jahren. Ihr wurden «Vergehen gegen die nationale Sicherheit» und «regierungsfeindliche Aktionen» unterstellt. Laut der Anklageschrift habe sie christliche Kleingruppen organisiert, im Ausland ein Seminar besucht und kirchliche Führungspersonen und Pastoren zu Spionen ausgebildet. Das Verfahren gegen den Sohn der beiden, Ramiel, ist noch im Gang.
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Autor: Heinz Gstrein / Fritz Imhof
Quelle: Livenet