Nicht zuletzt dank G.O.D.
Costa Rica: Evangelikale wachsen auf 27 Prozent
Im kleinen mittelamerikanischen Staat Costa Rica ist der Anteil der Evangelikalen an der Bevölkerung in fünf Jahren von 21 auf 27 Prozent gewachsen. Einen grossen Anteil daran trägt offenbar der Global Outreach Day.
«Seit fünf Jahren engagieren wir uns in Costa Rica für den Global Outreach Day (G.O.D.)», erklärt der nationale Koordinator des weltweiten Evangelisationstages, Rigoberto Vega Alvarado. «Vor fünf Jahren waren wir etwa 21 Prozent überzeugte Christen hier im Land. Die neue Zahl für 2019 ist nun 27 Prozent – das ist eine neue Statistik der säkularen Universität von Costa Rica.» Und er fährt fort: «Das ist eine erstaunliche Zahl für uns, dass wir in fünf Jahren um sechs Prozent gewachsen sind. Wir danken Gott für den Global Outreach Day, der uns geholfen hat, dass die Zahl der Christen so zunehmen konnte.» Die Christen in Costa Rica waren von Anfang an durch besonders kreative Einsätze am G.O.D. aufgefallen.Auch politischer Einfluss
In den letzten Jahren haben evangelische Christen auch deutliches politisches Engagement entwickelt. So stellten sie mit dem Sänger und Worship-Leiter Fabricio Alvarado Munoz (43) im Jahr 2018 einen Präsidentschaftskandidaten, der im ersten Durchgang bereits 27 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte, nachdem ihm Umfragen vor der Wahl lediglich drei Prozent Chancen gegeben hatten. Munoz profilierte sich vor allem mit deutlicher Stimme gegen die Gender-Ideologie und die Homo-Ehe.Im zweiten Wahlgang unterlag er dem heutigen Präsidenten Carlos Alvarado, konnte aber immerhin 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Im Juli 2019 musste auf anhaltende Proteste von Evangelikalen und grossen Teilen der Bevölkerung hin der Erziehungsminister Edgar Mora zurücktreten, der für seine freizügige LGBTQ-Politik bekannt war. Von Kritikern, wie üblich, als «religiös extrem» und «rechtsaussen» bezeichnet, organisierten Evangelikale im Jahr 2016 die grösste konservative Demonstration in der Geschichte des Landes gegen die Sexualerziehung in öffentlichen Schulen, die alle Schüler einem liberalen Unterricht über Homosexualität und Gender-Diversität aussetzt.
«Multi-konfessionelle Gegenreformation»
Christen lassen sich offenbar nicht auf ihr persönliches Seelenheil reduzieren. So beklagte der Philosoph und Theologe Arnoldo Mora, eigentlich verbiete es das Wahlrecht des Landes, dass mit religiösen Argumenten Politik betrieben würde. «Aber in Tausenden von kleinen Kapellen und Kirchen ermutigen und drängen die Pastoren die Gläubigen, hinauszugehen und zu wählen.» So hätten die Kirchen praktisch die Rolle von politischen Parteien übernommen.
In gut humanistischer Manier beklagt denn auch Jaime Ordonez, Direktor des «Central American Institute of Governance» unter dem bezeichnenden Titel «Die Erde ist flach und Darwin hat uns alle betrogen» einen «Aufstand gegen die Aufklärung»: «Diese neue, multikonfessionelle Gegenreformation will den säkularen Staat und andere Errungenschaften wie Menschenrechte und die Anerkennung von Minderheiten untergraben.» Der «New Internationalist» schliesslich stellte 2018 «Costa Rica's neue evangelische Opposition» fest und fragt besorgt: «Ist Costa Rica auf dem Weg zu evangelischer Theokratie?»
Die Gesamtbevölkerung von Costa Rica betrug 2018 rund fünf Millionen Menschen. Nach den Worten von Reuters ist das Land «bekannt für seinen entspannten Lebensstil und seine progressive Umweltpolitik. Aber es ist auch eine Bastion traditioneller katholischer Werte mit einer schnell wachsenden evangelischen Gemeinschaft.» Nach der Untersuchung der Universität von Costa Rica praktizieren 52,5 Prozent der Bevölkerung den katholischen Glauben, 27,1 Prozent gehören zu einer evangelischen oder evangelikalen Gemeinde, 16,5 Prozent geben an, zu keiner spezifischen Religion zu gehören und 2,7 Prozent praktizieren «andere Religionen».
Zur Webseite:
Global Outreach Day
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Reuters / newint.org