Kurz vor Boko-Haram-Überfall
«Dein Weg ist der, den du bei den Christen gesehen hast»
Viermal vernahm Sara (25) die Stimme einer leuchtenden Gestalt akustisch, als sie ihr muslimisches Gebet verrichtete. Die Botschaft war jedes Mal die gleiche: Du sollst mich anbeten, wie du es bei den Christen gesehen hast.
Christen im Norden Nigerias haben menschlich gesehen allen Grund zum Klagen. Die Islamisten von Boko Haram zünden ihre Häuser und Kirchen an, manche Christen werden getötet. Die eigene Regierung schützt sie nur unzureichend und der christliche Süden steht ihnen ungenügend bei.Doch die Nachfolger Jesu im Norden des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas sind weit davon entfernt, depressiv zu werden. Dies stellte Patrick Schäfer, Leiter des Deutschschweizer Büros von «Open Doors» fest, als er die westafrikanische Nation erst vor kurzem besuchte. Er traf in einem Flüchtlingshaus Christen, die in ihrem Glauben Halt, Lebensmut und Zuversicht finden.
Als saudische Muslimin aufgewachsen
Im nördlichen Nigeria lernte Patrick Schäfer unter anderem die heute 25-Jährige Sara kennen, die ihm aus ihrer bewegten Vergangenheit berichtete. Ihre Mutter war eine kulturelle Christin, die selbst in wirtschaftlich beengten Verhältnissen aufwuchs. Sie heiratete einen muslimischen Mann, der in Saudi-Arabien arbeitete, wo er gut verdiente. Dort wuchs Sara als Muslimin auf.Eine Hochzeit im Verwandtenkreis führte die Familie eines Tages zu Besuch in ihre afrikanische Heimat Nigeria zurück. «Ich wollte dort aus Neugier unbedingt in eine Kirche gehen. Zwar war Mutter zunächst dagegen, doch schliesslich willigte sie ein.» Auf Sara wartete ein atemberaubendes Erlebnis, das sie nicht einordnen konnte. Sie sah, wie Christen tanzten, begeistert ihren Gott anbeteten und wirklich fröhlich waren. Alles in diesem mitreissenden Gottesdienst war für sie neu. Sara wollte von den Teilnehmern wissen, was dahintersteckt. «Wir ehren Gott», lautete die Antwort.
Die Gestalt
Als sie wieder zuhause war, wollte sie wie üblich ihr Gebetsritual vollführen, denn Sara verrichtete stets pflichtbewusst die fünf täglichen Gebete. Sie kniete nieder, um das vorgegebene Ritual zu befolgen. Da erschien aus dem Nichts heraus eine weisse, leuchtende Gestalt, die ihr liebevoll sagte: «Nein, du musst nicht so beten. Dein Weg wird der sein, den du in der Kirche gesehen hast.»
Zunächst widersetzte sie sich dieser Aufforderung. Doch die gleiche Szene wiederholte sich insgesamt viermal, bis sie sich entschied, diesen neuen Weg einzuschlagen.
Der Überfall
Es war kein einfacher Schritt, der ihr da bevorstand – denn zurück in Saudi-Arabien waren solche Gottesdienste unauffindbar. Deshalb wollte sie in Nigeria bleiben. Sie zog ihre Mutter ins Vertrauen, die vorerst dagegen war. Letztlich willigte sie ein, Sara für ein Jahr zu ihrer Tante in Nigeria gehen zu lassen, die ebenfalls Christin ist. «Dort kannst du dieses Leben kennenlernen, aber dann kommst du zurück nach Saudi-Arabien», lautete die mütterliche Anweisung.Soweit sollte es nicht kommen. In den Wochen, welche die ganze Familie wegen der Hochzeit in Nigeria weilte, erfolgte ein Angriff der Boko Haram auf diesen Ort. Als eine der einzigen gelang Sara die Flucht. Bis heute ist nicht bekannt, was aus ihren Liebsten geworden ist.
Ausgerissen
In der Folge kam Sara bei einer ihrer beiden Schwestern unter, die schon zuvor in Nigeria gelebt hatte und die zum Zeitpunkt des Überfalls nicht in der Gegend gewesen war. Bald versuchte diese Schwester ihr den Umgang mit den Christen zu verbieten. Deshalb riss Sara aus. Sie wandte sich an einen Pastor, der sie mit dem Nötigsten versorgte und ihr einen Platz in einer sicheren Unterkunft vermittelte. Sara freut sich, dass sie Jesus kennenlernen konnte und sie betet unaufhörlich dafür, dass ihre Familie aus den Fängen der Boko Haram freikommt. Nun lebt Sara in einem Flüchtlingshaus, wo sie wie die anderen grosse Teile der Bibel auswendig lernt, weil das Buch der Bücher oft das Erste ist, was ihnen von den Islamisten geraubt wird.
Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt
Am 10. Dezember 2016 (internationaler Tag der Menschenrechte) findet in Bern, Zürich und Genf die jährliche Solidaritätsaktion verfolgung.jetzt statt. Das Ziel ist, verfolgten Christen eine Stimme zu gegeben und für sie einzustehen – mit Strassenaktionen und einem Flashmob.
Zur Webseite:
verfolgung.jetzt
Sonntag der verfolgten Kirche
Zum Thema:
Hohes Lösegeld gefordert: Missionarin in Nigeria entführt
Mahnwache in Basel: Aufrütteln gegen den Terror von Boko Haram
Wie Saulus zum Paulus: Erste Boko-Haram-Mitglieder werden Christen
Autor: Patrick Schäfer
Quelle: Open Doors Schweiz