Leben in Ungewissheit

Gebet für die entführten Töchter: Der Bericht eines Vaters

Völlig ungewiss ist das Schicksal von fast 220 jungen Frauen, die vor mehr als zwei Jahren von der islamischen Terrorgruppe «Boko Haram» im Nordosten Nigerias verschleppt wurden. Ein Vater, Yakuba Maina, berichtete auf einer Veranstaltung der christlichen Hilfsorganisation «Open Doors» in Mainz und bat um Gebet: «Ich möchte, dass ihr für die Schülerinnen und ihre Familien und unseren Bundesstaat Borno betet; viele Pastoren wurden hier umgebracht.»

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Yakubu Maina
Die Schülerinnen wurden in der Nacht vom 13. auf den 14. April 2014 an der staatlichen Oberschule in Chibok entführt. Mehr als 270 Schülerinnen wurden verschleppt, etwa 50 von ihnen konnten fliehen.

Gegenüber Livenet beschrieb Yakuba Maina die angespannte und gefährliche Situation im Distrikt in den Tagen vor der Entführung. Es habe immer wieder Schüsse gegeben und Gebäude seien angezündet worden, auch die der Polizei. Die Terroristen seien in Soldatenkleidung zu den Mädchen gekommen und hätten ihnen versichert, dass sie diese in Sicherheit bringen wollten.

Medienberichte waren wichtig

Dass die Aktion geplant war, so Maina gegenüber Livenet, sei auch daran zu erkennen gewesen, dass sie muslimischen Eltern an der Schule ihre Kinder vorher weggebracht hätten. Er machte zudem deutlich, dass die Behörden nicht oder nur sehr zögerlich auf die Proteste und die Bitten der Eltern um Hilfe eingingen. Ohne die öffentliche Wirkung von Medienberichten wäre die Entführung kaum bekannt geworden. Entscheidend sei hier ein erster Bericht der BBC gewesen.

Eltern treffen sich und beten

Auf Mit-Initiative von Yakuba Maina treffen sich die Eltern der Entführten an jedem 14. Tag eines Monats zum Gebet und zum Austausch. Besonders belastend sei die Ungewissheit, was das Schicksal der jungen Frauen angehe. Es sei möglich, dass sie tot sind, als Gefangene gehalten werden oder bereits verkauft worden seien. Sichere und umfassende Informationen fehlten. Die Entführer hatten die Schülerinnen in ein riesiges Dschungelgebiet gebracht, in dem sie nicht zu finden seien.

Frauen müssen Glauben wechseln oder werden umgebracht

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Monatliches Treffen zum Gebet und Austausch

Vor Kurzem, berichtete Maina, sei ein Mädchen frei gekommen. In Gefangenschaft wurde sie dazu gezwungen, den muslimischen Glauben anzunehmen.

«Es war unser Gebet, dass wenigstens ein Mädchen frei kommt, damit wir wissen, wie es ihnen geht. Dieses Gebet hat Gott erhört.» Aufgrund ihrer Berichte wisse man nun, dass einige junge Frauen umgekommen seien. «Einige durch Schlangenbisse, andere wurden in die Erde eingegraben und zu Tode gesteinigt. Einige Mädchen wurden Ehefrauen der Kämpfer. Andere sind ungekommen, als sie Kinder zur Welt brachten.»

Situation hat sich beruhigt

Für Maina ist die Befreiung des Mädchens dennoch eine Gebetserhörung. Nicht nur, weil sie selbst freikam, sondern auch deshalb, weil sie zumindest etwas von der Situation der entführten Frauen erzählen konnte. Das gebe manchen Eltern Hoffnung.

Einige Eltern hätten aus Protest und Trauer seit der Entführung nichts mehr gegessen; 18 von ihnen seien so zu Tode gekommen. Doch langsam, so Maina, hätten etliche Väter und Mütter wieder etwas Hoffnung. Sie seien bemüht, nur gewaltlos zu demonstrieren und den Tätern zu vergeben.

Insgesamt habe sich die Situation in der letzten Zeit in der Region etwas beruhigt. «Seit fast acht Monaten gibt es in unserem Gebiet keine Angriffe mehr. Wir schlafen wieder in unseren Häusern und nicht mehr im Wald, wo wir lange waren. Gott hat gesagt, mit den Angriffen ist Schluss. Es ist die Kraft des Gebets, welche die Terroristen in Verwirrung gebracht hat, denn sie haben sogar ihre muslimischen Brüder umgebracht.»

Die Entführung der Schülerinnen ist nach Auffassung von christlichen Beobachtern Teil einer Strategie, die Christen aus der Region zu vertreiben. Ziel sei es, den gesamten Nordosten zu islamisieren. Maina weist aber auch darauf hin, dass es sehr wohl viele Muslime gebe, die die Gewalt von Boko Haram (wörtlich «Keine Bildung») ablehnten. Trotz der Konflikte kämen Muslime zum Glauben, weil sie sehen könnten, wie die Christen mit ihrem Leid umgehen.

Jahre der Gewalt

Nach einer Studie von «Open Doors» wurden im Zeitraum von 2000 bis 2014 in den Staaten im Norden Nigerias, in denen die Scharia, das islamische Gesetz, eingeführt wurde, 11'500 Christen ermordet und 13'000 Kirchen zerstört oder geschlossen. Etwa 1,3 Millionen Christen seien geflohen.

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Datum: 13.06.2016
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

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