Indien kappt Benzinlieferungen
Nepal säkularer Staat – aber Gottesdienstbesuch ist schwierig
In den Wochen nach der Erklärung, dass Nepal eine säkulare Nation ist, ist der Gottesdienstbesuch in vielen christlichen Gemeinden stark zurückgegangen. Nicht aus Mangel an Glauben, sondern an Benzin.
Nach einer Debatte von fast 10 Jahren hat das frühere Hindu-Königreich Nepal im September eine neue Verfassung angenommen, nach der es nun ein säkularer Staat ist. Als Antwort darauf hat Indien – Nepals wichtigster Handelspartner – die Benzinlieferungen zu Nepal eingestellt. Dieses Embargo macht das Reisen für viele Nepalis, darunter auch viele Christen, schwierig. Wie AsiaNews berichtet, haben einzelne Kirchen einen Besucherrückgang um 50 Prozent erlebt.Hunderte von Menschen wollen Christen werden
«Jedes Jahr kommen hunderte von Nicht-Gläubigen in die Kirchen und Gemeinden in Nepal, weil sie Christen werden wollen», berichtet C.B. Gahatraj, Generalsekretär der Nationalen Vereinigung der Christen, gegenüber AsiaNews. «Sie wollen mehr über Kultur und Leben der Christen erfahren, bevor sie sich taufen lassen. Aber in der gegenwärtigen Situation ist das fast nicht mehr möglich. Wir haben einfach kein Benzin mehr für unsere normalen religiösen Aktivitäten und Missionsarbeit.»
Seit über einem Monat hat Indien nun verhindert, dass Benzin über die Grenze nach Nepal geliefert wird, was auf alle Bereiche der Gesellschaft Einfluss hat. Viele Nepali haben gegen Indien und dessen Premierminister Narendra Modi protestiert, der unter massivem Hindu-Einfluss an die Macht kam. Inzwischen hat China begonnen, Benzin nach Nepal zu importieren, um die Blockade zu umgehen.
Neue Verfassung nicht ohne Probleme
Die neue Verfassung Nepals hält die Religionsfreiheit fest. Gleichzeitig enthält sie einen Artikel, nach dem «niemand versuchen darf, jemand anderen von einer Religion zur anderen zu ändern oder zu bekehren, oder die Religion eines anderen zu stören/zu gefährden; solche Taten werden vom Gesetz her bestraft». Dieser Artikel könnte als Ausgangspunkt «für zukünftige Einschränkungen und Diskriminierungen» dienen, fürchtet Elijah Brown vom «21st Century Wilberforce Institute», einer Bürgerrechtsbewegung für religiöse Freiheit.
Die christliche Minderheit in Nepal hat lange um das Recht gekämpft, eigene Friedhöfe zu errichten. Christen und Moslems pflegen, ihre Toten zu beerdigen, während Hindus sie kremieren. Pläne für christliche Friedhöfe wurden beantragt, bisher aber nicht genehmigt.
Die Anzahl der Christen in Nepal hat sich verdreifacht, seit die Hindu-Monarchie im Jahr 2006 abgeschafft wurde.
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christianity Today