Tourismus in Israel
«Aus Corona-Perspektive die beste Destination»
Nach 14 Monaten Lockdown, was den Tourismus anbelangt, öffnet Israel wieder für Reisende aus dem Ausland. Zuerst in einer Pilotphase bis 15. Juni und limitiert auf 20 Gruppen. Reiseleiter Moshe Gabay erklärt im Interview mit Livenet, warum Israel trotz Gazakonflikt deutlich sicherer ist als andere Länder.
Keshet Journeys ist eine der Agenturen, die zur Zeit wieder Besucher durch das Land der Bibel führt. Co-Direktor ist der in Lohn SH aufgewachsene Moshe Gabay, Sohn einer schweizerischen Mutter und eines israelischen Vaters. Mit 19 Jahren und nach einer Berufslehre in der Schweiz wanderte er 2002 nach Israel aus. Nach diversen Jobs, drei Jahren Dienst in der israelischen Armee und einer Weiterbildung zum Reiseleiter begleitet er seit 2007 Touristen durch Israel.
Keshet Journeys fokussiert sich auf Bildungstourismus, Begegnungen, Studienreisen und Startup-Industrie. Mit Moshe Gabay auch besonders auf den christlichen Markt, wo er als messianisch gläubiger Jude (in der Schweiz in Kirchgemeinden aufgewachsen) einen besonderen Bezug dazu hat. So organisierte Keshet schon Logistik und Israelreisen für grosse Kirchenbewegungen wie Hillsong oder den Besuch des Musikers Chris Tomlin.
Interview mit Moshe Gabay
Israel hat die Corona-Krise überwunden und einen weiteren Ausbruch des Konfliktes mit Gaza hinter sich. Wie soll es nun punkto Tourismus weiter gehen?
Moshe Gabay: Ja, es ist schwierig und fühlt sich komisch an. Israel hat nun erfolgreich eine Impfkampagne umgesetzt und so wagt es das Land unter grösster Vorsicht, die ersten Gäste aus dem Ausland zu empfangen. Wir selbst verabschiedeten im März 2020 hier die letzte Reisegruppe aus Israel. Und jetzt besucht uns die erste Gruppe mit lediglich neun Leuten aus Deutschland. Das sind Fans, die es kaum erwarten konnten, Israel wieder zu besuchen.
Vermutlich gibt es aber auch noch Zurückhaltung im Bezug auf Reisen nach Israel?
Es ist nun mit sehr viel Bürokratie verbunden und ich würde eigentlich solche Reisen auch erst ab Juli empfehlen. Besucher müssen geimpft sein und wir müssen bei den Behörden alles einreichen. Aus Angst vor gefälschten Dokumenten veranlasst Israel nun auch als einziges Land serologische Tests. Das heisst: Die Leute müssen bei Ankunft direkt ins Spital zur Blutprobe, um Antikörper nachzuweisen.
Es ist ja riskant…
Ja, man befürchtet in Israel bei der derzeitigen Öffnung innerhalb des Landes, dass man mit einer zusätzlichen Öffnung für den Tourismus alles vermasselt. Dieser Zweig ist abgesehen davon vor allem für Palästinenser wichtig. Für Israelis sind andere Branchen wie Hightech die primären Einnahmequellen.
Wie ist die Situation auch punkto Sicherheit einzuschätzen?
Der Konflikt mit Gaza und zwischen Juden und Arabern im Landesinneren hat immer wieder Saison. Das hat mit politischen Repressionen und Entscheiden zu tun. Wenn sich jetzt nichts drastisch ändert, rechne ich erst wieder in fünf Jahren mit einem Ausbruch. Wir haben nun auch eine arabische Partei in der Regierung und so sind alle besser vertreten. Dadurch hoffen wir auf Beruhigung. Man weiss jedoch nie, wann es wieder zu kritischen Situationen kommt – es ist aber auch nicht permanent unsicher in Israel. Israel ist sicherer als viele andere Länder, abgesehen von einzelnen Zonen.
Wie kann Israel allenfalls auch punkto Covid-Sicherheit den Weg weisen?
Viele Länder schauen jetzt nach Israel, wie gut wir das hier machen. Und einiges wird wohl dann auch übernommen. Zum Beispiel die Erfassung von Impfpässen in einem internationalen System. Oder wenn eine gewisse Anzahl von Geimpften besteht und die Abkommen mit einzelnen Ländern klappen, könnte man auch Ungeimpfte wieder direkt einreisen lassen. Das ist meine Hoffnung, dass dies passieren wird und alle sich frei bewegen können.
Zuerst läuft jetzt eine Pilotphase – und dann?
Es werden nochmals bis Ende Juni 1'000 Touristen eingelassen. Wir schauen voraus und sprechen mit Partnern, Agenturen und Kirchgemeinden, zum Beispiel, um wieder grössere Gruppenreisen zu organisieren. Israel ist aus Corona-Perspektive die beste Destination, weil man von uns sicher nicht angesteckt wird.
Und wie habt ihr den Lockdown überbrückt?
Dank finanzieller Unterstützung durch den Staat. Und wir haben zum Beispiel auch eine virtuelle Ausbildung für (christlich) gläubige Reiseleiter lanciert. Da besteht bis anhin noch zusätzlicher Bedarf. Es geht um den Zusammenhang von Grundwissen zum Land Israel, wie ich es als Reiseleiter lernte, und Wissen über die Bibel. Die Ausbildung richtet sich an Interessierte (zum Beispiel an Pastoren) aus aller Welt. Webinars (in englischer Sprache) dazu gehen ab 14. Juni online.
Zur Webseite:
Keshet Journeys
Online-Kurs (ab 14. Juni) für Pastoren und angehende Tourleader
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Autor: Georg Hoffmann
Quelle: Livenet