Salomen Pfammatter
«Ich wollte weg von Zuhause!»
In Salomen Pfammatters Jugend gerät vieles aus der Bahn. Der Party-Lifestyle gibt ihr nicht das, was sie sich erhofft. Mit 17 Jahren dann der Absturz, der alles verändert.Salomen wächst als mittleres von drei Mädchen in einem fürsorglichen Elternhaus auf. Schon früh sträubt sich in ihr die Vorstellung, von früh morgens bis spät abends zu arbeiten, wie es ihr Vater als Unternehmer tun muss. Wo bleibt da noch die Freude am Leben? Die junge Rebellin beschliesst, ihr Leben ganz anders zu führen und sucht nach Abenteuern. Nach dem Motto «Grenzen sind da, um sie zu brechen».
Die anstehende Berufswahl liegt ihr wie ein Klotz im Magen. «Was soll ich bloss werden, um nicht in so einem 0815-Leben zu landen?», fragt sie sich. Also zieht sie nach der Schule erstmal nach Genf, um Französisch zu lernen und Distanz zu gewinnen.
Eine Nacht ohne Erinnerung
«Es wurde ein einschneidendes Jahr, nicht nur im guten Sinne», gesteht die Frau mit den langen Dreadlocks. Eines Nachts geschieht nach dem Après-Ski etwas Fürchterliches. «Ich wachte nackt neben einem fremden Typ auf und konnte mich an nichts erinnern», erzählt Salomen. Mit 17 Jahren hat sie in jener Nacht ihre Jungfräulichkeit verloren und gesteht heute: «Sie hat mir viel bedeutet. Die Scham lähmte mich und ich empfand tiefe Abneigung gegen mich selbst.» Nach dieser Partynacht ist Salomen nicht mehr dieselbe: «Ich konsumierte täglich Alkohol, rauchte Marihuana, hatte Panik vor dem Alleinsein und dazu eine ungesunde Affäre, die meine bereits verletzte Würde komplett zerstörte.»
Berufliche Grundlage
In Crans-Montana absolviert Salomen die Ausbildung zur Hotel-Kommunikationsfachfrau mit der Hoffnung, in der ganzen Welt arbeiten zu können. Sie lernt viel, trifft interessante Gäste, doch es wird auch viel gefeiert. «Es war die innere Leere, die mich antrieb, allerlei Ungesundes auszuprobieren», hält sie fest. Ende der Lehrzeit ruft Salomen ihre Mutter an und gesteht weinend, dass sie keinen Sinn in ihrem Leben sieht. Daraufhin schickt ihr diese das Andachtsbuch «366 Liebesbriefe von Jesus». Die Lektüre berührt die junge Walliserin sehr. «Es war, als ob mich jemand aus meinem Loch befreien würde», erinnert sie sich strahlend. «Ich habe diese Gefühl nie mehr vergessen.»
Nach der Ausbildung sucht sie durchs Reisen Lebenssinn. Und sie will der Angst vor dem Alleinsein entfliehen – leider vergeblich. Immer wieder denkt sie an Gott. Doch Alkohol, Drogen, Männer und das Partyleben will sie nicht aufgeben. «Für mich war Gott jemand, der mir alles wegnehmen will, was mich irgendwie am Leben hält.» Dazu ist sie nicht bereit. «Heute weiss ich, dass ich ein komplett falsches Bild von Gott hatte.»
Dieses Funkeln in den Augen
Die nächste Reise führt sie nach Äthiopien, wo sie in einem der Häuser des christlichen Hilfswerks Operation Rescue mithelfen will. «Keine Ahnung was mich überkam, aber ich habe mir tatsächlich kurz vor dem Abflug noch eine 5-Franken-Bibel gekauft und Gott herausgefordert, mir jemanden zu senden, der sie mir erklärt.» Sie spürt, dass diese Reise anders wird. Vielleicht eine Chance, der Suche nach innerer Erfüllung näher zu kommen?
Tatsächlich klopft eines Tages ein junger Mann an die Tür des Guesthouses. In Jakobs Augen erkennt sie dieses Funkeln, nach dem sie sich so sehnt. «Ich wusste: Dieser 19-Jährige ist von Gott zu mir geschickt worden!» Der Deutsche ist schon lange mit Jesus unterwegs. Gemeinsam lesen sie in der Bibel, er erklärt ihr die Texte und Geschichten: Gott hat ihr Gebet erhört!
Nichts zu verlieren
Nach dem Afrika-Einsatz reist Salomen wie geplant mit ihrem Freund aus der Schweiz durch Australien. Obwohl sie eigentlich ihren grössten Traum lebt, passt es für sie immer weniger, einfach durchs Leben zu tingeln. Auch ihr Freund spürt, dass in Afrika mit ihr etwas geschehen ist. Während er das Auto lenkt, liest sie in der Bibel. Schliesslich brechen sie die Reise nach sieben Monaten vorzeitig ab und trennen sich.
Zurück in der Schweiz nimmt sie an einem christlichen Workshop teil, wo sie zum ersten Mal vom Heiligen Geist hört. «Wenn all das stimmt, was ich bisher über Jesus gehört habe, dann wäre ich einfach dumm, es nicht zumindest auszuprobieren», findet sie und beschliesst, Gott eine Chance zu geben.
«Die innere Leere war verschwunden»
Ahnungslos und ohne viele Vorkenntnisse im Glauben, meldet sich Salomen an einer Bibelschule in den Vereinigten Staaten an. «Tatsächlich fühlte ich mich so, als würde ich mich selbst einliefern. Doch ich wusste, es ist dran und genau das richtige.» Denn schon während des ersten Gottesdienstes begegnet ihr Jesus auf wundervolle Art und Weise. «Es war, als ob er vor mir stehen und mich liebevoll fragen würde, wann ich ihm meinen so schwer beladenen Rucksack abgebe.»
Tränenüberströmt nimmt sie sein Angebot an und fühlt sich freier den je! «Unglaublich, aber die innere Leere war einfach verschwunden», erzählt Salomen voll Freude. «Die Bibel redet von einer geistlichen Wiedergeburt», führt sie aus. «Wenn man das erlebt, ist es wichtig, sich Menschen zu suchen, die mit einem die ersten Schritte im Glauben gehen.» Während der folgenden Monate lernt Salomen Jesus Tag für Tag besser kennen. Sie schaut mit ihm zusammen in ihre Vergangenheit, lernt dadurch Gott als liebenden Vater kennen und erfährt immer mehr Heilung.
Versöhnt
Ihre Eltern besuchen sie in den USA. Gemeinsam verbringen sie eine Ferienwoche auf Hawaii, wo die drei seit Jahren wieder einmal Zeit miteinander verbringen. Dort bittet Salomen ihren Vater um Vergebung für ihr rebellisches Verhalten. Auch er entschuldigt sich bei ihr. Die Grundlage für eine neue, gute Beziehung ist gelegt.
Zurück in der Schule hat Salomen zum ersten Mal in ihrem Leben Heimweh. Sie spürt, wie eine innere Stimme sie zurück nach Visp ruft, um mit ihrer Familie neue Geschichten zu schreiben. «Niemals hätte ich mir vorstellen können, wieder nach Hause zu gehen», schmunzelt sie. Dort verbringt Salomen viel Zeit mit ihrer Familie und absolviert die Berufsmaturität. Schon bald lernt sie junge Leute kennen, die wie sie mit Jesus durchs Leben gehen. Mit ihnen gründet sie «Look up!», einen Anlass, der junge Christen im Oberwallis verbinden möchte.
Ein offenes Haus
Ihr Hunger, Gott besser kennenzulernen, führt sie in ein berufsbegleitendes Theologiestudium bei ISTL in Thun. Nebenbei arbeitet die 27-Jährige für das Missionswerk MSD, wo sie via YouTube-Kanal «hallo.gott» offen über ihren Glauben spricht.
Jetzt freut sie sich auf einen weiteren Höhepunkt: Im kommenden Sommer werden sie und ihr Verlobter Samuel heiraten. Sie planen, in Visp eine WG zu gründen, möchten Raum und Zeit mit anderen teilen. «Wir möchten mit jungen Leuten zusammen erleben, wie Gott auch heute noch wirkt. Gott ist nicht tot – aber wir geben ihm beinahe keine Möglichkeit, sich uns zu zeigen», erklärt sie. «Es dürfen Fragen zu Leben und Glauben gestellt werden und Freundschaften entstehen!»
«Ich bin angekommen», sagt Salomen und strahlt. «Auf meinen Reisen bin ich lauter suchenden Menschen begegnet. Ich hoffe von Herzen, dass all jene Rastlosen mutig sind, und sich selbst auf diese spannende Suche nach Gott begeben.»
Dieser Artikel erschien zuerst in der Hope-Zeitung Wallis.
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Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Hope-Zeitungen