Durch Heilungen und Wunder
Wie in Indien Gemeinden entstehen
In Indien werden Christen so schwer verfolgt wie nur in wenigen anderen Ländern. Dennoch wächst die christliche Kirche an vielen Orten unaufhaltsam. Der Grund dafür sind oftmals Wunder und Heilungen von Menschen. Doch der Wachstumsprozess jedes einzelnen neuen Christen braucht Zeit.
Philip (Name aus Sicherheitsgründen geändert) arbeitet mit vielen neugegründeten Gemeinden zusammen, unterstützt sie, versorgt sie mit Material und vernetzt sie untereinander. «Diese Gemeinden bestehen aus Christen der ersten Generation, die hauptsächlich aus Stammeskulturen kommen mit animistischem Hintergrund», berichtet Philip im Interview mit Evangelical Focus.
Soziale Initiative hinterlässt Eindruck
Doch seine Hilfe für diese neuen Christen ist auch ganz praktisch – durch Wasserbrunnen. Wenn jemand Christ wird, darf er nicht mehr die Wasserquelle des Dorfes nutzen – aus Angst, dass sein neuer Glaube das Wasser verunreinigt. Also versorgt Philip und sein Netzwerk die neuen Christen mit Brunnen unter der Bedingung, dass jeder diesen Brunnen nutzen darf. Solche sozialen Initiativen hinterlassen auch in den restlichen Dorfbewohnern Eindruck. «Sie sagen: 'Wir hassen euch und ihr reagiert darauf, indem ihr Dinge mit uns teilt…'» Auf diese Weise sind schon viele Familien zum Glauben gekommen.
Ein Beispiel: Vijays Initiative
Da es in den abgelegenen Dörfern wenig Gesundheitszentren gibt und auch kaum Bildung, geht ein Kranker normalerweise als erstes zum Dorfpriester – und dieser bringt dann ein Opfer für die vielen Götter dar. Doch dies kostet Geld und bringt trotzdem meist nicht die erwünschte Heilung. Aus diesem Grund, so berichtet Philip, beten Pastoren viel für Kranke – und erleben Heilung.Der Inder berichtet von Vijay, dessen Frau Roopa ein Problem in ihren Beinen hatte; die Ärzte sprachen von Amputation. Doch dann schlug jemand vor, Roopa in die Kirche zu bringen. «Der Pastor kam aus einem drei Stunden entfernten Dorf und betete für sie – und nach einem Monat war sie komplett geheilt.» Dadurch kam Vijay und seine ganze Familie zum Glauben.
Die Heilung von Roopa sprach sich schnell herum und auch, dass es Jesus gewesen war, der sie heilte. Eines Tages, als der Pastor wiederkommen sollte, wurde eine wichtige Person des Dorfes krank und wünschte Gebet. Doch der Pastor kam und kam nicht und Vijay war besorgt, dass er mit dem Dorfältesten Probleme bekommen würde. Also betete er, um zu erkennen, was er tun sollte – und dann bot er an, für den Kranken zu beten. «Nach und nach wirkte in diesem wichtigen Mann die heilende Macht von Jesus und er wurde Christ. Heute leitet Vijay eine Gemeinde mit 60 Personen. Jesus als Heiler ist die Gute Nachricht, die die Menschen zum Glauben bringt. Auf diese Weise wird das Evangelium von einem zu nächsten getragen.»
Neue Gemeinden, neue Christen und ihr Wachstum
Wenn so eine neue Gemeinde entsteht, taucht immer die Frage um die Leiterschaft auf. Da viele Christen zwar gut singen und beten, aber nicht so gut predigen können, kümmert sich Philip darum, dass neue Leiter ausgebildet werden und dann zurück in ihren Dörfern als Pastoren agieren. Doch es gibt auch viele, die weder lesen noch schreiben können. «In solch einem Fall nutzen wir Lieder und Musik, um das Wort Gottes zu lehren. Wir haben Leiter, die Lieder schreiben, in deren Texten Theologie eingebettet ist und die Musik hilft den Leuten, sich daran zu erinnern.»
Doch laut Philip dauert es normalerweise fünf bis sechs Jahre, bis ein Mensch wirklich von der animistischen Weltanschauung zur christlichen Weltanschauung gekommen ist. Er muss ganz neu lernen, wer Jesus ist und dann von «Jesus, dem Heiler» dazu kommen und verstehen, dass Jesus auch versorgt, beschützt und von Sünden befreit. Und dann erst erkennen sie, dass sie Jesus als ihren Herrn und Heiland annehmen müssen. Etwa sechs bis acht Monate nach der ursprünglichen «Bekehrung» lassen sich die meisten taufen.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Evangelical Focus