Als Mann frei sein
«Meine Pornosucht machte normale Emotionen fast unmöglich»
Jeremy Hammond war viele Jahre von Pornografie abhängig. Heute
hilft er mit seinem Kurs Männern im geistlichen Kampf gegen die Sucht und gibt
praktische Werkzeuge an die Hand. «free!ndeed» (Wirklich frei) nennt sich das
Angebot im Gebetshaus Augsburg. Livenet unterhielt sich mit ihm darüber.Livenet: Jeremy Hammond,
Sie waren Gebetsmissionar im Gebetshaus Augsburg, nun hat sich Ihre eigene
Mission daraus entwickelt. Worum geht es dabei und wie kam es zu dieser
Entwicklung?
Jeremy Hammond: Ich
war viele Jahre von Pornografie abhängig. Das hat angefangen, als ich ungefähr acht
Jahre alt war und ging solange, bis meine Sucht meine Ehe und meine Karriere
fast kaputt gemacht hat. Da bin ich aufgewacht und habe gemerkt: Jetzt muss
sich etwas ganz radikal ändern! Ich hab mich dann auf die Suche gemacht nach
Unterstützung und bin im deutschsprachigen Raum nicht fündig geworden. Erst ein
Onlinekurs aus den USA, der mit Mentoren gearbeitet hat, war für mich der
Weg zur Freiheit. Als ich wirklich frei wurde von der Sucht nach Pornografie,
war es für mich ganz schnell klar, dass ich anderen Männern, die ähnliches
erleben, helfen möchte. Ich startete eine Selbsthilfegruppe in Augsburg und aus
dieser Gruppe ist dann ein paar Jahre später «free!ndeed» entstanden. Wir haben
Onlinekurse entwickelt, die Männern und Frauen helfen, mit dem Wort Gottes zu
arbeiten und in die Freiheit hineinzukommen, die Jesus für uns am Kreuz erkauft
hat.
Gibt es nicht auch
schlimmere Probleme, als wenn sich jemand ein paar Filme anschaut?
Das
Problem ist, dass das Thema Pornografie extrem schambehaftet ist, besonders bei
Christen. Es wird kaum darüber geredet und die Männer sind in der Regel mit
dieser Abhängigkeit allein gelassen. Dazu kommt, dass in der Gesellschaft
Pornografie als normal wahrgenommen wird und damit die Message kommuniziert
wird, dass der Konsum von Pornografie zum Mannsein dazu gehört. Beides sind
falsche Botschaften. Regelmässiger Pornografiekonsum wirkt sich auf das Gehirn
ähnlich aus wie Kokain, es entsteht suchtartiges Verhalten. Beziehungen gehen
kaputt, Missbrauch wird regelrecht gefördert und die Schwelle zu gewalttätigem
Verhalten wird immer niedriger. Männer leiden auch unter Depressionen und
Passivität; sie sind regelrecht gelähmt von ihrem Konsum, wo ja in eine
Scheinwelt abgetaucht wird. Ich habe das so erlebt, dass sich meine Sucht nach
Pornografie wie eine schwere Decke auf mich gelegt hat und normale Emotionen
fast unmöglich machte.
Ihr habt eine Webseite und eine App, über die ihr verschiedene Kurse anbietet. Wie kann man sich den Ablauf eines solchen Kurses vorstellen?
Wir
haben einen Kurs für Männer entwickelt, der sich «Generation David» nennt und
30 Einheiten hat. Mittlerweile haben wir noch einen Aufbaukurs entwickelt mit
dem Namen «Erwecke den Krieger». Zusätzlich bieten wir noch begleitend einen
Kurs für Ehefrauen an, die unter der Sucht ihres Ehemannes gelitten haben
(Geheiltes Herz). Das wird ja oft vergessen, dass die Frauen mindestens genauso
von der Sucht des Mannes betroffen sind. Unsere Kurse können jederzeit
gestartet werden und man kann von überall aus teilnehmen. Wir empfehlen
unbedingt, sich einen Rechenschaftspartner zu suchen, der dann die Antworten
des Teilnehmers lesen kann und somit helfen kann, dass der Mann wirkliche
Freiheit erlebt.
Auf dieser Seite finden
sich auch einige schonungslos ehrliche Zeugnisse von Mitarbeitern über ihre
Vergangenheit mit der Pornografie. Wie reagieren die Leute darauf?
Die
Reaktionen von den Leuten, die die Zeugnisse hören, sind überwiegend positiv.
Natürlich gibt es auch immer wieder Rückmeldungen, die sagen, dass es ihnen zu
offen ist und die sich lustig machen. Grundsätzlich haben wir den Eindruck,
dass unsere radikale Offenheit ein Türöffner ist, dass sich auch andere Männer
öffnen können. Endlich wird darüber geredet! Wir nehmen es schon so wahr, dass
da jetzt ein Raum entsteht, wo Männer ihre Stimme wiederfinden und über ihre
Sucht reden können.
Kommen nur gläubige
Christen auf euch zu? Kann euer Programm auch Menschen helfen, die Jesus nicht
kennen?
Grundsätzlich
ist unser Material für Christen geschrieben. Allerdings haben wir schon einige
Male erlebt, dass Nichtchristen auf uns zukommen, weil sie schon so viel
ausprobiert haben und nichts geholfen hat. Wir haben sogar schon erlebt, dass
sich jemand durch «free!ndeed» zu Jesus bekehrt hat. Das ist natürlich noch mal
ein ganz anderes Level und wir überlegen gerade, einen Kurs speziell für jene
Männer herauszubringen, die mit der Bibel und Jesus noch nicht so vertraut
sind.
Zur Webseite:
«free!ndeed»
Zum Thema:
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet