Nach zweijährigem Prozess
Britische Methodisten beschliessen Trauung homosexueller Paare
Die im englischen Birmingham bis zum 1. Juli tagende Konferenz der Methodistischen Kirche in Grossbritannien (The Methodist Church in Britain, MCB) hat die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare beschlossen. Mit einer deutlichen Mehrheit von 254 Ja- bei 46 Nein-Stimmen billigten die Mitglieder der Konferenz die vorgeschlagenen Änderungen in der Ordnung der Kirche.
Wie Pastor Klaus Ulrich Ruof, Pressesprecher der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland, mitteilte, sei der Entscheidung ein pandemiebedingter auf zwei Jahre ausgedehnter Beratungsprozess vorausgegangen. Während der Konferenztagung der britischen Methodisten im Jahr 2019 war eine Vorlage angenommen worden, die daraufhin in den dreissig Distrikten der MCB beraten werden sollte. Unter dem Titel «In der Liebe eint uns Gott» (God in Love Unites Us) ging es um vorläufige Beschlüsse zu «Ehe und Partnerschaft». Darin wurden die Definition von Ehe, die Zulassung gleichgeschlechtlicher Eheschliessungen sowie die Gewissensfreiheit handelnder Personen und die Hoheit von Gemeinden über ihre Gebäude im Zusammenhang mit gleichgeschlechtlichen Eheschliessungen für die Ordnung und Praxis der Kirche neu formuliert.
Ausser einem Distrikt hätten alle anderen die Vorlage mit durchschnittlichen Mehrheiten von über 75 Prozent befürwortet, was sich auch im jetzt erfolgten Beschluss niederschlage. Mit dieser Entscheidung übernehme die Methodistische Kirche in Grossbritannien die vor zwei Jahren vorläufig in Kraft gesetzten Beschlüsse in ihre Ordnung. Damit wären gleichgeschlechtliche Trauungen durch kirchliche Amtsträger und in Gebäuden der Kirche möglich, so Ruof.
Gewissensfreiheit garantiert
Die Beschlussfassung beinhalte eine Erweiterung der Definition von Ehe. In der neuen Ordnung ist die Ehe «eine lebenslange Verbindung von zwei Personen». Die Uneinheitlichkeit in der Sichtweise zu dieser Frage schlage sich in einer Ergänzung nieder. Darin heisst es, dass dies «in zweierlei Weise» verstanden werde. Für die einen könne die Ehe «nur zwischen einem Mann und einer Frau» geschlossen werden. Andere seien der Überzeugung, dass die Ehe «zwischen zwei beliebigen Personen» geschlossen werden könne. Im weiteren Beschlusstext betone die Kirche mit der Formulierung «die Methodistische Kirche bekräftigt beide Auffassungen», dass es weiterhin unterschiedliche Überzeugungen gebe und diese nebeneinander Platz hätten.
In weiteren Klauseln werde nicht nur den pastoralen Amtsträgern, sondern allen handelnden Personen Gewissensfreiheit garantiert, sodass diese nicht gegen ihre Überzeugung gleichgeschlechtliche Trauungen durchführen oder begleiten müssten. In gleicher Weise sei den Gemeinden die alleinige Zuständigkeit für die eigenen Gebäude zugesichert, sodass in kirchlichen Gebäuden nicht gegen die mehrheitliche Überzeugung der Gemeinde eine gleichgeschlechtliche Trauung stattfinden könne.
Methodistische Kirche in Grossbritannien
Die Methodistische Kirche in Grossbritannien (The Methodist Church in Britain, MCB) ist aus der methodistischen Erweckungsbewegung um die Brüder John und Charles Wesley im 18. Jahrhundert in England hervorgegangen. Nach eigenen statistischen Angaben vom Oktober 2020 gehörten zur Kirche 164'000 bekennende, aktive Mitglieder in rund 4'000 Gemeinden in Grossbritannien (ohne Nordirland). Laut statistischen Angaben des Weltrates methodistischer Kirchen zählen sich in Grossbritannien insgesamt rund 300'000 Personen zur MCB.
Hintergrund
Laut Pastor Klaus Ulrich Ruof stehe seit Februar 2019 eine Trennung innerhalb der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK; englischer Name: The United Methodist Church – UMC) im Raum. 2019 habe die Generalkonferenz der UMC als höchstes internationales Leitungsgremium der Kirche bei einer ausserordentlichen Tagung einige Passagen der Kirchenordnung zu Fragen der Homosexualität mit strafbewehrten Formulierungen verschärft. Seither gebe es weltweit heftige Auseinandersetzungen, die von einigen Gruppen teilweise mit dem Ziel einer Spaltung der Kirche verfolgt würden. Demgegenüber gebe es vermittelnde und auf Bewahrung der Einheit zielende Bestrebungen, die zugleich für eine grössere Öffnung der Kirche in sexualethischen Fragen plädierten.
Die Initiativen für eine grössere Öffnung der Kirche führten jedoch in verschiedenen Regionen der Kirche zu Befürchtungen, dass in einer künftig «offeneren» Evangelisch-methodistischen Kirche Menschen und Gruppen mit einer konservativen Haltung keinen Platz mehr hätten, so Ruof. Dort wäre die Sorge gross, dass Regelungen zur Öffnung in sexualethischen Fragen als überall gültig übergestülpt würden, was in verschiedenen kulturellen Kontexten weder vermittelt noch akzeptiert werden könnte.
Weltweit zählen sich zur Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK/UMC) rund zwölf Millionen Menschen. Die UMC gehört zum Weltrat Methodistischer Kirchen, in dem über 70 Kirchen methodistischer, wesleyanischer Tradition sowie mit ihnen verbundener unierter und vereinigter Kirchen mit insgesamt über 51 Millionen Gläubigen vertreten sind.
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Quelle: APD
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