Samuel Koch und Samuel Harfst

Eine Konzertlesung wie «ein Stück Himmel»

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Sie sitzen entspannt auf der Bühne und reden über Gott und die Welt. Sie singen und lesen. Der Musiker Samuel Harfst (30) und der querschnittsgelähmte Schauspieler Samuel Koch (28) nehmen ihre Zuschauer bei ihrer Konzertlesung mit hinein in ihre Freundschaft und ihre normale Beziehung zu Gott.

Zwei Sessel stehen auf der Bühne. Dazwischen eine Stehlampe. Man fühlt sich ein bisschen wie ein Gast im Wohnzimmer bei den beiden Samuels. Samuel Koch erzählt und liest seine Lebensgeschichte. Und Samuel Harfst singt seine Lieder. Die beiden plaudern miteinander und lachen. Sie stellen sich infrage und gehen in die Tiefe. Ein ganzer Saal voller Zuschauer sitzt auch in diesem Wohnzimmer und geht mit durch Höhen und Tiefen. Und verlässt den Abend bereichert und beschenkt.

Das Glück braucht keine Beine

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Samuel Harfst (links) und Samuel Koch
Samuel Koch ist seit einem spektakulären Unfall vor fast sechs Jahren bei der Fernsehsendung «Wetten, dass …?» querschnittsgelähmt. Der 28-Jährige hat inzwischen sein Schauspielstudium erfolgreich abgeschlossen und ist festes Ensemblemitglied des Staatstheaters Darmstadt. Glück ist für ihn ein grosses Thema. «Die ganze Welt scheint irgendwie nach Glück zu streben. Man rennt zu Psychologen oder Wahrsagern, wechselt erneut den Partner, sucht Glückscoaches auf oder reist um die ganze Welt, um sein persönliches Glück zu finden.» Nachdenklich fragt Koch, ob man tatsächlich nur glücklich sein kann, wenn die Umstände stimmen. Und beantwortet die Frage für sich: «Ich hoffe nicht, denn das würde bedeuten, dass ich bis auf weiteres keine Chance mehr hätte, glücklich zu sein.»

Das Publikum sieht dabei auf seine überschlagenen Beine, die nur durch die Unterstützung anderer so entspannt aussehen. Und dann beschreibt er ein paar kleine Glücksmomente, die das Publikum still werden lassen: «Einschlafen, eine Nacht durchschlafen, erfolgreich husten, küssen, gute Musik hören, Gottesdienst feiern, richtig gekratzt werden, effektiv Niesen, Theater spielen, Nägel geschnitten bekommen und dabei etwas spüren, vor Anstrengung Schmerzen haben, nach dem Kollabieren wieder aufwachen, Blödsinn reden, singen oder in der Fantasie tanzen.» Und dann wendet er sich an Samuel Harfst und fragt, was für ihn Glück ist. Der lächelt und entgegnet mit Joachim Ringelnatz: «Glück ist die Brille, die man verzweifelt sucht, während sie einem auf der Nase sitzt.»

Hoffnung gegen den Anschein

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Samuel Koch erzählt und liest seine Lebensgeschichte.
Samuel Harfst ist nicht nur Stichwortgeber für seinen Freund und Bühnenkollegen. Seine Lieder erzeugen eine Stimmung, die den gesamten Abend trägt. Zwischendrin steht er immer mal wieder auf und singt zusammen mit seiner Band – von Aufbruch und Zweifeln, Liebe und Tod. Und immer wieder von der Hoffnung. Diese Hoffnung lässt auch Samuel Koch nicht los. Es ist berührend, als er festhält: «Hoffen ist erlaubt. Ich hoffe darauf, mich wieder bewegen zu können. Auch wenn der Verstand mir rät, lieber nicht darauf zu setzen, um mich nicht selbst zu enttäuschen.» Der Rollstuhlfahrer sensibilisiert sein Publikum auch für die immer noch schwierige Situation behinderter Menschen. Als er zum Beispiel beim Besuch des Musicals «König der Löwen» gebeten wurde, das Ganze auf dem Bildschirm im Vorraum anzuschauen – «Sie wissen schon, die Vorschriften…». Auch so manches Gotteshaus ist für ihn nur theoretisch einladend.

«Rolle vorwärts»

Im Gespräch der beiden Samuels ist auch Raum für Zweifel. Samuel Koch erzählt offen, dass sein Grundvertrauen in Gott nach dem Unfall stark erschüttert war. In seinem Buch «Rolle vorwärts» berichtet er über diesen Prozess: «Der Glaube hat sich für mich in manchen Dingen relativiert und in anderen Sachen intensiviert. Schien die Beziehung zu Gott früher ein bisschen wie das Sahnehäubchen auf der Torte meines sonnigen Lebens, so ist sie heute eher Teigmasse und damit überlebensnotwendig für mich geworden.»

Gleichzeitig freut sich der junge Mann darauf, seine Fragen irgendwann einmal bei Gott loswerden zu können. Fragen, auf die er bis jetzt keine Antwort hat. Bis dahin hält er fest – und es klingt fast wie ein Motto für die Konzertlesung: «Tränen trocknen, Schmerzen lindern geht auch schon jetzt. Deshalb werde ich weiter wach, neugierig und abenteuerlustig vorwärtsrollen und versuchen, mit so vielen Menschen wie möglich schon jetzt und hier ein Stückchen Himmel auf Erden zu feiern.»

Zur Webseite:
Schon jetzt ein Stückchen Himmel - Bericht zur Lesung auf evangelisch.de

Zum Thema:
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Datum: 28.04.2016
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet, evangelisch.de

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