Rumänien
Eis-Kirche lässt Eis der interkonfessionellen Beziehungen schmelzen
Im Skigebiet Balea Lac im Fagaras-Gebirge (Rumänien) steht eine Kirche, die komplett aus Eis ist. Sie liegt auf 2000 m.ü.M. und ist nur über eine Seilbahn erreichbar. Es soll ein Ort der Begegnung und Versöhnung sein.
Das Eis für die Kirche wurde vom gefrorenen Balea-See im Nordwesten von Bukarest genommen. Mit der Kettensäge wurden Eisblöcke ausgesägt und mit Wasser und Schnee zu einer Kirche aufgebaut.
Umgeben von Wasser
Das Design der Kirche ist inspiriert von einer alten Kirche in Transsilvanien. Die Kirche ist 6 Meter hoch, 14 Meter lang und 7 Meter breit. Das Gotteshaus steht allen Denominationen offen – so wurden letzte Woche darin ein orthodoxer, ein katholischer und ein reformierter Gottesdienst abgehalten. Michael Regen, ein evangelischer Pfarrer, verglich den Anlass in der Eis-Kirche mit einer Taufe: «Wir sind jetzt unter Wasser, umgeben von Wasser. Dieser Ort soll ein Ort des Gebets für uns sein, wo Menschen mit Freude hinkommen», sagte er.
«Menschen vergessen, was sie unten im Tal gelassen haben»
Die Eis-Kirche wurde in den letzten Jahren jeden Winter neu gebaut und gesegnet, als ein Gotteshaus, in dem auch Taufen und Hochzeiten gefeiert werden können. Doch die Kirche hat noch eine viel bedeutungsvollere Funktion: Dank der Kirche im Skigebiet Balea Lac konnten bereits Konflikte zwischen verschiedenen christlichen Kirchen in Rumänien geschlichtet werden. In gewissem Sinn lässt die Eis-Kirche also das Eis der interkonfessionellen Beziehungen schmelzen.
Ein katholischer Priester betonte bei der diesjährigen Eröffnung, dass die Eis-Kirche ein Ort der Begegnung und Versöhnung sei: «In der Eis-Kirche vergessen die Menschen für ein paar Momente, was sie unten im Tal gelassen haben. Die Kämpfe, Missverständnisse und widersprüchlichen Argumente sind für einen Moment nicht mehr so wichtig.»
Besitzverhältnisse ungeklärt
Nicht klar ist, wem die Kirche aus Eis gehört, da Kommunisten im Jahr 1945 Kirchen in Besitz nahmen und sie dann wieder weitergaben. Einige Kirchen wurden nie mehr ihren ursprünglichen Konfessionen zurückgegeben.
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Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / Christian Post