Kampf gegen Bulimie

«Das Schlimmste war der Ekel vor mir selbst»

Über 20 Jahre kämpft Nicole Nadler aus Bern gegen ihre Ess-Brech-Sucht. Was anfangs so befreiend wirkt, mündet in Schuldgefühlen und einer Abscheu vor sich selbst. Doch aufhören kann sie nicht. Als sie von Jesus hört, beginnt ein langsamer Prozess der Heilung.

Zoom
Nicole Nadler
Ich erinnere mich genau, wie es losging. Ich war 14 Jahre alt und hatte den ganzen Tag nur ferngesehen und mich mit Essen vollgestopft. Jetzt war mir so übel, dass mir nur ein Ausweg einfiel. Ich musste mich übergeben. Ich dachte noch: «Was machst du da? Das ist nicht gut!», aber gleichzeitig fühlte ich mich so befreit und wusste: Das ist mein Weg.

Kindheit als Dickerchen

Schon als Kind war ich übergewichtig und habe sehr darunter gelitten. In der Schule wurde ich gehänselt. Verzweifelt war ich auf der Suche, wie ich Gewicht verlieren könnte. Mein neues Verhalten kam wie eine Lösung daher. Es funktionierte ja auch. Innerhalb von neun Monaten verlor ich vierzig Kilo!

Jetzt wurde ich gesehen. Alle wollten mit mir zu tun haben. Ich hatte plötzlich Männerfreundschaften, wo sich vorher niemand für mich interessiert hatte. Mein Gewicht unter Kontrolle zu haben war für mich eine Art Macht.

Sucht im Schafspelz

Aber obwohl sich anfangs alles so gut anfühlte, war ich wie in einem Fressgefängnis. Kaum war ich wach, musste ich anfangen zu essen, ich konnte mich nicht mehr stoppen. Wie in einem Wahn stopfte ich kiloweise alles in mich, bis ich fast platzte. Und dann immer das Gleiche: ich übergab mich und erbrach wieder alles.

Das Schlimmste dabei war das Schamgefühl, dieser Ekel vor mir selbst. Ich wusste, es war einfach nur grauenhaft, was ich da mache. Aber ich konnte nicht aufhören. Es gab kein Essen ohne Kotzen.

Suche nach dem Sinn des Lebens

Während meiner Ausbildung kam ich auf das Thema Sterben und Tod. Ich hatte mir bislang nie Gedanken darüber gemacht, jetzt machte ich mich auf die Suche. Mit Gott wollte ich nichts zu tun haben, ich gab ihm die Schuld für mein Leben und das ganze Elend. Ich beschäftigte mich lieber mit Esoterik und dem Buddhismus.

Eines Abends nahm mich eine Freundin mit in einen Gottesdienst. Das Thema war «Kreuz ist Trumpf» und der Prediger erzählte, wie uns der Teufel in manchen Bereichen des Lebens fest im Griff hat. Unter anderem sprach er über Süchte und ich wusste, dass das mich betrifft.

Dann schilderte er die Kreuzigungs-Szene auf Golgatha und sagte, dass Jesus wirklich für all das gestorben ist. Da wusste ich von einer Sekunde auf die andere, dass Jesus die Antwort auf meine Suche ist, dass ich bei ihm endlich Zuhause angekommen bin. An diesem Abend traf ich eine Entscheidung für Jesus.

Der lange Weg zur Heilung

Vom einen Tag auf den anderen hatte sich etwas in mir verändert. Ich wusste: Jesus ist bei mir. Ich musste das nicht mehr allein tragen. Auch die Last meiner Schuld und Scham war weg.

Zum Thema:
Den kennenlernen, der von Süchten befreit
Befreit von Zwängen: Wie Gott mir aus der Magersucht half
Als nichts mehr von mir übrig war: Jeannette Tischler: Mein Weg zurück ins Leben
Mirjam Mettler: «Ich muss nicht perfekt sein»

Datum: 23.10.2015
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch / Wunderheute.tv

Kommentar schreiben

Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich neu, um diesen Artikel zu kommentieren.
Anmelden
Mit Facebook anmelden

Adressen

CGS ECS ICS