Nach brutalem Mord
Judah Smith: «Brückenbauer gegen Rassismus sein»
Judah Smith (36), Pastor der City Church im US-amerikanischen Seattle, fordert alle Jesus-Nachfolger auf, Brückenbauer zu werden und den Rassismus zu überwinden. Er sagte dies im Blick auf den Mann, der in Charleston in einer Kirche neun Afroamerikaner ermordete und weitere neun verletzte.
Am 17. Juni stürmte Dylann Storm Roof (21) eine afrikanische Methodistenkirche in Charleston. Der junge Mann eröffnete das Feuer auf die Besucher einer Bibelstunde. Er erschoss neun Gemeindemitglieder. Seine Begründung: Sie waren schwarz. Der Mord löste als eine der schrecklichsten rassistisch motivierten Taten der USA starke Proteste aus.
Erste Reaktion: Vergebung
Anders als nach dem Tod eines afroamerikanischen jungen Mannes in Ferguson blieb es in Charleston verhältnismässig ruhig. Sicher auch deshalb, weil der Täter schnell gefasst und vor Gericht gestellt wurde. Ausserdem suchten Angehörige der neun Mordopfer des Massakers bald nach der Tat die Öffentlichkeit und sprachen dem Täter ihre Vergebung zu. Nach richterlicher Sondererlaubnis durften sie dies auch im Rahmen einer Anhörung des 21-Jährigen wiederholen. Die Schwester eines Ermordeten betonte: «Ich bin böse und traurig, aber ich will dem Hass keinen Raum in mir geben.» Sie ergänzte: «Wir müssen vergeben.» Ein Teilnehmer der Trauerfeier, an der auch viele Weisse teilnahmen, meinte: «Dieses Land braucht Ruhe und Versöhnung und Charleston braucht das gerade mehr als alles andere.» Die Stadt gehört laut Forbes-Liste zu den zehn gefährlichsten Städten der USA.
Appell zum Brückenbau
US-Präsident Barack Obama erklärte nach dem Mord: «Rassismus bleibt ein Übel, das wir gemeinsam bekämpfen müssen.» In die gleiche Richtung ging Judah Smith. Der landesweit bekannte Pastor der City Church von Seattle, Seelsorger von Justin Bieber und Autor von Büchern wie «Jesus ist __. Das Menschsein neu entdecken», unterstrich in seiner Video-Botschaft ebenfalls: «Im Kern ist dies alles eine Frage der Rasse, des Rassismus, von Vorurteilen und Hass.» Weiter sagte er: «Dabei will ich – gerade als Leiter – ein Teil der Lösung und nicht des Problems sein. Denn Teile des Problems sind Unwissenheit und Gleichgültigkeit. Ich ermutige jeden von uns, Brückenbauer werden, Menschen zu sein, die sich für eine Versöhnung einsetzen.» Sichtlich bewegt schloss Smith seinen Appell mit Blick auf seine eigenen drei Kinder, denen er beibringen wolle, «unterschiedliche Kulturen und Gemeinschaften zu achten».
Nicht nur für die USA aktuell
Sicherlich sind bei uns in Westeuropa viele Voraussetzungen anders. Nicht zuletzt haben wir wesentlich schärfere Waffengesetze. Doch was Judah Smith anspricht, Rassismus, Vorurteile und Hass, das kennen wir in unseren Breitengraden genauso – bis hinein in unsere Kirchen und Gemeinden. Nicht nur im Blick auf die zahlreichen Flüchtlinge und Asylsuchenden, die gerade in unsere Länder strömen, muss man festhalten: Auch wir brauchen eine Kultur der Vergebung, der Achtung vor dem Anderen.
Zur Videobotschaft von Judah Smith:
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet