Paralympics-Rekordhalter
Josia Topf: geliebt – geschwommen – gewonnen
«Nur die Liebe zählt» könnte ein Allgemeinplatz sein, aber es ist auch der Buchtitel der Biografie von Josia Topf, der schwer körperbehindert zur Welt kam und heute durch sein Leben unterstreicht, dass bei Gott nichts unmöglich ist.
Das Lebensmotto von Josia Topf ist: «Geht nicht gibt’s nicht!» Nach dem Abitur nahm der junge Mann als Schwimmer an der Olympiade teil. Bereits vorher knackte er erst den Deutschland- und dann den Weltrekord über 50 Meter Schmetterling. Inzwischen hat er seinen Führerschein in der Tasche und studiert Jura. Normal? Ja und nein, denn Josia ist von Geburt an schwer körperbehindert. Er hat das sogenannte TAR-Syndrom, eine seltene Sammlung an Fehlbildungen, die sich bei ihm in sehr kurzen Armen, unterschiedlich langen Beinen ohne Kniegelenke, einem Knorpeldefekt in der Hand und fehlender Rückenmuskulatur äussert.
Was Josia nicht fehlt, ist eine ansteckende Fröhlichkeit. Diese Freude hat ihre Wurzeln auch im Glauben des jungen Mannes, der unterstreicht: «Dass ich weiss, dass ich von Gott geliebt bin, gibt mir einfach einen unglaublichen Booster jeden Tag.»
Eine Diagnose mit Folgen
Als Wiebke Topf 2002 schwanger wurde, sah alles ganz normal aus. Ihr Mann Hans-Georg und sie freuten sich auf den Nachwuchs. Ein Kontrollultraschall in der Erlangener Uniklinik warf jedoch alle Pläne über den Haufen: «Ihr Sohn ist auf jeden Fall schwerstbehindert. Er hat keine Arme, verkrümmte Beine und wahrscheinlich wird er auch geistig behindert. Wir raten Ihnen zu einem Fetozid.» Hinter diesem Begriff steht das Verabreichen einer tödlichen Injektion mit anschliessender Totgeburt. Doch nach dem ersten Schock wurde den Eltern klar: «Wir wollen unseren Sohn – Gott will unseren Sohn.»
Im April 2003 kam Josia zur Welt. Sein Name bedeutet: «Gott heilt.» Zusammen mit ihrem Sohn gingen die Eltern durch eine schwere Zeit mit vielen Untersuchungen, Operationen, Krankenhausaufenthalten und Therapien. Immer wieder schauten ihm Fremde ins Gesicht und freuten sich: «Ist das ein süsses Kind!», bis sie dann seine verkrüppelten Hände direkt an den Schultern sahen und einen Riesenschreck bekamen.
Tatsächlich war Josia ein sonniges Kind und wuchs umgeben von Liebe so normal wie möglich auf. Im Rückblick erzählt er: «Gemerkt habe ich erst in der Grundschule, dass ich körperlich eingeschränkt bin», denn vorher im Kindergarten wurde den anderen Kindern genauso geholfen, ihre Jacken anzuziehen.
«Jedes Kind muss schwimmen lernen»
Als Josia sechs Jahre alt wurde, meinte sein Vater: «Jedes Kind muss schwimmen lernen, ob mit Behinderung oder ohne.» Er lernte schwimmen und er liebte das Wasser. «Im Wasser, da bin ich frei – da habe ich eine Bewegungsfreiheit, die ich an Land nicht habe.»Doch auch an Land erarbeitete sich Josia sein Leben: Er ritt, spielte Fussball und besuchte nach der Grundschule das Gymnasium – ein «Einser» in Latein inklusive. Daneben wurde sein Schwimmverein in Erlangen immer wichtiger. Er trainierte achtmal pro Woche und wurde 2020 als «Bester Nachwuchssportler» Bayerns ausgezeichnet. Ein Traum ging in Erfüllung, als er bei den Paralympics in Tokio für Deutschland an den Start gehen durfte. Gleichzeitig ist Josia für viele selbstverständliche Handgriffe auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen – nicht zuletzt auf die seiner Mutter, die sich um ihn kümmert.
Jeder Tag ist ein Geschenk
Andere Schattenseiten seiner Behinderung sind immer wieder behördliche Anträge und umständliche Genehmigungsverfahren für notwendige Hilfen. Deshalb entschloss sich Josia, nach dem Abitur Jura zu studieren: «Die beste Art, diese zu verändern, ist über juristische Wege», erklärt er. Weil Juristen jedoch teuer seien, «habe ich beschlossen, dass ich mich für meine Interessen und die Interessen anderer Menschen mit Behinderung einsetzen möchte.» Auch eine Karriere in der Politik wäre für ihn eine gute Möglichkeit, mehr für Menschen mit Behinderung zu erreichen. «Man muss sich vorstellen, wie viel jemand erreichen könnte, der über alle Gliedmassen und einen gesunden Körper verfügt», überlegt er sich manchmal, doch dann nutzt er seine eingeschränkten Möglichkeiten, macht den Führerschein und fährt seitdem ein speziell für ihn angepasstes Auto.
Seine Eltern hielten schon vor vielen Jahren auf einer Website über ihren Sohn fest: «Wir möchten zeigen, wie stolz wir auf unseren Josia sind, wie wunderbar er ist und was er für schöne Dinge erlebt. […] Wir möchten uns auf dieser Seite öffentlich zu unserem Glauben an Jesus Christus und zu der Hoffnung bekennen, dass bei Gott kein Ding unmöglich ist.» So ähnlich drückt Josia das heute mit einem Gedanken über Gott auch aus: «Er hätte mich auch ganz normal machen können, aber es gab einen tieferen Grund, warum ich behindert bin. Gott ist da bei mir kein Fehler unterlaufen.»
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Quelle: Livenet