«Handeln statt verurteilen»
Street Pastors im Partyviertel
In England gehen Christen an Wochenenden in die Partyviertel, um dort ihre Hilfe anzubieten, wo sie nötig ist – eine Arbeit mit wenig Dank, aber grossen Auswirkungen.
Es gibt sie in jeder Stadt: die Kneipen- und Discothekenviertel, die tagsüber wie ausgestorben wirken und sich vor allem an Wochenenden mit überwiegend jungem Publikum füllen, das zunächst noch feucht fröhlich ist, im Laufe des Abends aber immer betrunkener wird. In Grossbritannien mischen sich freitags und samstags zwischen 22 Uhr und 4 Uhr morgens auch uniformierte Gestalten unter die Menschenmenge: die Street Pastors (Strassen-Pfarrer). Es sind Christen, die ihren Glauben ganz praktisch leben möchten, so wie Jesus es tat: Taxis rufen für Personen, die sich selbst nicht mehr auf den Beinen halten können; Orientierung schenken, wo nötig, Krankenwagen anrufen oder einfach ein offenes Ohr für die Anliegen und Nöte der Menschen haben. Colin Fozzard, einer der Freiwilligen dieses Projekts, erklärt in einem Interview mit Protestante Digital: «Taten sprechen lauter als Worte. Etwas für jemanden tun, obwohl er es nicht verdient hat, während andere ihn verurteilen; das ist eine gute Art, zu zeigen, worum es beim Evangelium geht.» Vor jedem Einsatz treffen sich die Freiwilligen, um gemeinsam zu beten und sich so auf den Abend vorzubereiten.Ein Teil der Szene
Seit das Projekt im Jahr 2003 von Les Isaac, einem Pastor aus London, gestartet wurde, hat sich viel getan. Mittlerweile gehen rund 10‘000 speziell ausgebildete Freiwillige in 250 Teams in ganz Grossbritannien am Wochenende auf die Strasse. Sogar in Ländern wie Trinidad und Tobago und Australien wurden Gruppen gegründet. Pastor Isaac erhielt in diesem Jahr sogar einen Orden der britischen Königin für seinen sozialen Einsatz.
Unterstützt wird die Initiative von den jeweiligen Stadtverwaltungen. Auch die lokale Polizei ist dankbar für die Hilfe. Fozzard erklärt: «Sie sehen uns als Teil der Szene und beziehen uns mit in ihre Arbeit ein, die Strassen zu bewachen. Wir sind keine Polizisten und möchten es nicht sein, aber wir bieten einen pastoralen Dienst, den sie nicht tun können.» Die Zusammenarbeit mit Polizei und Stadtverwaltung nennt Fozzard schmunzelnd die «städtische Dreieinigkeit».
«Schafe ohne Hirten»
Auch die Menschen, die von einem Pub zum anderen ziehen, nehmen die Street Pastors nicht als Bedrohung war, trotz ihrer Uniform. «Die Leute fragen uns immer, wer wir sind und weshalb wir das tun. Und wir erklären es ihnen. Vielleicht erinnern sie sich am nächsten Tag nicht mehr genau, aber sie werden sich daran erinnern, dass ein ‚Street Pastor‘ ihnen geholfen hat», so Colin Fozzard.Die Personen erhalten auch eine Visitenkarte und können sich hinterher jederzeit melden. «Manchmal erhalten wir eine E-Mail oder einen Anruf zum Dank, aber nur wenige sehen die Arbeit, die wir machen,» berichtet Fozzard. Und doch machen sie weiter, denn «Wenn du durch die Strassen gehst und die Leute siehst, die wie ‚Schafe ohne Hirten‘ herumirren, dann berührt dich das und du willst etwas tun, damit sich die Dinge ändern».
Segensreiche Resultate
Und die Dinge ändern sich: In einigen Einsatzgebieten ist die Kriminalitätsrate gesunken, seitdem die Teams unterwegs sind, berichtet das Projekt auf seiner Homepage. Die Arbeit hat auch einen weiteren Nebeneffekt: Christen unterschiedlicher Herkunft schliessen sich zusammen, um gemeinsam Menschen zu helfen. Zum Beispiel in Fozzards Street-Pastor-Gruppe: Hier in Sunderland, im Nordosten Englands, gehörten 42 Freiwillige dazu, die aus acht verschiedenen Gemeinden kommen. «Es sind Katholiken, Methodisten, Anglikaner, Pfingstler und Evangelikale», berichtet er. «Das allein schon zeigt, dass Gott diese Arbeit segnet!»
Links zum Thema:
Internetauftriff der Street Pastors (in englischer Sprache)
Video über das Projekt
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Protestante Digital / Street Pastors