Männliche Sexualität (Teil 1)
Wie Man(n) einen guten Umgang mit Sex findet
Mann und Sexualität – ein weites Feld und häufig Grund für Irritationen, Unsicherheiten und Verletzungen, auch beim Mann selbst. Sexualität ist Schöpfungsgabe Gottes, ohne Wenn und Aber. Sie ist vom Schöpfer erdacht, dem Menschen mitgegeben und dies nicht nur aus dem pragmatischen Grund, die Nachkommenschaft zu sichern. Nein, Sexualität ist dem Menschen auch zu seiner Freude geschenkt.
Ebenso sicher ist, dass Sexualität in den Schutzraum verbindlicher Lebensgemeinschaft zweier Menschen gehört, damit diese wunderbare Schöpfungsgabe Gottes nicht pervertiert oder zu reiner Gymnastik verkommt. Das Geheimnis der Liebe Gottes zu seinen Menschen schimmert auch in der verspielten sexuellen Freude eines Paares miteinander durch. Ohne Sexualität religiös überhöhen zu wollen, hat sie doch eine besondere Bedeutung und bedarf des sorgsamen Umgangs.
Die postmoderne Wirklichkeit sieht gerade in Bezug auf Sexualität anders aus. Von allen Seiten wird der moderne Mensch (Mann) mit sexualisierenden Botschaften konfrontiert, die zumeist den einladenden Charakter des «Probier-was-geht» haben. Werbung, Film, Kunst, Ethik, etc. üben sich in der nicht nachlassenden Botschaft der sexuellen Befreiung in alle Richtungen, Hauptsache man(n) bleibt ein Gutmensch. Das alles betrifft Frauen wie Männer und Paare. Der Fokus dieser Zeilen liegt jedoch speziell beim Mann und dessen Umgang mit seiner Sexualität. Wie also kann der Mann mit seiner Sexualität angemessen und gut umgehen?
Sex ist Glaubenssache
Ein guter Umgang mit etwas setzt zuvor immer die Klärung der eigenen Ethik voraus. Woran glaubt der Mann? Und warum? An eine christliche Ethik, in der ja von je her um einen angemessenen Umgang mit der Sexualität gerungen wird? Sie ist zum Teil lebensfern dogmatisch, zum Teil lebenserhaltend. Oder an allgemein humanistische ethische Grundlagen? Oder an das freudsche Paradigma, der Mann habe seinen sexuellen Trieb von Zeit zu Zeit abzureagieren, andernfalls drohe Ungemach?
Die christliche Grundlinie besagt stets, dass der Mensch in seiner und durch seine Abhängigkeit von Gott ein zutiefst befreiter Mensch ist, also Selbstwerdung im besten Sinne erlebt. Er wird auch frei in seinen Entscheidungen. Das gilt demnach auch für den Mann, also auch für seine Sexualität.
Das bedeutet konkret, dass die Sexualität in ihrer Triebhaftigkeit zwar auch biologischen Gesetzmäßigkeiten folgt, der Mann aber prinzipiell frei ist in seiner Entscheidung, diese so oder so auszuleben. «Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen» (1. Korinther, Kapitel 6, Vers 12). Keiner behauptet, dass dies immer einfach ist oder immer Freude macht. Die Grundfrage lautet also: Hat die Sexualität ihn oder hat er die Sexualität?
Sich der Sexualität bewusst machen
Männer sollten sich ernsthaft Gedanken darüber machen, dass es gerade im Umgang mit der eigenen Sexualität darum geht, sich seiner bewusst zu werden und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Denn an dem, was man(n) sich bewusst macht, damit kann man(n) gestaltend umgehen. Je älter der Mann, desto leichter wird ihm dieser bewusste Umgang mit sich selbst und seiner Sexualität fallen.
Weil die moderne Lebenswirklichkeit den Mann jedoch immer wieder mit der Botschaft des «Alles ist möglich» lockt, muss der Mann gute männliche Gemeinschaft mit Gleichgesinnten suchen. Gemeinsam hat man es leichter als allein. Dabei sollte das Thema Sexualität nun nicht immer zum Mittelpunkt erhoben werden, aber im Zweifel doch auch thematisierbar sein.
Ferner benötigt der Mann immer wieder seinen Fokus auf Jesus Christus, um in der oben kurz beschriebenen, christlichen Ethik nach wie vor zuhause zu sein. Ein starker Mann, der auch mal schwach sein darf, hat es leichter, mit seiner Sexualität gestaltend umzugehen – stark durch Gemeinschaft mit anderen und mit Jesus.
Sexmythen entlarven
Diverse sexuelle Mythen entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Irrlicht. Beispielsweise müsse der Mann regelmäßig Sex haben, sonst werde es aufgrund der Bedürfnisspannung und auch seiner körperlichen Situation sicher zu Problemen kommen. Das ist Nonsens. Enthaltsamkeit ist möglich und keiner muss befürchten, dadurch automatisch zu mehr oder minder schwerwiegenden Übersprunghandlungen zu neigen. Wie gesagt, es ist weder immer leicht noch ist es immer schön. Dennoch gilt: Mann ist freier als man glaubt.
Ein weiterer Mythos, dass der Mann «immer können muss», hält sich hartnäckig und führt häufig unnötigerweise zu Problemen in Partnerschaften. Erektionsstörungen diverser Ausprägungen sind nicht der Untergang der Partnerschaft, wenn es gelingt, darüber ins Gespräch zu kommen, sie nicht allzu ernst zu nehmen (es sei denn, sie deuten auf eine ernst zu nehmende Paarproblematik hin) und, ganz wichtig, Erwartungsängste gar nicht erst entstehen zu lassen. Humor, wenn er nicht zynisch ist, schadet auch nicht.
Sex als Beziehungsarbeit zur Partnerin und zu sich selbst
Sexuelle Bedürfnisse sind in einer Partnerschaft bisweilen unterschiedlich verteilt. Mal will er mehr als sie oder umgekehrt oder noch ganz anders. Was hilft? Reden. Erwachsen und offen reden. Wenn möglich Kompromisse finden, die für beide (er)lebbar sind. Auf lange Sicht zahlt es sich in einer Beziehung nicht aus, wenn einer oder eine immer nur nachgibt. Es müssen gute Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse gefunden werden. Das ist Beziehungsarbeit und diese Arbeit ist aller Mühe wert!
In der Art und Weise, wie der Mann seine Sexualität lebt, ist ihm diese Hinweis auf wesentliche Lebensthemen. Sexualität ist sozusagen die Bühne, auf der immer wieder wesentliche Lebensskripte reinszeniert werden. Aber das ist noch einmal ein ganz eigenes Thema. Schlussendlich geht es im Erleben der männlichen Sexualität um den Weg der Identitätsbildung, nämlich vom «Ich zum Du zum Wir» zu kommen. Auch das ist aller Mühe wert und Gott hilft dazu.
Diesen Artikel hat uns freundlicherweise das Weisse Kreuz zur Verfügung gestellt.
Zum Thema:
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Autor: Florian Mehring
Quelle: Weisses Kreuz Magazin