Kim Sang-Hwa aus Nordkorea

«Ich hatte Angst, die Bibel anzufassen»

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Als Kind weiss Kim Sang-Hwa* nicht, dass ihre Eltern Christen sind. Doch als sie deren versteckte Bibel findet, erschrickt sie: Das ist verboten! Soll sie ihre Eltern bei der Polizei anzeigen? Hier erzählt sie, wie sie mit der Situation umging und was danach in ihrem Leben alles passiert ist.

Lange Zeit war mir nicht bewusst, dass meine Eltern Christen sind. Sie versteckten ihren Glauben vor der Aussenwelt – und auch vor uns Kindern. Eines Tages, ich war zwölf Jahre alt, fand ich aus Versehen eine Bibel, die meine Eltern in ihrem Schrank versteckt hatten.

Das illegale Buch

Ich weiss nicht warum, aber ich spürte das Buch im Schrank, zog es heraus und begann, darin zu lesen. – Eine Bibel! Diese Entdeckung konnte mich mein Leben kosten. Ich hatte Angst, die Bibel überhaupt anzufassen – das war verboten! Mit geschlossenen Augen legte ich das Buch zurück. Doch was jetzt? Sollte ich es meinem Lehrer erzählen? Zur Polizei gehen? Was sollte ich tun? Zwei Wochen lang konnte ich an nichts anderes denken. Ich musste jemandem von dem illegalen Buch berichten, aber es war doch meine Familie… Und dann tauchte eine andere Frage auf: Wer oder was war dieser Gott?

Endlich fasste ich Mut und fragte meinen Vater. Überrascht setzte er sich neben mich und fragte: «Siehst du diese alten Bäume dort? Wer hat die gemacht?» Ich wusste es nicht und so erzählte er mir die Schöpfungsgeschichte. Meine Mutter brachte mir Bibelverse bei, mein Grossvater zeigte mir, wie man betet. «Das bedeutet einfach, mit Gott zu reden. Nicht mehr und nicht weniger», erklärte er mir. Ich begann, in der Bibel zu lesen, aber ich wusste, wie gefährlich das war. Mein Vater sagte mir immer wieder, dass ich auf keinen Fall mit jemandem darüber reden durfte. 

Spion auf Sterbebett: «Wie kann ich Christ werden?»

Ab und zu traf sich mein Vater mit anderen Christen an einem geheimen Ort. Die Kinder dieser Leute kamen auch und gemeinsam lernten wir Neues aus der Bibel und beteten. Manchmal kamen auch Nicht-Christen. Als einer der Teilnehmer im Sterben lag, besuchte ihn mein Vater. Der Mann beichtete ihm: «Ich weiss alles über dich, deine Familie und deinen Glauben. Ich war ein Spion und wurde beauftragt, dich zu beobachten… Aber du bist ein guter Mann. Ich habe dich nie verraten. Sag mir: Wie kann ich Christ werden?» Auf dem Sterbebett durfte er durch meinen Vater Jesus kennenlernen.

Gott versorgt

Nach der Heirat halfen mein Mann und ich Obdachlosen (obwohl mein Mann gar nicht Christ war). Als eine obdachlose Teenagerin eine zeitlang bei uns wohnte, stahl sie alle meine Kleider und verschwand. Ich war total genervt, aber mein Vater sagte nur, Gott würde mich versorgen. Ich glaubte das nicht so ganz, doch ein paar Tage später schrieb mir eine Tante aus China – sie hätte Kleider übrig, die sie mir schicken wollte. Mein Vater war begeistert: «Siehst du? Gott hatte diese Kleider schon für dich vorbereitet, bevor deine eigenen Kleider überhaupt gestohlen wurden…»

Als die Situation im Land immer unerträglicher wurde, flohen mein Mann und ich im Jahr 2000 nach China; ein Jahr später konnte auch unser zweijähriger Sohn nachgebracht werden. Das Leben in China war hart, aber chinesische Christen halfen uns – und so kam bald auch mein Mann zum Glauben an Jesus. Erst Jahre später konnten wir nach Südkorea reisen, wo wir jetzt wohnen.

«Ich wünschte, ich könnte wieder zurück»

Hier in Südkorea gibt es so viel Freiheit, aber ich wünschte, ich könnte zurück nach Nordkorea und dort den Menschen vom Evangelium erzählen. Ich liebe ihren Glauben. Und ich wäre bereit, für den Glauben zu sterben. Wenn meine Familie nicht hier in Südkorea wäre, wäre ich vermutlich schon längst zurückgekehrt.

Jeden Morgen breite ich die Landkarte Nordkoreas vor mir aus und bete für das Land. Doch manchmal bin ich entmutigt und frage Gott: «Macht das überhaupt Sinn? Warum willst du, dass ich weiter für Nordkorea bete?» Dann erinnert mich Gott: «Du kennst Nordkorea besser als jeder andere. Du kennst die Menschen und ihr Leid. Wenn du nicht betest, wer betet dann? Vertrau mir – glaube mir!»

*Name aus Sicherheitsgründen geändert

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Datum: 13.03.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Open Doors USA

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