Jugendhilfe reformbedürftig
Neue Wege gegen Kinderarmut
«Ich habe den Eindruck, dass es keine vernünftige Politik für Kinder gibt.» Bernd Siggelkow stellt infrage, ob der Staat der richtige Ansprechpartner ist, wenn es um Hilfen speziell für Kinder geht.
Ausgangspunkt war der Protest von Mitarbeitenden der Berliner Jugendämter gegen Stellenabbau. Siggelkow begründet seine Kritik: «Wir haben eigentlich einen guten Sozialstaat, der viel Geld ausgibt für soziale Leistungen. Aber die Rahmenbedingen stimmen nicht. Überall in Deutschland erleben wir, dass Kinder aus den Familien genommen werden. Ich frage mich, wäre es nicht einfacher und auch preiswerter, Familienhilfen einzusetzen? Andererseits bleiben manchmal Kinder in den Familien, obwohl sie dringend raus müssten.»
Der Staat müsse sich deshalb mehr um die Rahmenbedingungen kümmern und die Finanzierung der praktischen Arbeit privaten Spendern und Unternehmen überlassen.Unternehmen hätten daran durchaus Interesse, betonte Siggelkow: «Kinder sind ja die Konsumenten von morgen.» So würden die «Archen», die sich um sozial benachteiligte Kinder kümmern, seit 2005 ausschliesslich durch Spenden finanziert. Dabei kämen jährlich rund acht Millionen Euro zusammen. Rund 30 Prozent der Spender seien Unternehmen, der Rest Privatpersonen.
Die heutige Form der Jugendämter sollte abgeschafft werden, forderte Siggelkow. Stattdessen müssten sich private Träger um das Wohl von Kindern kümmern. Die Jugendämter müssten dann die Kontrolle der Träger übernehmen: «Macht der Träger schlechte Arbeit, wird er abgesetzt.»
Bernd Siggelkow gründete 1995 das christliche Kinder- und Jugendwerk «Die Arche» in Berlin. An mittlerweile 18 Standorten in Deutschland, zwei in der Schweiz und einem in Polen bietet «Die Arche» unter dem Motto «Kinder stark machen» täglich kostenlose Mahlzeiten, Hausaufgabenhilfe, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen und vor allem viel Aufmerksamkeit für Kinder, die unter materieller und emotionaler Armut leiden.
Webseite:
Kinderprojekt Arche
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / epd