Hunger

Sie entsteigen der Asche des Krieges

Der längste Krieg Afrikas ist zu Ende, doch die Zivilbevölkerung wird vom nächsten Schlag getroffen: dem Hunger. Der Südsudan schwankt zwischen Desaster und Optimismus.

Die Felder sind dürr, die Kühe finden Heu auf den Weiden. Die Ernte ist miserabel ausgefallen; Hunger breitet sich aus. «Das ist eine schlimme Sache. Es kann eine riesige Katastrophe geben», mahnt Abdun, ein Südsudanese, der das Land regelmässig von seinem australischen Exil aus besucht. «Aber ich bin nicht so pessimistisch. Denn wegen dem Friedensvertrag schaut es alles auf den Sudan. Ich denke, es wird nicht lange dauern, bis die internationale Hilfe anläuft und die Leute unterstützt werden. Aber es muss schnell gehen. Ansonsten verlieren wir durch den Hunger viele Menschen. Die Hilfe muss Ende Februar beginnen und bis zur nächsten Erntesaison dauern. Das ist nicht vor dem September. Sonst gibt es sieben Monate Hunger.»

Optimistisch

Bevor er das Land verliess, war Abdun Agaw Tok Nhial Vertreter der sudanesischen Menschenrechtsorganisation SHRO. Regelmässig beteiligte er sich an Hilfseinsätzen in seiner Heimat. Der Friedensvertrag stimmt ihn optimistisch, denn er erklärt den Süden für die kommenden sechs Jahre als vom Norden unabhängig. Danach kann er endgültig über seinen Status abstimmen. «Ich bin grundsätzlich optimistisch. Ich glaube die Bedingungen sind gut», sagt Abdun. Denn die Hälfte der Öleinnahmen geht nun an den Süden, der lange unter den Genozidbemühungen des Nordens gelitten hat.

Warum nicht mit Ölgeld?

Rund die Hälfte der Ölquellen liegt im Süden. Warum als bekämpft man mit dem Geld aus diesen Geschäften nicht den Hunger? Abdun: «Was jetzt ’reinkommt, reicht dafür nicht aus. Im Süden ist soviel zerstört, dass es man über mehrere Jahre sehr viel Geld benötigt, um das Land wieder aufzubauen. Wir brauchen Hilfe von ausserhalb.» Doch wird der Norden das Ölgeld überhaupt ausbezahlen? Das sei keine Frage des Vertrauens, meint Abdun. «Sie haben den Friedensvertrag unterzeichnet; also sind sie daran gebunden.» Freilich verkündete der Norden auch im letzten Sommer, dass man die Milizen in Darfur (Westsudan) entwaffnen würde – und kämpft noch heute Hand in Hand mit ihnen.

Normalität soll einkehren

Er sei optimistisch, meint der Menschenrechtler Abdun. Er glaube, dass sich die Situation nach all den Kriegsjahren normalisieren werde. «Ich glaube, den Menschen stehen Stabilität, Friede und Sicherheit bevor. Das Leben, das sie während des langen Krieges verloren haben, können sie nun neu beginnen.»

Der Süden ist grundsätzlich reich. Es war der Krieg, der ihn künstlich arm gemacht hat. «Der liess nichts übrig», bilanziert Abdun. «Doch die Ressourcen blieben unberührt. Jetzt kann man sie fördern. Ich sehe keinen Grund, warum der Süden nicht auf sich alleine gestellt sein könnte, falls es in sechs Jahren zur Unabhängigkeit kommt.» Daran freilich besteht kein Zweifel. Die Menschen wollen unbedingt in einem eigenständigen Land leben. Ob der radikalislamische Norden bereit ist, die Ölreserven des Südens einem christlichen und animistischen Staat zu überlassen, diese Frage bleibt vorerst offen. Manche erwarten mit der Unabhängigkeit den nächsten Schlag. So gesehen nützt dem Norden die Hungerkatastrophe natürlich. Der Süden wird geschwächt, ohne dass man kriegerische Mittel benutzen muss.

Im Aufbau

«Der Südsudan besitzt genug Ressourcen für den Wiederaufbau», versichert Abdun. «Das ganze Land hier ist kultivierbar. Mit genügend Wasser in unseren vielen Flüssen können hier alle möglichen Ernten eingefahren werden. Wir haben Mineralien, Öl und tropische Wälder. Viele Mineralien sind noch gar nicht entdeckt. Wir haben alles, was ein Land braucht, um auf eigenen Füssen zu stehen.»

Zur Zeit wird die Infrastruktur des Landes aufgebaut; Bildung, Kommunikation und vieles weitere. Zum Beispiel eine Regierung in Rumbek, der inoffiziellen Hauptstadt des Südsudan.

Aktion Nothilfe Sudan

Die in diesem Dossier beschriebene Hungerkatastrophe hat begonnen; die Hintergründe dazu sind im Dossier ausführlich beschrieben. Bis Ende 2005 könnten mehrere Millionen Menschen unverschuldet Opfer dieses Desasters werden.

Gemeinsam mit verschiedenen Hilfswerken sowie Livenet.ch und Jesus.ch läuft die Hilfsaktion Nothilfe Sudan. Sie wird von drei Schweizer Werken unterstützt: CSI (Christian Solidarity International), Frontiers und Vision Africa. Letztere ist nicht selber in diesem Land tätig, unterstützt diese Aktion aber publizistisch.

Wir bitten Sie um eine Spende.
Die Kontonummer lautet: Postfinance 87-96742-1.
Das Konto lautet auf: CSI Schweiz, Sudan-Hilfe, Zelglistrasse 64, 8122 Binz.

CSI ist seit 1992 im Sudan tätig. Mit dem gesammelten Geld wird Hirse gekauft und an die vom Hungertod bedrohte Bevölkerung verteilt. Karawanen bringen die Lebensmittel zum Beispiel in die Marktstadt Warawar im Südsudan, wo jedes bisschen Nahrung ein Menschenleben retten kann. Die Einkäufe werden vom Werk getätigt und überwacht.

Statistik der Spenden

Das Sammelkonto ist offen seit Dienstag, dem 7. Dezember 2004.
Bisher wurden 10'059.70 Franken gesammelt.

Statistik des Genozids im Südsudan

Tote: über 2 Millionen Menschen
Vertriebene: 5 Millionen Menschen
Versklavte Menschen: rund 200'000
Das Morden geschieht seit 1983; von Januar 2005 an via Hungerkatastrophe

Statistik – Genozid in der Region Darfur (Westsudan)

Tote: über 300'000 Menschen (gemäss Washington Post)
Vertriebene: 1,8 Millionen Menschen (UN-Schätzung)
Versklavte: noch keine Angaben; gemäss ARD und anderen Quellen passieren Verschleppungen.
Das Morden geschieht seit 2003.

Dank der Dokumentationsarbeit von CSI konnten der Genozid und die Versklavungen im Süden abgebremst werden.

Hintergrundinfos zur Aktion:
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/493/21137/

Homepages der beteiligten Organisationen:
CSI: www.csi-schweiz.ch
Frontiers: www.frontiers.ch
Vision Africa: www.visionafrica.ch

Datum: 20.06.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

Adressen

CGS ECS ICS