Olympische Spiele
Pastor: Olympia hilft Nord- und Südkorea weiter
Das gemeinsame Einlaufen des süd- und nordkoreanischen Teams bei Olympia hält Pastor Stephan Choe für ein starkes Zeichen der Versöhnung. Der Geistliche aus einer koreanisch geprägten Freikirche in Bochum bleibt aber auch realistisch.
Auch kritische Stimmen in Südkorea
«Mir gefallen die Spiele bisher sehr gut», sagt Choe, der das Sportevent mit seiner Frau zuhause vor dem Fernseher verfolgt. Vormittags arbeitet er in der Gemeinde, nachmittags ist Zeit für den Sport. Es gibt kein Public Viewing in der Gemeinde. Aber natürlich unterhalten sich die Gemeindemitglieder darüber.
Die Freude über das gemeinsame Einlaufen von Nord- und Südkorea entspricht in seinen Augen auch der Haltung der meisten Koreaner. Allerdings gebe es auch kritische Stimmen in Südkorea. «Politisch ist das die rechte Seite des Parteienspektrums, die nationalistisch eingestellt ist», erklärt er. Das sei vielleicht ein Fünftel der südkoreanischen Bevölkerung.
Nordkoreanische Propagandawirkung überschaubar
Die Nordkoreaner seien auch bei Olympia, um Propaganda zu machen. «Aber die Wirkung halte ich für überschaubar», sagt Choe. Die Lieder zum Beispiel, welche die eingeladenen nordkoreanischen Musiker bei Konzerten in Seoul und Gangneung gesungen haben, seien eigentlich neutrale Lieder. Sie seien nur ganz leicht propagandistisch gefärbt. Ausserdem hätten die Sänger auch über die Vereinigung der beiden Länder gesungen.
Wegen der Atomtests von Nordkorea bezeichnet Choe die politische Lage zwischen den beiden Staaten als «sehr angespannt». Aber Südkorea habe weiterhin das Bestreben, sich mit Nordkorea zu versöhnen. «Ich wünsche mir, dass die Länder den Konflikt überwinden und die positive Stimmung aus den Olympischen Spielen für eine Vereinigung mitnehmen können», sagt Choe. Doch er ist auch realistisch: Nordkorea werde die Atomtests nicht einstellen. «Aber Olympia trägt dazu bei, dass sich die Koreaner gemeinsame Gedanken machen. Wenn jeder nur für sich denkt, wird der Abstand zwischen den Ländern nur immer grösser. Jetzt hat man wieder das Gefühl gehabt, dass es eigentlich ein Volk ist.»
Nordkorea steht auf dem Weltverfolgunsindex 2018 des christlichen Hilfswerkes Open Doors auf Platz eins. Dort befindet sich das Land seit 2002.
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Autor: Michael Müller
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de