Papa Bernd
Ein Leben für die vergessenen Kinder
Mit dem Kinderhilfswerk «Die Arche» hilft Bernd Siggelkow einigen tausend von über zwei Millionen armen Kindern in Deutschland. Mit seiner eigenen Geschichte rührt er an der Selbstzufriedenheit, die die Not anderer vergisst.
«Es lohnt sich, um jeden einzelnen Menschen zu kämpfen»
Unweit der Reeperbahn in Hamburg geboren, ist Siggelkow (47) nicht über Nacht der Wohltäter und Fürsprecher der armen Kinder geworden. Im neuen Buch «Papa Bernd», das er mit seinem Pressesprecher Wolfgang Büscher und dem Journalisten Markus Mockler verfasst hat, erzählt der Arche-Gründer seine eigene bewegende Geschichte.
Er ist sechs, als die Mutter auszieht – «der schlimmste Tag meines Lebens». Der Vater steckt in Schulden, rackert sich ab, geht pleite. Die Grossmutter sorgt für ihn und den Bruder. Sie müssen schmal durch. Mit elf nimmt Bernd das Glockengeläut in der Nachbarschaft wahr und erhält vom Vater die Erlaubnis, in die Kirche zu gehen. Den Wunsch, Profimusiker zu werden, hofft er sich in der Heilsarmee zu erfüllen. Sie wird für Jahre Siggelkows Heimat. Die Soldaten des Heils sind in St. Pauli präsent. «Bei ihnen habe ich gelernt, dass es sich lohnt, um jeden einzelnen Menschen zu kämpfen.»
Für Menschen ohne Ziel …
Die Ausbildung zum Heilsarmee-Offizier in Bochum unterbricht der wendige junge Mann, von Amors Pfeil getroffen – Liebe auf den ersten Blick zu Karin, die aus einer Heilsarmeefamilie stammt. Nach Jahren schliessen die beiden die Pastoren-Ausbildung in Basel ab. In Lörrach sammeln Siggelkows Erfahrungen in der Gemeindearbeit und betreuen später, aus der Heilsarmee ausgeschieden, Obdachlose und Jugendliche.
1991 verbringt Bernd zehn Tage in der Ostberliner Plattensiedlung Hellersdorf. «Ich unterhielt mich dabei mit vielen Jugendlichen, die schon keine Ziele mehr für ihr Leben hatten … Zu Tausenden mussten sie in den Tag hineingammeln, weil es für sie keine Verwendung gab.» Es macht «klick» bei Siggelkow. Nachdem er seine Karin überzeugt hat, dass ihr Platz in Berlin ist, folgen schwierige Jahre. 1995 nagt an seinem Mut: «Es ging kaum vorwärts, wir erlebten viel Widerstand, hatten nie Geld.»
… ein Rettungsboot
Doch die Angebote für arme Kinder sprechen sich herum, und Siggelkow findet Gleichgesinnte, die mit ihm eine Freikirche mit dem Ziel der Jugend-, Kinder- und Familienarbeit gründen. «Schnell stellte sich heraus, dass aus dieser einst geplanten Gemeinde ein Rettungsboot für Kinder und Familien entstehen sollte, nämlich eine Arche.» Zum ersten Kinderfest drängen sich 300 Kids und Jugendliche vor der Tür; 100 müssen wieder nach Hause. Eine kräftezehrende Arbeit beginnt ...
Gründer, Leiter, Familienvater
Auf den restlichen hundert Seiten zeichnet Siggelkow den Aufbau der ersten Arche in Berlin und der Folgeprojekte in anderen Städten nach. Er berichtet ohne zu beschönigen, erzählt von den Erfolgen – Besuch der First Lady Christina Rau – und Mühen der Arbeit, auch von seiner Familie. Siggelkows Kinder bekommen die Nöte der Umgebung mit. «Schlussendlich sind meine Frau und ich sehr froh, dass wir unsere Kinder nicht von diesem Milieu abgegrenzt haben, sondern dass sie in diesem Kontrast unserer behüteten Familie und der oft zerrütteten Beziehungsgeflechte ausserhalb aufwachsen konnten.»
Das Buch nimmt den Leser mit zu den vergessenen Kindern Deutschlands und fordert zum Engagement heraus, ohne zu moralisieren. Unentwegt ist Papa Bernd auf Achse, wirbt für seine Zentren, die auf Spendenbasis laufen, weil er noch mehr Kindern und Jugendlichen Annahme und Liebe schenken will. Denn wie Klaus Köhler nach seiner Wahl ins höchste Staatsamt sagte: «Kinder sind Brücken in die Welt von morgen.»
Webseite:
Kinderhilfswerks «Die Arche»
Youtube-Video:
Bernd Siggelkow auf Youtube
Buch bestellen:
Papa Bernd. Arche-Gründer Bernd Siggelkow
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet