Missionarsfamilie ermordet
Der Vater vergibt dem Mörder
Ryan und Lora Smith lebten und arbeiteten in Georgien. Dort wurden die US-Missionare vorletztes Jahr mit ihrem kleinen Sohn ermordet. Jetzt wendet sich der Vater mit einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit und spricht dem Täter Gottes Vergebung zu.
«Wir haben Gott immer als treu erlebt», hält Byron Smith fest. «Selbst als wir letzten Sommer die Nachricht erhielten, dass unser Sohn, unsere Schwiegertochter und unser vierjähriger Enkel in Georgien umgebracht wurden.»Es geschah im Urlaub
Lora Smith unterrichtete Englisch, ihr Mann Ryan betrieb eine Teppichweberei, in der er Einheimische beschäftigte, die auf traditionelle Art Teppiche herstellten. Ausserdem arbeiteten sie als Missionare unter der aserbaidschanischen Bevölkerung Georgiens. Die beiden lebten bereits über zehn Jahre südlich der Hauptstadt Tiflis. Sie hatten zur amerikanischen auch die georgische Staatsbürgerschaft angenommen. Das «Georgian Journal» bezeichnete sie als «angesehene Mitglieder sowohl der örtlichen als auch der Gemeinschaft der Zugezogenen».
Anfang Juli 2018 machten sie einen Kurzurlaub in den nahen Bergen. Als sie sich weder meldeten noch erreichbar waren, wurde ein Suchtrupp losgeschickt, der erst ihr Zelt und das Auto fand und anschliessend die ermordete Familie. Trotz einiger Ungereimtheiten liess sich der letzte Tag der Familie durch das Gericht einigermassen rekonstruieren. Sie waren auf der Suche nach einem Wasserfall, trafen einen Hirten und liessen sich von ihm den Weg zeigen. Wegen seines kleinen Sohnes bat Ryan den Hirten, vorsichtig mit dem Gewehr zu sein, das er auf dem Rücken trug. Der ärgerte sich darüber und erschoss Ryan. Anschliessend genauso den kleinen Caleb, um keinen Zeugen zu haben. Lora konnte erst fliehen, kam aber beim Sturz von einem Felsen ebenfalls um. Nachdem der Hirte dies erst gestanden hatte, widerrief der Beschuldigte es später und erzählte, zwei Meter grosse Männer hätten die Tat begangen und er wäre bloss Zeuge gewesen. Das Gericht verurteilte ihn wegen Mordes zu lebenslanger Haft.
Der Gott, den ich kenne
Immer noch sichtlich bewegt erzählt Byron Smith vom scheinbar völlig sinnlosen Tod seiner Familie. Und davon, dass er immer wieder gefragt wird, wie er damit zurechtkommt. «Das geht nur, weil ich Gott kenne, und nicht nur von ihm gehört habe.» Er ergänzt, dass er zwar das Böse in der Welt sieht, doch «der Gott, den ich kenne, ist nur gut – vertrauenswürdig – fürsorglich – mächtig». Viele Bekannte und Verwandte wollten genau wissen, wie es zur Tragödie kam und was anschliessend geschah. Sie recherchierten deswegen ausführlich im Internet. Byron meint: «Das brauchte ich nicht. Ich wusste doch, wo sie waren: bei Gott im Himmel.»
Tränen steigen ihm in die Augen. «Es tut weh», sagt er. «Aber gleichzeitig habe ich so viele Gelegenheiten, darüber zu sprechen, wie man treu sein kann im Vergeben, wenn die Zeit dazu kommt.» Für Byron bedeutete das, dem Mörder seiner Familie einen Brief zu schreiben. Darin vergab er ihm und lud ihn ein, sein Leben Gott anzuvertrauen, um selbst im Gefängnis frei zu sein.
Zum Thema:
Mission in zweiter Lebenshälfte: Monika Mench: «Ich will noch etwas bewegen»
Missionar in Syrien: «Es entstehen christliche Gemeinschaften unter Muslimen»
Mission in Nordafrika: Alles begann mit einem Gebet
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / cru legacy