Besinnt sich Frankreich auf das Christentum?

Neues Interesse am Christentum: Laut einer Meinungsumfrage sind 32 Prozent der Franzosen, die sich selbst Christen nennen, wieder zum Glauben zurückgekehrt.

Zum Vergleich: Dieses Bekenntnis legten in Frankreich im Jahre 1994 nur 13 Prozent der Leute ab. „Entdeckt die säkularste Nation Europas ihre christlichen Wurzeln?“, fragt Agnieszka Tennant in einem Artikel von «Christianity Today».

Die postmodernen Franzosen scheinen die Utopie des Sozialismus durchschaut zu haben. Ausserdem genügen scheinbar auch Wein und andere Sinnesfreuden nur noch bedingt, um das ausfüllen können, was der französische Philosoph Blaise Pascal als «gottförmiges Vakuum in uns» beschrieb.

„Verboten zu verbieten“

Noch in den 60er Jahren erklärten französische Intellektuelle im Zug der sexuellen Revolution, «dass es verboten war zu verbieten», sagt Mark Farmer, ehemaliger Baptistenpastor in Paris.

In einem vieldiskutierten Buch von Jean-Claude Guillebaud fordert dieser die französische Nation auf, die eigenen jüdisch-christlichen Wurzeln zu untersuchen und neu zu entdecken. «Das 20. Jahrhundert war ein Jahrhundert der Desillusionierung», so Guillebaud. «Marxismus, Evolution, Sozialismus, Hedonismus, Kriege – was haben sie gebracht? Woher kommt beispielsweise die menschliche Fähigkeit, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, etwas, das jede Kultur transzendiert?» fragt Guillebaud – und zeigte damit in Richtung Gott.

Überraschendes Interesse

Bibelverkäufe erleben derzeit ein historisches Hoch in Frankreich, berichtet Christian Bonnet von der französische Bibelgesellschaft. 2003 wurden völlig unerwartet 1000000 Bibeln und 50000 Neue Testamente verkauft.

Eine Bibelausgabe mit Erklärungen für religiös Suchende, La „Bible Expliquée“, verkaufte sich 80000 mal im ersten Monat, sogar in säkularen Buchhandlungen und Supermärkten. «Gott, deine Aktien steigen!», lautete der Titel eines 72-seitigen Berichtes in einem Businessmagazin, der das plötzliche Ansteigen des religiösen Interesses im nachmaterialistischen Zeitalter in Frankreich beschreibt.

Evangelikale im Aufwind

In den letzten 35 Jahren sei alle elf Tage eine neue christliche Gemeinde in Frankreich entstanden, so die vorsichtige Schätzung von Daniel Liechti, einem Gemeindegründungsforscher von «France Mission».

Die Evangelikalen sind im Vormarsch: Waren es im Jahre 1970 noch 760 evangelikale Gemeinden, so sind es heute 1850, zu denen, sagt Liechti, kommen nochmals zwischen 800 und 1000 Gemeinden hinzu, die hauptsächlich aus Immigranten bestehen.

Seit dem Jahr 1950 hat sich die Zahl der evangelikalen Christen Frankreichs von 50000 auf etwa 350000 versiebenfacht, so Tennant, und durch die Alphalive-Kurse haben auch viele katholische Christen eine Glaubenserneuerung erfahren.

Der Alphalive-Kurs boomt inzwischen auch in den katholischen Pfarreien: Wurden 1998 erst fünf Kurse durchgeführt, so fanden im Jahre 2004 bereits 303 Alphalive-Kurse statt.

Autorin: Agnieszka Tennant
Quellen: Christianity Today/Freitagsfax

Datum: 05.03.2005

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