Strassenkinder auch in Zürich?
Europäische «Strassenkinder» sind im Unterschied zu jenen im Süden meist über 12 Jahre alt, stellen kein reines Armutsphänomen dar und das Leben auf der Strasse findet oft nur in Phasen statt. Gemeinsam ist aber allen «Strassenkindern», dass der öffentliche Raum den Lebensmittelpunkt darstellt, wie Adrian Ritter im Dienst der Reformierten Nachrichten schreibt.
Auffällige und bisweilen als störend empfundene Jugendliche gab es in Zürich bisher in der Nähe des Hauptbahnhofes oder am Zürichsee. Diese Gruppe von «Strassenkindern» ist gemäss der Forschungsstelle Sozialpädagogik zwar die «sichtbarste, jedoch vermutlich nicht die einzige in Zürich».
Unter Leitung von Thomas Gabriel suchte die Sozialpädagogischen Forschungsstelle am Pädagogischen Institut der Universität Zürich im Januar/Februar 2004 einen Überblick zu erstellen. Sie kam auf insgesamt 64 Kinder und Jugendliche.
Sie waren durchschnittlich 17-jährig, zu 61 Prozent männlich und stammten mehrheitlich aus der Stadt oder dem Kanton Zürich. Die Schweizer machten knapp die Hälfte aus, Personen aus dem Balkan ein Sechstel und jene aus Südeuropa ein Achtel. Von den noch schulpflichtigen Jugendlichen besuchten bloss fünf Prozent regelmässig die Schule!
Die befragten Fachpersonen aus den Institutionen, die mit den „Strassenkinder“ zu tun haben, nannten vor allem Konflikte mit den Eltern, Gewalt oder den «Rauswurf» von zu Hause. Weiter wurden auch Drogenprobleme genannt. Einige Jugendliche gaben auch Nöte im Zusammenhang mit Migration an: Kulturkonflikte, Asylsuche und Kriegstraumata.
Für Norbert Hänsli von der römisch-katholischen Jugendseelsorge Zürich, die die Studie in Auftrag gab, sind Jugendliche auf der Strasse „zwar kein Massenphänomen“, aber doch ein Problem, vergleichbar mit Grossstädten in Deutschland. Hänsli geht bei den 64 Personen zusätzlich von einer Dunkelziffer aus. Nach einer Fachtagung am 6. Dezember soll nun eine weitere Studie erstellt werden.
Quellen: Livenet/rna