Florida Zimmermann
«Jesus heilte meine Verletzungen»
Als kleines Mädchen missbraucht und immer wieder entwurzelt, lebte die gebürtige Libanesin Florida Zimmermann (45) viele Jahre in Angst. Mit ihrem Mann Christian führt sie das «Offnigs Huus» in Bremgarten bei Bern. Junge Menschen ohne Perspektive finden hier Familie, ein Zuhause auf Zeit, Herzlichkeit und Hoffnung.Florida Zimmermann wird am 10. März 1975 in Beirut geboren. Aufgrund familiärer Konflikte und dem libanesischen Bürgerkrieg wechselt sie immer wieder den Wohnort. Mal lebt sie in Deutschland als Asylantin, dann kurz in Kuwait und schliesslich wieder im Libanon – oft bei verschiedenen Bekannten untergebracht. Knapp elfjährig kommt die Libanesin dank ihrer künftigen Pflegefamilie in die Schweiz. Nach aussen herrscht bei Florida stets eitel Sonnenschein. Aber in ihrem Innersten türmen sich dunkle Wolken. Es braut sich etwas zusammen. Inmitten der Ausbildung zur Pflegefachfrau verstärken sich depressive Stimmungen.
Ersehntes Ende
Es geschieht 1996 am Ufer der Aare. Florida ist 21. Die Diagnose Diabetes, Liebeswirren, tiefe innere Traurigkeit und panische Angst, die wie eine Klette an ihr haftet – alles ist zu viel für die junge Frau. Durch eine Überdosis Insulin hofft sie bewusstlos in den Fluss zu stürzen und zu sterben. Doch sie überlebt, wird von Passanten entdeckt und findet sich im Spital wieder.
Die Wende
Sie fängt sich auf, beendet ihre Ausbildung und heiratet. Auf einmal steigen quälende Erinnerungen in ihr hoch: Bilder von sexuellem Missbrauch in jüngsten Jahren. Ihre Vergangenheit drängt an die Oberfläche, die junge Ehe zerbricht. Florida wuchs in einer Pastoren-Pflegefamilie auf und kennt den christlichen Glauben. Mit 13 Jahren hatte sie ihr Leben Gott anvertraut. Aber die Einflüsse des Islams verzerrten ihr Gottesbild. In ihrer Hoffnungslosigkeit lernt sie eine christliche Therapeutin kennen. Florida erinnert sich: «Zum ersten Mal begriff ich, dass Gott mich wie ein Vater liebt und mich annimmt, wie ich bin. Mich bei Gott geborgen zu wissen, gab mir auch den Mut, meinen «Monstern» – all den schmerzlichen Erlebnissen der Kindheit – in die Augen zu schauen. Mit Hilfe von Jesus, der alles Böse durch seinen Tod am Kreuz besiegte, habe ich sie aus meinem Leben verbannt. Ich habe Jesus mein Leben neu anvertraut und erlebt, wie Verletzungen heilten und ich wieder Nähe zulassen konnte.»
Hoffnung für Hoffnungslose
Florida begegnet Christian und verliebt sich. Er wird zu ihrem besten Freund und heutigen Ehemann. 2006 verwirklichen die Zimmermanns einen grossen Traum von Florida: Das «Offnigs Huus» – eine ganz besondere Wohnform. Oft sind es Menschen mit ähnlichen Geschichten wie Florida, die sich bei den Zimmermanns geborgen und endlich im Leben angekommen fühlen. Die Palette der persönlichen Nöte ist breit – von Essstörungen, über familiäre Schwierigkeiten, bis zu Missbrauch. «Irgendwie finden solche Menschen immer den Weg zu uns», sagt die Mutter einer 10-jährigen Tochter. «Wir nehmen die jungen Leute mit offenen Armen in unsere Familie auf, sind nicht selten ihre letzte Hoffnung. Einzige Bedingung: Sie müssen bereit sein an sich zu arbeiten, sich von ihrer Opferrolle zu lösen und mit der Vergangenheit abzuschliessen.»
Neues wächst
Auch Seelentröster auf vier Pfötchen und mit Flügeln bevölkern das «Hugihaus» im Bremgartner Seftauquartier nahe Bern. Ihre Motivation für dieses aussergewöhnliche und ehrenamtliche Engagement begründet Florida wie folgt: «Ich möchte, dass Gott mich und meine Geschichte gebraucht, um Menschen zu ermutigen. Plastisch ausgedrückt, möchte ich sehen, wie auf Mist Blumen wachsen.» Solche kleinen und grösseren Wunder erlebt sie mit ihrem Mann, der Teilzeit als Gymnasiallehrer arbeitet, immer wieder. Die Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich verstanden, an- und ernstgenommen. Der geregelte Alltag und die gemeinsame Freizeit helfen ihnen, im Leben wieder Fuss zu fassen und ihren Platz zu finden.
Florida spricht aus eigener Erfahrung und Überzeugung, wenn sie sagt:«Bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Unser Leben mag noch so verkorkst sein, wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.»
Dieser Artikel erschien in der Jubiläumsausgabe «Hope-Stories» der Jesus.ch-Print. Hier können Sie die Zeitung bestellen. Weitere Hoffnungsgeschichten der Jubiläumsausgabe finden Sie in diesem Dossier.
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Autor: Manuela Herzog / Fritz Herrli
Quelle: jesus.ch-Print