Wird auch Libanon christenfrei?
Bischof Salibas Befürchtungen machen Schlagzeilen im Libanon
Der Libanon ist zwar politisch längst nicht mehr die «Schweiz des Nahen Ostens», gilt aber noch immer als dessen christliches Musterland. Doch jüngst wurden Stimmen laut, dass auch dieses Land christenfrei werden könnte.
Der Libanon hat von 1975 bis 1990 einen kaum weniger schlimmen Bürgerkrieg wie heute in Syrien hinter sich. Die libanesischen Christen haben darin ihre traditionelle Mehrheit – die einzige in der islamischen Welt – verloren. Sie prägen aber nach wie vor das kleine Gebirgsland, dessen Höhen ihnen Schutz gewähren.
Doch über Ostern meldete sich eine besorgte Stimme: «Die Christen werden unausweichlich aus dem Nahen Osten verschwinden, sogar aus Libanon», lautete in der Hauptstadt Beirut die Schlagzeile der Tageszeitung «L'Orient-Le Jour». Sie stammte von dem bei allen Christen angesehenen . Der 73-Jährige befürchtet: «Es wird in zehn Jahren bei uns keine Christen mehr geben.»
70 Prozent der Christen haben Syrien verlassen
Mord und Vertreibung hat Saliba an mehreren Orten erlebt. Seine ostsyrische Heimat um Qamischlije, wo er 1945 geboren wurde, erkannte er letzten Herbst nicht wieder, nachdem dort seit 2014 die Terrormiliz «Islamischer Staat» geherrscht hatte.
Noch schlimmer wurde es dann in Mossul, wo er von 1958 bis 1962 das Seminar besucht hatte: Nichts als Ruinen über unversargten Leichen. Der Bischof kennt aus eigenem Erleben, was er schreibt: «70% der Christen von Syrien haben das Land seit 2011 verlassen, also seit Beginn des Bürgerkriegs. Im Irak hatte es vor 2003, bis zum Sturz von Saddam Hussein, 1,5 Millionen Christen gegeben, heute hingegen haben 85% von ihnen ihrer Heimat den Rücken gekehrt.»
Bischof sorgt sich um Europa
Ab 1973 war Saliba Vikar seines Patriarchen für Libanon. Zwei Jahre später brach dort der Bürgerkrieg von Sunniten, Drusen und Schiiten gegen die Maroniten und andere Christen aus. Ums Haar wären diese besiegt worden. Der Bischof fürchtet daher eine zunehmende Islamisierung auch im Westen: «Schaut nur, was heute in Europa geschieht: Der Westen ist atheistisch geworden». In säkulären Staaten verlören die Amtskirchen durch sittliche Verwirrtheit ihre Glaubenskraft. Viele wendeten sich dem Islam zu, weil sie in ihm klare Grundsätze und Bekenntniskraft fänden. «Dazu kommen die demographischen Umwälzungen mit der Muslimeinwanderung und -vermehrung. Ganzen europäischen Völkern droht Islamisierung!», fürchtet Bischof SalibaVorübergehende Auffrischung für europäische Kirchen
Zwar bereicherten die aus Nahost geflohenen Christen zunächst das europäische Glaubensleben. Denn: «Die Christen, die den Nahen Osten verlassen haben, werden nie mehr in ihre Ursprungsländer zurückkehren.» Doch drohe auf die Dauer auch ihnen die Zersetzung mit Europas «bequemer Christlichkeit»: «Die geflohenen Christen werden sich noch in eifrigen Kirchgemeinden zusammenschliessen, ihre Kinder aber werden Schritt für Schritt die Nachlässigkeit der neuen christlichen Umgebung annehmen!»
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Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet