«Reclaiming Jesus»
Mahnwache gegen Trump-Politik
Mit einem Demonstrationszug durch Washington und einer Kerzen-Mahnwache vor dem Weissen Haus endete am Donnerstagabend (24.05.2018) eine christliche Kundgebung gegen weissen Rassismus, Nationalismus und Lüge.
Die Veranstaltung stand unter dem Leitwort «Reclaiming Jesus» (wörtlich: Jesus zurückfordern) und war «Ein Glaubensbekenntnis in einer Zeit der Krise». 23 prominente Kirchenführer mahnten in einer gemeinsamen Erklärung eindringlich, dass die «Seele der Nation und die Integrität des Glaubens auf dem Spiel stehe.»Mitinitiator Bischof Michael Curry
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehört das Oberhaupt der Episkopalkirche Bischof Michael Curry (Chicago). Sie ist mit etwa 2,3 Millionen Mitgliedern eine vergleichsweise kleine Kirche, die zur anglikanischen Gemeinschaft gehört. Michael Curry wurde durch die Traupredigt für Prinz Harry und Meghan Markle vor wenigen Tagen bekannt, der geschätzte eine Milliarde Menschen live zuhörten.Die Erklärung wird von nahmhaften kirchlichen Vertretern gesprochen. Weitere prominente Vertreter sind Dr. Ron Sider und Jim Wallace, Richard Rohr und Dr. Tony Campolo. Sie eint neben dem christlichen Glauben der Kampf gegen Armut, soziale Missstände und für Frieden. Vor dem Marsch zum Weissen Haus trafen sich die Christen zu einem Gottesdienst in der Washingtoner Nationales christlichen Stadtkirche («National City Christian Church»).
Donald Trump wird nicht genannt
Die Erklärung konstatiert eine Krise der Moral und der politischen Führung. Wenn Politik die Theologie unterminiere, müsse man sich damit auseinandersetzen. Es sei Aufgabe des Staates dem Allgemeinwohl zu dienen und dabei Gerechtigkeit und Frieden zu bewahren. Wenn dies von der politischen Führung untergraben werde, sei es geboten, dass religiöse Leiter aufstehen und die Stimme erheben.
Ohne Präsident Donald Trump auch nur einmal beim Namen zu nennen, richtet sich die Erklärung gegen Inhalt und Stil der Politik der derzeitigen Trump-Administration. In einem Kommentar der Washington Post wird darauf hingewiesen, dass es Absicht der Initiatoren gewesen sei, Trump nicht zu nennen, weil es im Kern nicht um ihn, sondern um Jesus beziehungsweise ein Glaubensbekenntnis gehe.Darüber hinaus fand die Demonstration und die Erklärung in den amerikanischen Medien bisher wenig Beachtung.
«Wir alle sind ein Leib»
Jeder Mensch, so die Erklärung, sei nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Deswegen lehne man weissen Rassismus wie Nationalismus, auch auf den höchsten Ebenen der politischen Führung, ab. Weiter heisst es: «Wir glauben, dass wir alle ein Leib sind. In Christus gibt es keine Unterdrückung von Rasse, Geschlecht, Herkunft oder sozialem Stand.» Daraus folge die Ablehnung von weissem Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Misshandlung, sexueller Belästigung oder Gewalt gegen Frauen.
Die Erklärung bezeichnet «America first» als eine theologische Irrlehre für Nachfolger von Jesus. Mit dem Glauben an Jesus sei es auch nicht zu vereinbaren, eine Nation über eine andere zu stellen. Deshalb lehne man Fremdenfeindlichkeit und ethnischen Nationalismus ab. Führung im Sinne von Jesus bedeute Dienen und nicht andere zu beherrschen oder zu dominieren.
Wahrheit – von zentraler Bedeutung
In der Erklärung wird dazu aufgerufen, sich Angriffen auf Einwanderer und Geflüchtete zu widersetzen, aber auch Kürzungen bei staatlichen Programmen bei gleichzeitigen Steuererleichterungen für Wohlhabende nicht hinzunehmen.
Wahrheit, so die Erklärung weiter, sei von zentraler Bedeutung für das private wie das öffentliche Leben. «Wir lehnen die Sprache und die Politik politischer Führer ab, die andere herabsetzt». Die Wahrheit zu sagen sei auch von grundlegender Bedeutung für den prophetischen Dienst der Kirchen. Die Erklärung erinnert dabei an das Gebot «Du sollst nicht falsch Zeugnis geben» und das Wort von Jesus, dass die Wahrheit den Menschen freimache.
Hier die Erklärung der 23 Kirchenführer:
Zur Webseite:
Reclaiming Jesus
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Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet