Das verborgene Leiden
Die Realität nicht ausblenden oder beschönigen
Zwei Ereignisse bezüglich Homosexualität haben kürzlich Schlagzeilen gemacht. Sie spiegeln eine Entwicklung hin zu mehr Humanität und Toleranz, werfen aber auch Fragen auf.
Ereignis Nummer 1: Der populäre Radio- und TV-Moderator Sven Epiney macht in einer Live-TV-Sendung seinem Partner auf den Knien einen Heiratsantrag. Dieser haucht ein Ja. Tränen der Rührung fliessen im Publikum.
Ereignis Nummer 2: Die junge Baselbieter SP-Nationalrätin Samirah Marti will vom Bundesrat eine Studie, die aufzeigt, weshalb das Suizidrisiko von jungen Schwulen markant höher ist als dasjenige von Heteros.
Die Anerkennung als alternative Lebensform
Menschen, die ihre Homosexualität leben, wurden und werden Jahrausende geächtet und verfolgt. Das ist eine Realität, und die westliche Gesellschaft will mit der Anerkennung der Homosexualität als gleichwertige und alternative Lebensform etwas gut machen, über das man sich schämt. Die auch in der Schweiz angestrebte «Ehe für alle» ist gleichsam das Siegel für diese Wiedergutmachung. Sven Epiney hat mit seinem «Heiratsantrag» das Recht auf die Ehe schon vorweggenommen, bevor diese für homosexuelle Paare effektiv eingeführt worden ist. Schon länger reden Paare, die eine eingetragene Partnerschaft eingehen, vom Heiraten.
Angst vor Fehlschluss
Der Fall Epiney zeigt auch, wie stark sich die Mehrheitsgesellschaft mit der Ehe für alle identifiziert. Wer darin ein Problem sieht, darf sich gleich aus der Diskussion verabschieden. Bei CH-Media sorgt sich Christoph Bopp angesichts der von Samirah Marti geforderten Untersuchung, dass sie zum Schluss führen könnte: Homosexualität macht krank. Statt dass sie bestätigt, dass die Herabsetzung und Diskriminierung der Betroffenen durch die Gesellschaft das eigentliche Problem sei.
Gesellschaftliche Diskriminierung?
Samirah Marti und ihrem SP-Parteikollegen Angelo Barile dürfen edle Motive zugestanden werden, wenn sie einen Bericht über den Gesundheitszustand von jungen Homosexuellen verlangen, die ein fünf Mal höheres Suizidrisiko aufweisen, als ihre heterosexuellen Altersgenossen. Denn früher konnte man auf die gesellschaftliche Diskriminierung der Betroffenen hinweisen und dort die Hauptursache sehen. Diese ist weitgehend verschwunden, und die meisten kennen im Freundes- und Bekanntenkreis Betroffene und schätzen diese als sympathische und liebenswürdige Menschen. Somit haben die Betroffenen auch Freunde weit über ihr Milieu hinaus. Auch solche, die sich öffentlich für sie einsetzen ohne Rücksicht auf mögliche Nachteile. Wie zum Beispiel der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller, der einen homosexuellen Sohn hat.
Die Realitäten nicht ausblenden
Dennoch. Es gilt auch die Realität für die Betroffenen nicht aus den Augen zu verlieren. Denn es resultieren Beeinträchtigungen aus dieser sexuellen Orientierung. Ein homosexuelles Paar kann keine Kinder haben, die das gemeinsame Genom von beiden haben. Für Männer bleibt nur eine (Stiefkind-)Adoption oder die heikle Inanspruchnahme einer Leihmutter. Bei einem lesbischen Paar ist immer auch der Same eines fremden Mannes im Spiel. Viele enttäuschen ihre eigenen Eltern, wenn sie sich als schwul oder lesbisch outen. Und zuletzt werden sie trotz der grossen gesellschaftlichen Akzeptanz immer mal das Gefühl bekommen, dass ihr Anderssein sie an den Rand drängt.
Ichdystonie
Die Psychologie spricht in diesem Zusammenhang von Ichdystonie. Trotz allem Zuspruch von aussen kommen etliche Menschen mir ihrer sexuellen Orientierung nicht klar. Auf Wikipedia findet man die folgende Definition: «Psychische Zustände und Symptome werden nicht als zu der eigenen Person gehörend wahrgenommen, sondern als fremd und störend erlebt. Der Betreffende sieht sie folglich nicht als Bestandteil der eigenen Persönlichkeit an und empfindet daher Leidensdruck.»
Veränderungen in beide Richtungen
Die moderne Psychologie weiss zwar, dass die sexuelle Orientierung keinesfalls fest genagelt ist und sich im Laufe des Lebens verändern kann. Verläuft sie in Richtung Homosexualität, ist das heute gesellschaftlich akzeptiert. Aber nicht umgekehrt. Wer in Richtung Heterosexualität therapeutische Hilfe anbietet, wird verteufelt, neuerdings macht er sich sogar strafbar. Wir stehen hier vor einer Ideologisierung, die sich aus früherer Diskriminierung zu rechtfertigen scheint. Die Interessenverbände der Homophilen könnten glaubwürdiger werden, wenn sie hier offener würden.
Ein kompetenter Zeuge
Daher sei auf eine Aussage von Dr. Robert Perloff, dem ehemaligen Präsidenten der American Psychological Association (APA), hingewiesen. Dieser sagte im November 2004: «Es ist meine tiefe Überzeugung, dass die Freiheit der Wahl die sexuelle Orientierung bestimmen sollte … Wenn Homosexuelle entscheiden, ihre Sexualität zu verändern zur Heterosexualität, und dies ihr Entschluss und ihre alleinige Entscheidung ist, darf dies nicht beeinflusst werden durch Interessengemeinschaften – die Gruppe der Homosexuellen eingeschlossen.» Die entsprechende Seite zu Perloff auf www.narth.com, auf der diese Worte zu finden waren, ist inzwischen vom Netz entfernt worden (!).
Beide müssen Druck wegnehmen
Es wäre zu hoffen, dass die Toleranz auf beiden Seiten steigt. Es darf keinen Druck geben, sich einer Therapie zu entziehen, weil einer Christ geworden ist und sich daher von seiner Homosexualität distanzieren soll. Andererseits dürfte es von Lobbys oder gar dem Staat keinen Druck auf Veränderungswillige geben, die unter ihrer Orientierung oder homosexuellen Neigungen leiden. Wie die christlichen Gemeinden selbst mit den damit verbundenen Herausforderungen umgehen, bleibt aber so oder so anspruchsvoll.
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet
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